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Fall Claudia K.: So ging der Mörder der Polizei ins Netz


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16 Jahre alter "Cold Case"
So ging der mutmaßliche Stewardess-Mörder der Polizei ins Netz


Aktualisiert am 04.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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So sah der damalige Zeugenaufruf aus: Am Montag hatte die Polizei zur Pressekonferenz geladen und berichtete über die Ermittlungen. (Quelle: IMAGO/Michael Gstettenbauer)
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Die Leiche von Claudia K. war im Februar 2007 von ihrem damals 14-jährigen Sohn entdeckt worden. Der mutmaßliche Mörder soll ein loser Bekannter des Ehemannes sein.

16 Jahre nach dem Mord an einer Stewardess in Velbert bei Essen hat die Polizei in Düsseldorf verraten, wie sie dem mutmaßlichen Mörder auf die Schliche gekommen ist. Der Verdächtige war in Hessen festgenommen worden und befindet sich in Untersuchungshaft, hatten die Ermittler in der vergangenen Woche mitgeteilt.

Es soll sich um einen 57-jährigen Mann aus dem hessischen Wetteraukreis handeln. Dieser war bereits wegen Überfällen auf Tankstellen polizeilich aufgefallen und saß für die Taten im Gefängnis. Ein Gericht hatte ihn 2008 zu acht Jahren Haft verurteilt, der Mann soll finanzielle Sorgen gehabt und die Tankstellen deswegen überfallen haben.

Ehemann stand zunächst unter Tatverdacht

Der 57-Jährige und der Ehemann von Claudia K., der nach der Trennung im Jahr 2006 nach Hessen gezogen war, waren zuvor lose Bekannte. Sie sollen sich über die Arbeit gekannt haben, sagte Kriminalhauptkommissar Guido Adler am Montagmorgen in Düsseldorf. Der Mann aus Hessen war nach dem Mord an Claudia K. sogar bereits als Zeuge gehört worden, damals stand aber der Ehemann noch unter Tatverdacht. Er habe vor Zeugen gesagt, dass er entweder seine Frau umbringe oder umbringen lassen werde. Die Ermittlungen der Polizei führten aber zu keinem Ergebnis.

Auch bis heute sei nicht klar, inwiefern der "Ex" der getöteten Frau in den Mord verwickelt ist. Die Polizei will nun herausfinden, ob er den Verdächtigen mit dem Mord beauftragt haben könnte und ihn dafür bezahlte. Allerdings sind dies Ermittlungen gegen einen Toten, denn der Ehemann brachte sich wenige Tage nach dem Mord an seiner Frau selbst um. Was der Grund für den Suizid war, sei bis heute unklar. In einem Abschiedsbrief habe kein Geständnis gestanden, berichtete Adler.

Was war zuvor geschehen

Die Leiche von Flugbegleiterin Claudia K. war am 1. Februar 2007 von ihrem damals 14-jährigen Sohn entdeckt worden, als der Jugendliche von der Schule nach Hause kam. Es fanden sich keine Einbruchspuren, auch wurde offenbar nichts entwendet. Die Tote muss von einem brutalen Angriff vollkommen überrascht worden sein, weil keine Abwehrspuren festgestellt wurden. Kriminalhauptkommissar Adler sprach von "massiver Gewalt gegen den Schädel", die zum Tod führte.

Am Tatort war damals eine tatrelevante DNA-Spur gesichert worden. Die Mordkommission fahndete mit einem Phantombild nach einem etwa 35 Jahre alten Unbekannten, der zur Tatzeit an der Haustür mit dem späteren Opfer gesprochen haben soll. Rund zwei Monate nach der Tat hatte die Polizei etwa 700 Männer zum DNA-Massentest aufgerufen. Bei den Betroffenen handelte es sich um nahezu alle männlichen Mitglieder eines Velberter Fitness-Clubs. Die 47-Jährige war ebenfalls Mitglied dieses Clubs. Einen Treffer ergab der Test nicht und der Fall war danach als ungeklärt zu den Akten gekommen.

Vor zwei Jahren hatten sich reaktivierte Mordermittler die ungeklärten Fälle der vergangenen Jahre noch einmal vorgenommen. Dabei wurde beim Kriminalfall Claudia K. dank moderner Untersuchungstechniken ein neuer Ansatz entdeckt: Es wurde Ende Juli eine Fremd-DNA gefunden. Es stand schnell fest, dass es sich um die Hautschuppe des 57-Jährigen handelt, der sich wegen seiner Tankstellenüberfälle mittlerweile in der Datenbank der Polizei befand. Dass er bei seiner Zeugenaussage 2007 zu Protokoll gab, Claudia K. nicht zu kennen und niemals in der Wohnung gewesen zu sein, aber auf der Kleidung der Toten nun seine DNA gefunden wurde, ließ die Handschellen klicken.

Der Verdächtige schweigt zu den Vorwürfen

In der Untersuchungshaft schweigt der 57-Jährige bislang zu den Vorwürfen. Deshalb wollte Adler auch keine "seriösen Angaben" zum Motiv machen. Der Sohn, der seine Mutter damals als 14-Jähriger tot gefunden hatte, habe berührt auf die Nachricht reagiert, dass der mutmaßliche Mörder gefasst worden sei. "Er bat darum, sich zunächst sammeln zu können. Aber im Grundsatz ist er nun schon glücklich", sagte Adler. Ein Kollege habe in den vergangenen 16 Jahren stets den Kontakt zum Sohn gehalten. Dass der "Cold Case" nun vermutlich gelöst ist, habe unter den Kollegen von damals und heute für Erleichterung gesorgt: "Der Fall hatte die gesamte Dienststelle mitgenommen", berichtete Adler.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz der Polizei Düsseldorf
  • Mit Material der Deutschen Presse-Agentur
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