Schwarzheide An ostdeutschen Industriestandorten führt kein Weg vorbei
Ostdeutsche Industriestandorte werden nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an Bedeutung gewinnen. "Wenn wir an Digitalisierung denken, wenn wir an Elektrifizierung denken, an Automatisierung, wird an vielen ostdeutschen Standorten kein Weg mehr vorbei gehen", sagte Steinmeier am Montag bei einem Besuch des Chemiekonzerns BASF am Standort Schwarzheide im Süden Brandenburgs. Man müsse das nur kenntlicher machen. Das Staatsoberhaupt besichtigte auf dem Werksgelände die Baustelle der Fabrik für Kathodenmaterialien - die Produktion soll ab 2022 starten. "Dieses ist ein wichtiger Schritt, glaube ich, um auch in Deutschland Batteriefertigung wieder möglich zu machen", so Steinmeier.
BASF wird in der neuen Anlage Kathodenmaterialien für 400.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr herstellen. Zudem baut der Chemieriese eine Prototypanlage für Batterierecycling. Ziel ist es laut Unternehmen, den Kreislauf zu schließen, um führend im Recycling von Lithium-Ionen-Batterien für die Autoindustrie zu werden. "Wir investieren hier in innovative Technologien für die Mobilität der Zukunft und tragen damit zum Aufbau einer europäischen Wertschöpfungskette für die Batterieproduktion bei", sagte BASF-Vorstandsmitglied Melanie Maas-Brunner. Das Projekt ist Teil des "Important Project of Common European Interest (IPCEI)" und wird von Bund sowie Land finanziell gefördert.
Als ein Schlüssel nachhaltiger Chemieproduktion gilt die Versorgung mit Strom aus regenerativen Quellen. Die Brandenburger Regierung will sich nach den Worten von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) dafür einsetzen, dass es einfacher für Unternehmen wird, erneuerbare Energien vor Ort dezentral zu nutzen. Das verlangten Unternehmen und Bürger, die Vorteile von erneuerbaren Energien haben sollten. Den Bau der Übertragungsnetze hält Brandenburgs Regierungschef für gescheitert.
Zuvor hatte Steinmeier das neue Halbleiter-Werk von Bosch in Dresden besucht. Seine Reise durch Ostdeutschland begann am 23. Juni im VW-Werk in Zwickau und im Chemnitzpark Leuna. "Es ist Zeit für ein neues Selbstbewusstsein in Ostdeutschland", sagte er bei seinem Besuch in der Elbe-Stadt. Ostdeutschland sei vielerorts Vorreiter neuer Technologien und bei Innovationen. Das wüssten zwar Eingeweihte, in der breiten Öffentlichkeit sei das aber noch zu wenig bekannt. Deshalb sei er an ostdeutschen Standorten unterwegs - um zu zeigen, dass Leuchttürme von moderner Industrie entstanden seien.
Das Bosch-Werk kostete rund eine Milliarde Euro und hatte im Juni die Produktion aufgenommen. Bosch produziert dort Chips auf Basis der sogenannten 300-Millimeter-Technologie. Es sei wichtig und richtig, dass Bosch in Dresden investiert habe in einer Zeit, in der Knappheit auf internationalen Märkten herrsche, sagte Steinmeier. Man sei von digitaler Souveränität noch weit entfernt. Dabei seien Halbleiter die Schlüsseltechnologie für alle anderen Produktionen.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) räumte ein, dass weder Deutschland noch die EU im Bereich der Mikroelektronik Exportweltmeister seien. "Deswegen muss es darum gehen, weiter zu investieren." Sachsen sei bereit. Es liege nun an der Bundesregierung, den notwendigen Rahmen dafür zu schaffen.
Steinmeier war im Rahmen seiner Besuchsreihe "Industrielle Leuchttürme in Ostdeutschland" nach Dresden und Schwarzheide gekommen. "Ich glaube, es spricht sich langsam herum, dass an vielen Orten in Ostdeutschland heute Investitionen in Zukunftstechnologien stattfinden, die vorzeigbare, respektierte Transformationsleistungen erbringen", so der Bundespräsident. Transformation sei an keinem Ort so deutlich mit den Händen zu greifen, wie in der Lausitz. In der durch die Braunkohle geprägten Region finde eine neue zukunftsgerichtete, nachhaltige Produktion statt.