"Perfekt", "fantastisch" Forscher entdecken uralte Mini-Schlange
Forscher in Hessen sind aus dem Häuschen: In 47 Millionen Jahre altem Schiefer entdeckten die Wissenschaftler eine besondere Schlange, womöglich eine bisher unentdeckte Art.
Ein Team der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung hat bei den diesjährigen Grabungen im Unesco-Welterbe Grube Messel 820 neue Funde gemacht. Bei den Arbeiten vom 12. Juni bis 7. Juli seien mit 80 Prozent überwiegend versteinerte Insekten und Pflanzen in dem 47 Millionen Jahre alten Schiefer entdeckt worden, teilte die Gesellschaft am Freitag mit.
Unter den neuen Funden sei aber auch ein nahezu vollständiges Schlangenfossil. Bei dem 41 Zentimeter langen Tier sei es gelungen, die Luftröhre bei der Präparation freizulegen. Um was für eine Schlange es sich handelt, sei noch nicht abschließend geklärt, hieß es.
Fund in der Grube Messel laut Forschern "fantastisch" und "perfekt"
Die Forscher feierten den Fund: "Die Erhaltung der Luftröhre ist einmalig für Messel", freute sich Krister Smith vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt am Main. An dem neu entdeckten Fossil könne man die besondere Modifikation von Luftröhren bei Schlangen "fantastisch" beobachten. Form und Lage der Luftröhre seien "perfekt" durch schützende, gut erhaltene Knorpelringe gekennzeichnet.
Smith erklärt: Schlangen besitzen, wie andere Landwirbeltiere, Lungen. Die Form der Lungenflügel sei aber stark modifiziert. Die rechte Lunge sei viel größer als die linke, die sogar ganz fehlen könne. Zudem sei die Lunge schlauchförmig verlängert, könne bei Pythons 40 Prozent der Körperlänge einnehmen. "Auf den Menschen übertragen würde das bedeuten, dass unsere Lunge so lang wie ein Arm ist", erläuterte Smith.
Gehört die Schlange zu einer bisher unbekannten Art?
Entsprechend der Modifikationen der Lungen sei auch die Luftröhre bei Schlangen viel länger als beim Menschen und die Verzweigung in die beiden Bronchien weit nach hinten verlagert.
Welcher Art die im Stein gefundene Schlange genau ist, müssten nun weitere Arbeiten zeigen. Die Präparation sei noch nicht abgeschlossen, eine Schädelseite befinde sich noch im Gestein.
Bereits sichtbare Merkmale, wie das Vorhandensein von Zähnen am Zwischenkiefer, sprächen aber für eine Zuordnung des entdeckten Jungtieres zu den Pythons, teilte die Senckenberg Gesellschaft mit. Smith: "Das Vorhandensein dieser Schlangengruppe in Messel konnten wir erst vor wenigen Jahren mit Messelopython freyi 2020 und Palaeopython schaali 2022 nachweisen. Es dürfte sich bei dem neuen Fund um eine noch unbekannte Art handeln."
Am Sonntag (27. August) können Besucher des ersten Messeler Grubenfests das neue Schlangenfossil von 10 bis 17 Uhr direkt an der Grabungsstelle anschauen. Das Senckenberg-Grabungsteam wird vor Ort sein und kann im Rahmen von stündlich angebotenen Führungen besucht werden.
- senckenberg.de: "Messelfund: Schlange mit Luftröhrenerhaltung"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa