Aktion der IG Metall Flyer auf dem Thyssenkrupp-Gelände kritisiert Habeck scharf
Wie entscheidet das Habeck-Ministerium? In NRW fürchtet man das Aus eines milliardenschweren grünen Stahlprojekts. Eine Gewerkschaft lädt den Minister ein.
Am Duisburger Standort von Thyssenkrupp fürchtet man um die Zukunft. Die IG Metall erhöht daher im Streit um die fehlende Förderzusage für den Bau einer klimafreundlichen Anlage bei Thyssenkrupp weiter den Druck auf Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.
Am Freitag kursierte dort in den Firmenhallen nun ein Flyer, der sich direkt an den Wirtschaftsminister richtet: "Liefern Sie, Herr Habeck" – unter diesem Titel ruft die IG Metall auf dem Schreiben zu einer Demonstration am 14. Juni auf. Sie soll vor dem Verwaltungsgebäude von Thyssenkrupp Steel Europe in Duisburg stattfinden, auch der Minister selbst ist eingeladen.
"Wir werden zeigen: So kann man mit uns nicht umgehen", sagte Stahlbetriebsratschef Tekin Nasikkol der Nachrichtenagentur Reuters, die neben der "WAZ" über den Flyer berichtete. Laut der IG Metall erwäge der Minister eine Kürzung der Förderzusage, wodurch das ganze Projekt kippen könne.
IG Metall lädt Wirtschaftminister zu Demo ein
Vom Bundeswirtschaftsministerium war am Freitag keine Stellungnahme zu erhalten. Das Ministerium hatte in den vergangenen Wochen unter anderem darauf verwiesen, dass zunächst die EU-Kommission grünes Licht geben müsse.
IG Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner wird laut der "WAZ" in dem Schreiben ebenfalls zitiert: "Die Zögerlichkeit der Bundesregierung ist existenzgefährdend." Weil in der Thyssenkrupp-Chefetage nicht alle von der Großinvestition überzeugt seien, gefährde die Zurückhaltung des Ministers nun den Standort.
Insidern zufolge wird sich der Aufsichtsrat des Konzerns womöglich am 23. Juni erneut mit dem Thema beschäftigen. Auf der Arbeitgeberseite seien nicht alle Aufsichtsratsmitglieder von der Investition überzeugt. Eine Kürzung der Staatshilfe könne den Bau der Anlage platzen lassen.
Milliardenschweres grünes Bauprojekt in NRW
Im Gegensatz zum niedersächsischen Konkurrenten Salzgitter fehlt Thyssenkrupp Steel Europe bislang eine konkrete Förderzusage über die Beteiligung des Bundes an dem Bau einer sogenannten Direktreduktionsanlage. Thyssenkrupp will die Anlage Ende 2026 für eine klimafreundliche Produktion von jährlich 2,5 Millionen Tonnen Stahl in Betrieb nehmen.
Die Kosten beziffert das Unternehmen auf über zwei Milliarden Euro. Der Konzern hat angekündigt, sich mit einem nicht genannten Betrag zu beteiligen – unter dem Vorbehalt einer Förderung durch die öffentliche Hand. Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Anteil von Thyssenkrupp um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag.
Eine feste Zusage von bis zu 700 Millionen Euro hat bereits die nordrhein-westfälische Landesregierung gegeben. In Unternehmenskreisen besteht die Hoffnung, dass der Bund sich mit mindestens einer Milliarde Euro beteiligt.
- waz.de: (kostenpflichtig) IG Metall: Fehler vom Bund kann Thyssenkrupp Existenz kosten
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur Reuters