Nach Schüssen auf Synagoge Polizei Essen fragt: Wer kennt diesen Mann?
Fotofahndung nach dem Attentat auf die Essener Synagoge: Die Polizei hofft, dass der gesuchte Mann wichtige Zeugenaussagen machen kann.
In Zusammenhang mit den Schüssen auf die Alte Synagoge in Essen sucht die Polizei einen Mann, der Donnerstag Abend von einer Videokamera nahe der Alten Synagoge gefilmt wurde. "Dieser Mann wird ausdrücklich als Zeuge und nicht als Tatverdächtiger gesucht", sagte ein Polizeisprecher t-online.
Auf den Fotos trägt der Mann eine blaue Jacke und einen dunklen Beutel in der linken Hand. Aufgrund der zeitlichen und räumlichen Nähe zum Tatort könne die Person möglicherweise sachdienliche Hinweise zu den Schüssen auf die Alte Synagoge geben, sagte der Sprecher. "Wenn Sie die Person auf den Fotos sind, die Person kennen oder wissen, wo sie sich aufhält, melden Sie sich bitte bei dem Hinweistelefon der Polizei unter der 0800 66 77 123 oder dem Polizeinotruf 110", heißt es in der betreffenden Pressemitteilung.
Polizei sucht mit Mantrailer-Hunden – A40 zeitweise gesperrt
Seit Freitag läuft die Fahndung der Polizei Essen nach einem unbekannten Täter, der mindestens drei Mal auf die Alte Synagoge in Essen geschossen haben soll. Bei der Suche setzte die Polizei am Wochenende auch sogenannte Mantrailer-Hunde ein, wie ein Polizeisprecher t-online am Sonntag bestätigte. "Wir haben die Hunde bereits am Freitag am Tatort der Alten Synagoge eingesetzt. Dabei haben sie eine mögliche Spur des Täters aufgenommen", sagte der Sprecher. Diese Spur habe in Richtung der Autobahn A40 geführt, die auch durch das Essener Stadtgebiet führt. "Am Sonntag haben die Hundeführer dann die Fährte erneut aufgenommen."Damit die Hunde die Spuren sicher verfolgen könnten, habe die Autobahnpolizei die A40 mehrere Male voll gesperrt. Über die Ergebnisse der Suche wollte der Polizeisprecher noch keine Auskunft geben. Die Ermittlungen dauerten an.
Mindestens drei Schüsse auf Alte Synagoge
In der Nacht auf Freitag war in Essen auf das frühere Rabbinerhaus an der Alten Synagoge in der Innenstadt geschossen worden. Die Alte Synagoge gehört der Stadt und wird von der jüdischen Gemeinde nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Eine unbekannte Person hatte dabei mindestens drei Schüsse auf eine Tür abgegeben, wie auf Videoaufnahmen zu sehen ist. Verletzt wurde niemand. Es stehe weiterhin noch nicht ganz fest, dass es sich tatsächlich um einen Mann handele, sagte der Polizeisprecher. Dies sei auf den Aufnahmen nicht eindeutig zu erkennen gewesen. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul hatte am Freitag von einem "Anschlag" gesprochen.
Am Samstag wurde bekannt, dass es auch auf die Neue Synagoge in Essen Schüsse gegeben haben soll. Diese Synagoge aus dem Jahr 1959, die von der jüdischen Gemeinde für Gottesdienste genutzt wird, liegt rund einen Kilometer Luftlinie von der Alten Synagoge entfernt. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Schüssen auf die Alte Synagoge und den Beschädigungen an der neuen Synagoge gibt, wird geprüft.
Nach den Schüssen auf das Rabbinerhaus verstärkte die Polizei ihre Präsenz an dem Gebäudekomplex in der Innenstadt. "An allen jüdischen Einrichtungen in Essen und Mülheim wurden die Schutzmaßnahmen erhöht", sagte der Sprecher.
Durch die Schüsse war niemand verletzt worden. In dem getroffenen Gebäude ist ein Institut für deutsch-jüdische Geschichte untergebracht. Es grenzt direkt an die Alte Synagoge. Darin befindet sich das "Haus jüdischer Kultur" der Stadt Essen.
SPD und FDP beantragen Sondersitzung des Landtags
Die Landtags-Fraktionen von SPD und FDP beantragten eine Sondersitzung des Innenausschusses. In dem Antrag der beiden Oppositionsparteien heißt es, vor dem Hintergrund der besorgniserregenden Zunahme antisemitischer Straftaten solle die Landesregierung über den Sachstand bei den Ermittlungen und die bisher bekannten Hintergründe der Tat berichten.
Zudem solle die Landesregierung über die Maßnahmen zum Schutz von jüdischen Einrichtungen in NRW Auskunft geben. "Schließlich bitten wir auch um Auskunft, welche Konsequenzen die Landesregierung aus der wachsenden Zahl an antisemitischen Übergriffen zieht", heißt es in dem gemeinsamen Antrag. Ob und wann die Sitzung stattfindet, muss die Ausschussvorsitzende Angela Erwin (CDU) entscheiden.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Telefonat mit einem Sprecher der Polizei Essen
- presseportal.de: Mitteilung der Polizei Essen vom 20. November 2022