Trumps Zollpolitik Thyssenkrupp bangt um Automobil- und Stahlmärkte

US-Präsident Trump hat Zölle auf Einfuhren aus den meisten Staaten verhängt, womit er weltweit Sorgen vor einem Handelskrieg schürt. Auch bei Thyssenkrupp wächst die Sorge.
US-Präsident Donald Trump hat am 2. April Zölle auf Einfuhren aus zahlreichen Ländern der Welt verhängt. Ein genereller Mindestsatz von zehn Prozent trat am Samstag (5. April) in Kraft, höhere Zölle für dutzende Staaten werden in einem zweiten Schritt am Mittwoch wirksam.
Trumps aggressive Zollpolitik hat weltweit die Furcht vor einem großen Handelskrieg mit gravierenden Folgen für Unternehmen und Verbraucher geschürt – auch in Deutschland. Thyssenkrupp, der größte Stahlhersteller des Landes, betont auf t-online-Anfrage zwar, dass die US-Zollpolitik aus ihrer Sicht differenziert betrachtet werden muss, je nach Produkt-, Kunden- und Marktsegment. Dennoch fürchtet das Unternehmen besonders in der internationalen Automobilindustrie, die mit Werkstoffen, Komponenten und Services beliefert wird, negative Auswirkungen.
"Als globaler Automobilzulieferer verfolgen wir die angekündigten US-Zusatzzölle von 25 Prozent auf Autoimporte aufmerksam (...) Wir analysieren derzeit, wie sich mögliche Anpassungen der Produktions- und Vertriebsstrategien unserer Kunden mittel- bis langfristig auf unsere Geschäfte auswirken könnten", heißt es vonseiten des Konzerns.
Auswirkungen auf Stahlindustrie eher gering
Ihrer Einschätzung nach werden die Automobilhersteller voraussichtlich unterschiedlich stark betroffen sein – je nach ihrem Exportvolumen in die USA und ihrer dortigen Produktionspräsenz. "Der Großteil unseres Umsatzes in den USA stammt aus dem Handelsgeschäft und der Automobilzuliefersparte. In diesen Bereichen sind wir mit einem beträchtlichen Anteil an lokaler Fertigung für den lokalen Markt aufgestellt."
Ein signifikanter Teil der Produktion für US-Kunden fände bereits innerhalb der USA statt. "Indirekte Auswirkungen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit zeitverzögert eintreten." Es sei momentan noch zu früh, um konkrete Aussagen über das Ausmaß dieser Effekte zu treffen. Verschiedene Faktoren wie Reaktionen der Hersteller, Verbraucherverhalten und etwaige Ausgleichsmaßnahmen würden hier eine Rolle spielen. Das Unternehmen stehe aber in regelmäßigem Austausch mit unseren Kunden, um die Situation gemeinsam zu bewerten.
Anders sieht die Situation in der Stahlproduktion aus Sicht von Thyssenkrupp aus. "Die Zölle auf Stahlimporte in die USA haben aus heutiger Sicht nur begrenzte direkte Auswirkungen auf unser Stahlgeschäft, denn der Hauptmarkt für den Stahl von thyssenkrupp ist Europa", teilt das Unternehmen mit.
Thyssenkrupp fordert Anpassung der europäischen Steel Safeguards
Der Export von Stahlprodukten von Thyssenkrupp Steel in die USA sei demnach mengenmäßig gering und betreffe vorwiegend hochwertige Produkte mit einer guten Marktposition. "Schwerwiegender sind indirekte Effekte, die dann entstehen, wenn für die USA bestimmte Stahlexporte aufgrund der Zölle in beträchtlichem Umfang nach Europa umgeleitet werden. Dies würde den europäischen Markt nachhaltig schädigen."
Umso wichtiger sei es daher jetzt, "dass die europäischen Steel Safeguards kurzfristig an die neue Situation angepasst und dass darüber hinaus langfristige Lösungen gefunden werden, um unseren europäischen Markt wirksamer gegen unfaire Handelspraktiken zu schützen", so der Stahlproduzent.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Anfrage bei Thyssenkrupp