Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schuldneratlas 2023 Überschuldung in NRW: Diese Städte sind besonders betroffen
Nordrhein-Westfalen liegt mit 1,5 Millionen überschuldeten Bürgern über dem Bundesdurchschnitt. Fünf Städte sind besonders betroffen. Ein Überblick.
Rund 1,5 Millionen Menschen sind in Nordrhein-Westfalen (NRW) von Überschuldung betroffen, was einer Quote von 9,72 Prozent der erwachsenen Bevölkerung entspricht. Damit liegt das Land laut "Schuldneratlas 2023" von Creditreform deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 8,15 Prozent. Es steht bundesweit nach Sachsen-Anhalt, Berlin und Bremen an vierter Stelle.
Überschuldung
In Deutschland gilt ein Bürger als überschuldet, wenn er dauerhaft nicht in der Lage ist, mit seinen Einnahmen seine Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Das schließt auch die Schuldentilgung ein. Diese Situation entsteht, wenn die Ausgaben die Einnahmen übersteigen und keine Aussicht auf Verbesserung der finanziellen Lage besteht.
Wenn Zahlungen nicht eingehalten werden können, drohen Mahnungen.
Aus der Analyse der privaten Wirtschaftsauskunftei und des Jahresberichts des Inkassodienstleisters Creditreform geht hervor: Fünf der zehn deutschen Städte mit den höchsten Überschuldungsquoten befinden sich in NRW: Gelsenkirchen (16,62 Prozent), Duisburg (15,89 Prozent), Herne (15,63 Prozent), Hagen (14,98 Prozent), Wuppertal (14,54 Prozent), Mönchengladbach (14,15 Prozent).
Embed
Entsprechend weisen Coesfeld (5,47 Prozent), Münster (6,13 Prozent), Rheinisch-Bergischer Kreis (6,84 Prozent), Bonn (6,85 Prozent) und Olpe (6,88 Prozent) die niedrigsten Überschuldungsquoten der Verbraucher innerhalb des Bundeslandes auf. Dies bedeutet, dass sie die niedrigsten Anteile überschuldeter Bürger im Verhältnis zu ihrer Gesamtbevölkerung verzeichnen.
Embed
Ursachen für Überschuldung
Im Jahr 2023 waren in Deutschland generell 17,3 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das entspricht etwa 20,9 Prozent der Bevölkerung.
Speziell werden im "Schuldneratlas 2023" als Hauptursachen für die steigende Überschuldung die anhaltende Inflation und steigende Zinsen genannt. Diese erhöhen die Lebenshaltungskosten.
Laut Verbraucherzentrale NRW belasten die steigenden Kosten für Lebensmittel, Energie, Mieten und Kredite vor allem Einkommensschwache. Viele Verbraucher geben demnach über ein Drittel ihres Einkommens für Wohnen aus, mit Lebensmittelpreisen weit über der Inflation. Die Verbraucherzentrale NRW fordert einen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung und Pfändungsschutz für essenzielle Leistungen, um finanziellen Abwärtsspiralen entgegenzuwirken und Energiesperren zu vermeiden.
Wie sich die Einkommensverhältnisse darstellen
In NRW wurde im Jahr 2021 nach offiziellen Angaben eine Steigerung des verfügbaren Einkommens je Einwohner verzeichnet: Im Durchschnitt verfügte jeder Einwohner in NRW über ein Jahreseinkommen von 23.812 Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 2,2 Prozent gegenüber 2020.
Für das Jahr 2023 liegt die Armutsgefährdungsschwelle für Alleinlebende in Deutschland bei etwa 15.000 Euro Nettojahreseinkommen, was umgerechnet etwa 1.250 Euro monatlich entspricht. Für eine Familie mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren liegt die Schwelle bei etwa 31.500 Euro Nettojahreseinkommen. Das entspricht circa 2.625 Euro monatlich.
Laut Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ist die Überschuldung ein komplexes Problem, das Personen in finanzielle Not bringt, wobei höhere regelmäßige Einkünfte helfen können, Schulden zu verwalten und Überschuldung zu vermeiden.
- creditreform.de: "Schuldneratlas Deutschland 2023 – Rückkehr der Überschuldung"
- statista.com: "Durchschnittliche Überschuldungsquote von Privatpersonen in Deutschland nach Bundesländern in den Jahren von 2021 bis 2023"
- verbraucherzentrale.nrw: "Trotz positiver Zahlen im Schuldneratlas: Überschuldung steigt erstmals wieder an"
- verbraucherzentrale.nrw: "Das Risiko für Überschuldung steigt"
- it.nrw: "NRW: Verfügbares Einkommen je Einwohnerin und Einwohner im Jahr 2021 um 2,2 Prozent gestiegen"
- destatis.de: "Armutsgefährdungsschwelle und Armutsgefährdung"
- bpb.de: "Überschuldung und Privatinsolvenz"
- Eigene Recherche