Population Wolfsnachwuchs in Hessen erwartet
Wo sie auftauchen, gibt es Konflikte: Dennoch breiten sich die einst ausgerotteten Wölfe in Deutschland wieder aus. Für Tierfreunde kommen aus Hessen gute Nachrichten.
In allen hessischen Wolfsterritorien mit einem Paar oder Rudel werden im kommenden Jahr voraussichtlich Welpen zur Welt kommen. Davon geht Annika Ploenes vom Wolfszentrum des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden aus. Doch nicht nur durch Nachwuchs könnte die Population weiter wachsen. "Wir rechnen weiterhin mit durchziehenden Wölfen in Hessen sowie damit, dass weitere Wölfe in Hessen sesshaft werden", erklärte Ploenes.
Einer deutschlandweiten Studie zufolge biete Hessen weitere potenzielle Lebensräume für Wölfe. "Gleichzeitig erhöht sich der Druck in den Bundesländern, in denen der überwiegende Teil der für Wölfe geeigneten Lebensräume bereits durch Territorien besetzt sind", erläuterte Ploenes. "Die Welpen aus diesen Gebieten suchen dementsprechend in anderen Bundesländern nach einem für sie geeigneten Lebensraum."
Auch hessische Wölfe haben sich schon auf den Weg in benachbarte Regionen gemacht. Eine Fähe aus dem 2021-Wurf des Rüdesheimer Rudels sei dieses Sommer nachweislich bei Leubsdorf (Kreis Neuwied) in Rheinland-Pfalz unterwegs gewesen, berichtete Ploenes.
Mehrere Wolfsrudel in Hessen bekannt
Mitte Dezember waren in Hessen drei Rudel bekannt – außer in Rüdesheim im Rheingau auch am Truppenübungsplatz Wildflecken in der Rhön und im Stölzinger Gebirge in Nordhessen. Darüber hinaus ist laut Expertin im Territorium Butzbach (Wetteraukreis) ein Einzelwolf sesshaft, der aus dem Rudel Leuscheid im nördlichen Rheinland-Pfalz stammt. "Im Vergleich zu östlichen Bundesländern leben in Hessen noch wenige sesshafte Wölfe", erklärte Ploenes. Bedroht würden die Tiere durch Krankheiten oder auch Verkehrsunfälle.
Bis Mitte Dezember hat es nach HLNUG-Angaben 2022 insgesamt 10 nachgewiesene Wolfsübergriffe auf Nutztiere gegeben, bei denen 17 Tiere getötet wurden. "Wichtig hierbei ist, dass ein Großteil der getöteten Tiere nicht sachgerecht geschützt war", erläuterte Ploenes. Beispielsweise seien sie gar nicht oder nur teilweise eingezäunt gewesen. "Insbesondere in Hinblick darauf, dass die Anzahl an Wölfen in Hessen noch steigen wird, besteht die dringliche Notwendigkeit, Weidetiere sachgerecht nach guter fachlicher Praxis zu schützen", mahnte sie.
Inzwischen seien insgesamt 56 amtliche und 35 ehrenamtliche Wolfsberater und -beraterinnen in Hessen unterwegs, unter anderem um Wild- und Nutztierschäden zu dokumentieren.
- Nachrichtenagentur dpa