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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Manga-Walk in Bochum Abtauchen in eine andere Welt
Die Bochumer Innenstadt wurde zur Hochburg der Anime-Szene. Aber was reizt Manga-Fans, sich als ihre Idole zu verkleiden?
Blutunterlaufene Augen durch rote Kontaktlinsen, schrilles pinkes Haar, lange Haarprachten und Masken mit Krähenschnabel. Aus dem ganzen Ruhrgebiet präsentierten kostümierte Manga-Fans Charaktere aus Animes und Videospielen.
Punkte von 1 bis 10 gab es dann von einer Jury, in der auch Comic- und Mangazeichnerinnen saßen. Kriterien: Kostüm, Performance und Gesamteindruck. Das Publikum konnte lautstark mitbewerten. Zu gewinnen gab es drei Trophäen und Gutscheine der Buchhandlung.
Heldentum, Anstand, Ehre
"Wir sind Manga-Fans seit unserer Jugend, das ist eine sehr bunte Welt mit vielen unterschiedlichen Charakteren", sagten Jessica M. und Moritz B. im Publikum. Sie reize die Tiefgründigkeit der Animes. "Da werden Werte vermittelt wie Heldentum, Anstand und Ehre", erklärten die beiden. Ihre Lieblingscharaktere seien Hinata Hyūga aus Naruto und Son-Goku von Dragon Ball. Was sonst auf Postern und als Pop-Figuren in ihren Zimmern steht, wurde in der Bochumer Innenstadt lebendig.
Vertreten war zum Beispiel auch "Jane" aus "World of Warcraft" oder "Monukuma" aus "Danganrompa". Lavina Hoppes erklärte: "Das ist ein Bär, der eine Schule leitet und eigentlich wie ein Roboter ferngesteuert wird". Katharina Zikeli, die als eine Figur aus "Genshin impact" dabei war, sagte: "Die Szene ist im Ruhrgebiet recht groß." Hochburg sei aber immer noch die Landeshauptstadt Düsseldorf mit ihrer großen Japan-Community.
Japan als Sehnsuchtsort
Dort wollen viele der Manga-Fans unbedingt einmal hin. So auch Romy D. , die als "Xiao" aus "Genshin Impact" nach Bochum gekommen ist. "Besonders die Kirschblüte würde ich gerne einmal erleben und mich dann als Manga-Figur fotografieren lassen", sagt sie. Auch japanisches Essen reize sie. Typisch für Japan: Sushi, Ramen, Miso Suppe und Mochi.
Einen Teil ihres Kostüms hatte Dören selbstgemacht, den Rest gekauft. "Man kann schnell einen dreistelligen Betrag ausgeben", weiß sie. Am Cosplay – bei der Darstellung einer Figur aus einem Manga – reize sie, dass man in eine ganz andere Rolle schlüpfen könne. "Ich bin im echten Leben viel schüchterner", sagt sie.
"Das ist eine Welt für sich"
Maja Wolf und Isabella Vedder verkörpern "Junko" aus "Danganrompa" und "Yumeko" aus "Kakegurui". Sie sagten: "Das ist wirklich eine ganz eigene Welt für sich". Es sei ihre erste Teilnahme an einem Walk, sie seien entsprechend aufgeregt. Kati S. hat ihr Kostüm komplett selbst entworfen. Rote Bindfäden hängen an Armen und Lippen. "Meine Figur, Juzo aus Tokio Ghoul, ist ein abgedrehter Charakter, der sich Fäden unter die Haut genäht hat", erklärt sie.
Ein gutes Kostüm sei für sie selbstgemacht und nicht gekauft. "Man muss sehen, wie viel Herzblut darin steckt", findet sie. Für Jessica Limski, die als "Toga Himiko" verkleidet ist, geht es vor allem darum, die Figur gut zu erkennen. "Ich habe auch schon andere Charaktere erkannt", sagt sie. Zum Beispiel "Kirishima" und "Katsuki Bakugou" aus "My Hero Academia" oder "Armin" aus "Attack on Titan". Ihr eigener Charakter trägt eine große schwarze Ledermaske. "Die hatte die Figur aber schon vor Corona", sagt Limski und lacht.
"Mangas werden bei uns sehr gut nachgefragt, und wir wollten auch mal etwas für die jungen Menschen in der Innenstadt tun", sagte Feray Zirkel, Filialleiterin der Thalia-Mayerschen Buchhandlung, die den Walk veranstaltet hatte. 30 Charaktere waren zugelassen worden. "In der gesamten Zeit waren aber mehrere hundert hier", sagt Zirkel. Manche schafften es am Ende nicht auf den Laufsteg – weil die Erlaubnis der Eltern fehlte.
- Reporterin vor Ort