Gerüchte um Entlassungen bei Thyssenkrupp Das sagen Betriebsrat und IG Metall
Seit Tagen halten sich Spekulationen über eine Entlassungswelle bei Thyssenkrupp. Nun haben der Betriebsrat des Konzerns sowie die IG Metall Stellung dazu bezogen.
Aufruhr bei Thyssenkrupp: Seit Tagen halten sich Gerüchte um eine mögliche Entlassungswelle beim Stahlkonzern hartnäckig. Grund dafür sind jüngste Äußerung von Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel, der in einem Interview mit der "WAZ" von einem notwendigen Umbruch im Unternehmen gesprochen hatte.
Nun hat sich auch der Betriebsrat des Konzerns zu den Spekulationen um einen drohenden Stellenabbau geäußert. In einer gemeinsam mit der IG Metall verfassten Mitarbeiterinformationen äußert man eine klare Meinung: Gegen ein Konzept zur Neustrukturierung spricht nichts. Mit einem Kahlschlag ist man allerdings keinesfalls einverstanden. Demnach sei auch der Betriebsrat der Meinung, dass nicht so weitergemacht werden könne, wie zuvor, da das Unternehmen in einem weltweiten Wandel stecke, der nicht mehr aufzuhalten sei.
Aus diesem Grund müsse nun schnell gehandelt werden – jedoch nicht auf Kosten der Mitarbeitenden. "(...) wir halten nichts von einer Restrukturierung ohne Plan. Jetzt kopflos einfach Arbeitsplätze zu streichen und Kapazitäten runterzufahren – das kann nicht die Lösung sein", heißt es in der Mitteilung. Vielmehr brauche Thyssenkrupp einen klaren Kurs auf einer soliden Grundlage und "keinen Kahlschlag".
Betriebsrat und IG Metall fordern klares, langfristiges Konzept
Das bedeute jedoch nicht, dass IG Metall und Betriebsrat gegen eine Verselbstständigung sind. "Das Unternehmen kann auf eigenen Füßen weitermachen; ebenso ist ein Verkauf denkbar oder die Beteiligung eines Investors. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen", heißt es dazu in der Mitteilung. Der Mutterkonzern müsse ihre Stahltochter jedoch finanziell ordentlich ausstatten, bevor sie sie in die Selbstständigkeit entlässt. "Und: Das industrielle Konzept muss stehen – langfristig, nachhaltig, mit echter Perspektive", so die Forderung.
Damit diese Voraussetzungen gegeben sind, müsse ein tragfähiges industrielles Konzept unter Einbeziehung der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) entstehen. Darüber hinaus müssten laut Betriebsrat Sicherheiten für die Finanzierung von Thyssenkrupp gegeben werden sowie "eine Finanzausstattung, die das Unternehmen auf Höhe anderer Wettbewerber" bringe. Des Weiteren sei laut Betriebsrat und IG Metall eine Standort-, Beschäftigung- und Anlagensicherung wichtig. "Ganz gleich, wer bei tkSE künftig als Eigentümer das Sagen hat: Wir brauchen Zusagen über Investitionen und die Fortführung der grünen Transformation", wird außerdem hinzugefügt. Der Betriebsrat fordert zudem ein Fortführungsgutachten von unabhängigen Beratern sowie eine klare Definition davon, wie die zukünftige Gesellschaftsstruktur aussehen solle. Von möglichen neuen Gesellschaftern erwarte man zusätzlich "den Abschluss eines Fair-Owner-Tarifvertrags mit der IG Metall".
"Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind", sagt Detlef Wetzel, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssenkrupp, "hat eine eigenständige Stahltochter gute Chancen auf dem Weltmarkt." Eines, sagt Wetzel, steht unumstößlich fest: "Wir lassen den Mutterkonzern nicht aus der Verantwortung."
Betriebsrat will Plan zur Restrukturierung genau prüfen
Aus diesem Grund werde der Betriebsrat gemeinsam mit der IG Metall den derzeit erarbeiteten Plan zur Restrukturierung "genau unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls Alternativen einfordern". "Wir schalten uns schon jetzt ein und schauen nicht einfach zu, wie Stahl kleingeschrumpft oder kaputtsaniert wird. Wir fordern eine echte Perspektive ein – für das Unternehmen, für die Beschäftigten, für alle Standorte."
In dem Schreiben verweisen Betriebsrat und IG Metall auf die Bedeutung der Stahlindustrie für Deutschland und nehmen auch die Regierung in die Pflicht. "Verschwindet Stahl, dann verschwinden auch viele andere Arbeitsplätze ein für alle Mal aus Deutschland. Deshalb ist die Politik gefordert. Wir sind der Meinung: Der Staat muss sich an der Lösungsfindung beteiligen. Er darf nicht nur als Zaungast am Rande stehen und zuschauen", heißt es dazu. Für den 30. April ist nun eine Betriebsversammlung aller Standorte in Duisburg geplant.
In der Stahlsparte des Konzerns Thyssenkrupp sind etwa 27.000 Menschen beschäftigt – davon rund 13.000 allein in Duisburg. Das "Handelsblatts" hatte am Mittwoch berichtet, dass im Zuge der Umstrukturierung bei Thyssenkrupp Steel Europe mindestens 5.000 der 27.000 Arbeitsplätze wegfallen könnten. Das Unternehmen selbst hatte das später bestritten.
- Mitarbeiterinformation des Betriebsrats von Thyssenkrupp vom 1. März 2024 (per E-Mail)