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Reichsbürger-Vereinsheim in Frankfurt doch an Silvester eröffnet


"Königreich Deutschland"
Aufregung um "Reichsbürger"-Vereinsheim


05.01.2023Lesedauer: 4 Min.
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Das Vereinsheim von "Lebensglück" in Frankfurt-Riederwald: Die neuen Nachbarn sind hier nicht willkommen.Vergrößern des Bildes
Das Vereinsheim von "Lebensglück" in Frankfurt-Riederwald: Die neuen Nachbarn sind hier nicht willkommen. (Quelle: t-online)

Im von "Reichsbürgern" geplanten Vereinsheim in Frankfurt ist trotz Protesten an Silvester gefeiert worden – obwohl der Vermieter die Genehmigung nicht erteilt hatte.

Anhänger der extremistischen Gruppierung "Königreich Deutschland" (KRD) haben an Silvester die Eröffnung eines Vereinsheims im Frankfurter Stadtteil Riederwald gefeiert. Wie ein Sprecher der Polizei Frankfurt t-online bestätigte, waren die Beamten am Silvesterabend gegen 18.30 Uhr vor Ort, weil ihnen Proteste gegen die "Wiedereröffnung der Rohkosteria" gemeldet worden waren.

Bei der "Rohkosteria" handelt es sich um ehemaliges veganes Restaurant in Frankfurt, welches vom bekennenden Anhänger des "KRD", David Ekwe-Ebobisse, betrieben wurde. Offiziell untervermietet wurde der Laden zunächst an den Verein "Lebensglück" mit Sitz in Griesheim (Darmstadt-Dieburg).

Der Vermieter der Räume an der Adresse Am Erlenbruch 94, die ABG Holding, hatte dem ursprünglichen Mieter die Untervermietung an den Verein untersagt. Es sei angekündigt worden, dass in dem Laden eine öffentliche Gastronomie eröffnet werden soll. Da dies nicht der Fall sei, habe die ABG ihre Genehmigung widerrufen. Die bestätigte die städtische Immobiliengesellschaft auf Anfrage von t-online.

Vereinsheims beherbergt Mitglieder des "Königreich Deutschland"

Der Verein steht der "Frankfurter Rundschau" zufolge in Verbindung zu Jens Becker, der mit Ekwe-Ebobisse bekannt ist und auch für einen Anhänger des "KRD" gehalten wird. Ein Blick auf das Klingelschild des Gebäudes Am Erlenbruch bestätigt die Verbindung: Neben dem Logo "Doctor Raw" wurden noch die Namen "Rohkosteria", David Ebobisse und Becker handschriftlich hinzugefügt.

Ekwe-Ebobisse ist in Frankfurt besser bekannt als "Mister Raw" oder "Doctor Raw". Auf seinem YouTube-Kanal können sich Nutzer anschauen, wie er über die Vorteile der veganen Ernährung, kuriose Nahrungsmittelergänzungen oder den "Austritt" aus Deutschland spricht. Denn "Mr. Raw" zufolge ist die Bundesrepublik kein souveräner Staat. Daneben schwurbelt er in seinen Videos über Verschwörungstheorien.

Im Jahr 2021 ist Ekwe-Ebobisse dem "KRD" beigetreten, das sich als "Gemeinwohlstaat" versteht. Laut Verfassungsschutz bildet die "fundamentale Ablehnung der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Rechtsordnung" den Kern der Ideologie von "Reichsbürgern" und Selbstverwaltern.

An der Spitze der Gruppierung steht Peter Fitzek, der nicht nur als selbst ernannter "König" eines Fantasiestaates herrscht, sondern darin auch eine Bank und Versicherungen betrieb. Er saß bereits wegen nicht genehmigter Versicherungsgeschäfte im Gefängnis.

Verfassungsschutz Hessen warnt vor Ankauf- oder Anmietversuchen des "KRD"

Der Verfassungsschutz sieht im "KRD" den Versuch Einzelner, Geld zu verdienen: Die Strukturen würden der Selbstbereicherung von "König" Peter Fitzek und einigen Funktionären dienen – zulasten derer, die in die Strukturen investierten. Bereits seit Juni 2021 warnt der hessische Verfassungsschutz vor Ankaufversuchen der Anhänger des "KRD". Ziel der Organisation sei es, "Gemeinwohldörfer" zu errichten, in denen sich rechtsextremistische und verfassungsfeindliche Gruppierungen ausleben könnten.

Die Gruppierung selbst lehnt die Bezeichnung "Reichsbürger" offenbar ab: In einem mehrteiligen Interview auf YouTube spricht Ekwe-Ebobisse mit Peter Fitzek über den Unterschied zwischen den "KRD"-Anhängern und "Reichsbürgern". Dort bezeichnet sich Fitzek selbst als "der Menschensohn, der wiedergekommen ist, um in jeder Hinsicht Freiheit zu ermöglichen".

Er folge einem göttlichen Plan. "Wie bei Pippi Langstrumpf" mache man sich im "Königreich" die Welt so, wie sie einem gefalle. Alles außerhalb des "KRD" wird von Fitzek als "dunkle Seite" mit "dunklen Zielen" bezeichnet.

Initiative protestiert gegen "Reichsbürger"-Vereinsheim

Das Vereinsheim ist im Frankfurter Stadtteil Riederwald nicht gerade willkommen: Bereits vor der geplanten Silvesterfeier hatte die Stadtteil-Initiative "Demokratiekreis Riederwald" auf die "Nachbarn, die keiner will" aufmerksam gemacht. Stefan Helming von der Initiative sagte t-online, dass sich bei der Eröffnungsfeier am Silvesterabend einige Anwohner vor der Lokalität versammelt hatten.

Es sei allerdings zu keinen direkten Auseinandersetzungen zwischen den Demonstrierenden und den Feiernden gekommen. Auch ein Sprecher der Polizei berichtete von einem "friedlichen Verlauf", die Beamten seien nur eine halbe Stunde vor Ort gewesen.

Vor allem der Onlineshop von Ekwe-Ebobisse wirke speziell auf junge Menschen attraktiv, die sich nach einem gesunden Leben sehnen und für "esoterische Welterklärungen" empfänglich seien, sagt Helming. Dieser Onlineshop ist dem Impressum zufolge "ein Betrieb im KRD". Deswegen erhalte man für die Dauer der Geschäftsbeziehung eine "temporäre Zugehörigkeit zum Königreich Deutschland", heißt es. Zum Angebot gehören neben Massageliegen und Keimkraftbrot auch ein Zubereitungsworkshop in der "Rohkosteria".

Noch vor Silvester hatte sich Ekwe-Ebobisse gegenüber dem Hessischen Rundfunk zu der Eröffnung geäußert: Die Veranstaltung sei Begrüßung und Abschied zugleich, da dem Mieter gekündigt worden sei. Am Donnerstag nach Silvester sieht das allerdings anders aus: In dem ehemaligen China-Restaurant sitzen mehrere Personen, Pflanzen schmücken die Fensterbänke. Über dem Laden hängt ein großes Schild, worauf unter anderem das Logo der "Rohkosteria" und des Vereins "Lebensglück" abgebildet sind. Ein Auszug sieht anders aus.

Stefan Helming und die Stadtteil-Initiative "Demokratiekreis Riederwald" wollen weiter gegen die unliebsamen Nachbarn vorgehen: "Wir stehen auch in Kontakt mit der Gemeinde Hasselroth", sagte Helming. Die Gemeinde konnte im vergangenen Jahr die Eröffnung des Ladens verhindern. Zudem will die Initiative weiter über die Gruppierung aufklären.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage an ABG Holding Frankfurt
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