Nordrhein-Westfalen So sollen Klimaaktivisten den Fachkräftemangel lindern
Klimaaktivisten dürften gerade bei Autofahrern aktuell keinen allzu guten Ruf haben. Eine unerwartete Branche setzt jedoch nun ihre Hoffnung in die Bewegung.
Nordrhein-Westfalens Handwerk sucht den Schulterschluss mit Fridays-for-Future-Aktivisten, um eigene Nachwuchssorgen zu lindern. Mit der Klimawende habe man ein gemeinsames Ziel, daher sollten sich solche jungen Menschen für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden, sagte der Präsident von Handwerk.NRW, Andreas Ehlert, am Freitag in Düsseldorf. "Ich möchte sie dafür gewinnen, dass sie mit anpacken – ich glaube, es kann uns gelingen."
Als Beispiel für "Klimaberufe" nannte Ehlert Heizungsbauer, Dachdecker, Fassadenbauer und Elektriker. Es habe bereits Gespräche mit Aktivisten gegeben, in denen diese aufgeschlossen gewesen seien. Man sei "im ständigen Austausch". Handwerk.NRW ist die Dachorganisation des nordrhein-westfälischen Handwerks.
Mit Werbung versucht dieser Wirtschaftsbereich bereits seit einiger Zeit, das Interesse junger Klimaschützer zu wecken. Auf Plakaten wird das Handwerk zum Beispiel als "größte Klimaschutzbewegung der Welt" bezeichnet oder als "Offizieller Ausrüster der Energiewende".
"Streikst du noch oder arbeitest du schon?"
Ehlert erinnert sich auch an provokative Motive. "Wir haben plakatiert, 'streikst du noch oder arbeitest du schon?' – das hat in der Gruppe der Klimaaktivisten zu Unfrieden geführt." Man sei aber in den Dialog gekommen. "Wir haben gespürt, dass die Menschen wirklich bewegt sind."
In vielen Städten herrsche "Klimanotstand", etwa in Düsseldorf, sagte Ehlert. Komme man bei der energetischen Sanierung auch künftig nur im jetzigen Tempo voran, so werde Nordrhein-Westfalen nicht wie geplant 2045 klimaneutral sein, sondern erst in hundert Jahren, monierte er. Daher sei es sehr wichtig, möglichst viele neue Fachkräfte an Bord zu holen.
Beschäftigtenanzahl im Handwerk sinkt
In NRW sind rund 1,5 Millionen Menschen im Handwerk tätig, im vergangenen Jahr sank die Beschäftigtenzahl den Angaben zufolge um 0,5 Prozent. Ein ähnliches Minus wird es wohl in diesem Jahr geben.
Das Handwerk durchlebt eine schwierige Zeit. Hohe Energiepreise belasten die Firmen, hinzu kommen Lieferkettenprobleme und die Folgen der der Inflation: Manch ein Kunde verzichtet lieber auf einen Kauf oder auf eine Auftragserteilung, um zu sparen.
Die Lage ist allerdings unterschiedlich: Handwerksbetrieben, die im Bau tätig sind, geht es noch relativ gut, da sie einen hohen Auftragsbestand haben. Der aber schmilzt nach den Worten von Ehlert ab. Dort werde es auf lange Sicht Probleme geben, wenn die Baukonjunktur nicht wieder anspringe. Schlecht geht es hingegen den Berufen mit einem hohen Energiekosten-Anteil, etwa Bäckern, Fleischern oder Textilreinigern.
- Nachrichtenagentur dpa