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RS-Virus: Frankfurter Kinderkliniken schlagen Alarm


"Grenze der Behandlungskapazitäten"
RS-Virus: Frankfurter Kinderkliniken schlagen Alarm

Von dpa, RF

02.12.2022Lesedauer: 3 Min.
RS-Virus Patienten in der KinderklinikVergrößern des Bildes
Ein am Respiratorischen Synzytial-Virus (RS-Virus oder RSV) erkrankter Patient liegt auf einer Kinderstation. (Quelle: Marijan Murat/dpa/Archivbild/dpa)

RSV-Welle in Deutschland: Immer mehr Kinder erkranken an dem RS-Virus, das hochansteckend ist – auch in Frankfurt. Kliniken warnen bereits vor Bettennot.

Der grassierende Respiratorischen Synzytial-Virus zwingt hessische Kinderkliniken und Arztpraxen in die Knie: "Wir gehen personell am Stock", so der Bad Homburger Kinderarzt und Landesvorsitzende des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte Ralf Moebus. Er berichtet von einem Fall, bei dem ein kleines Kind aus dem Raum Frankfurt mit einem schweren Atemwegsinfekt von den Eltern zum kinderärztlichen Bereitschaftsdienst gebracht wurde.

Es sollte sicherheitshalber in ein Krankenhaus – aber in Frankfurt ist nichts frei. Die Eltern werden nach Darmstadt geschickt – aber bis sie dort ankommen, ist das Bett von einem Notfall belegt. Sie werden weiterverwiesen nach Worms, wo das Kind bleiben kann. Eine solche Odyssee sei selten, aber auch nicht die absolute Ausnahme, so Moebus. Auf Anfrage von t-online bestätigt ein Sprecher des Clementine-Kinderhospitals in Frankfurt: "Wir bewegen uns seit rund zwei Wochen an der Grenze unserer Behandlungskapazitäten".

Derzeit seien 16 Kinder mit einer durch RS-Viren ausgelösten Bronchiolitis stationär in Behandlung. Dazu kommen nach Angaben der Klinik viele ambulante Fälle. Bei akuter Engpässe nehmen die Klinik zu behandelnde Patienten anderer Einrichtungen auf, bzw. verlegen an andere Kliniken – vorausgesetzt der Gesundheitszustand des Kindes lasse einen Transport zu.

Weniger Kapazitäten für Engpässe verantwortlich

Dabei kommen die Engpässe Pädiatern zufolge nicht von einer höheren Zahl von Betroffenen, sondern an weniger Kapazitäten in Praxen und Krankenhäusern. "Wir haben keine andere Infekt-Situation als sonst, aber wir können weniger an Versorgung leisten", so Moebus. Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte vergangene Woche bundesweit von einer starken Zunahme von Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) berichtet. Besonders Kinder bis vier Jahre würden immer häufiger deswegen in Krankenhäusern behandelt. Zahlen für einzelne Bundesländer hat das RKI nicht.

"Aktuell ist die Lage auf den pädiatrischen Stationen angespannt", sagte Prof. Jürgen Graf, ärztlicher Direktor von Hessen größten Krankenhaus, der dpa. "Das gilt sowohl für uns hier am Universitätsklinikum Frankfurt als auch für viele andere Kliniken in der Region, mit denen wir im Austausch sind." Ursache seien hohe Infektionszahlen, etwa durch RSV oder Influenza, und eine gleichzeitig angespannte Personalsituation. "Zahlreiche Betten auf verschiedenen Stationen können derzeit nicht betrieben werden. Dadurch kann es zu Einschränkungen bei der Versorgung kommen."

Das RS-Virus löst meist eine harmlose Atemwegsinfektion aus. Innerhalb des ersten Lebensjahres machen laut RKI normalerweise 50 bis 70 Prozent und bis zum Ende des zweiten Lebensjahres nahezu 100 Prozent aller Kinder eine Infektion mit RSV durch. Bei kleinen Kindern, die zu einer Risikogruppe gehören, kann eine Infektion aber lebensbedrohlich werden. Sie müssen teils Sauerstoff bekommen und sind daher auf einen Platz im Krankenhaus angewiesen. Zu den Risikogruppen zählen Frühgeborene, Kinder mit Herzfehler oder Asthma.

Kinderarzt rät zu Impfungen

Im schlimmsten Fall brauchen die Kinder einen Platz auf einer Intensivstation. Das Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) führt für Hessen zehn Standorte auf. Dort scheint die Lage weniger angespannt zu sein als in anderen Bundesländern: Am Donnerstag zeigte das Divi-Register für Hessen keine größeren Engpässe: In allen Kategorien stand die Ampel zuletzt auf Grün oder Gelb («verfügbar», «begrenzt verfügbar»). In Bayern verhält sich die Situation anders – fast die Hälfte der Punkte rot.

Da sich noch kein Abklingen der Infektionszahlen abzeichnet, geht das Clemetine-Kinderhospital aktuell davon aus, dass sich die Auslastung ihrer Kapazitäten in den kommenden zwei Wochen nicht wesentlich verbessern werde, so der Sprecher gegenüber t-online.

Kinderarzt Moebus rät besorgten Eltern, vor allem den Impfschutz ihrer Kinder im Auge zu haben. Sie sollten sich gegen Grippe, Pneumokokken, Corona und andere Erreger impfen lassen. Gegen das RS-Virus gibt es keinen Impfstoff, aber Risikopatienten können vorbeugend Antikörper bekommen. Diese präventive Therapie komme wegen des hohen Preises aber nur für einen kleinen Kreis infrage.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Anfrage an Clementine Kinderhospital
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