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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aufeinandertreffen vor Synagoge Hunderte Menschen protestieren gegen Pegida und Freie Sachsen
AfD-Fraktionschef spricht auf der Pegida-Bühne von "Bevölkerungsaustausch". Dem Gegenprotest schloss sich auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert an.
Auf dem Weihnachtsmarkt an der Frauenkirche in Dresden war am Montagabend mehr als nur Weihnachtsmusik zu hören: Die Redebeiträge der Pegida-Demonstration sind dort nur als fernes Rauschen wahrnehmbar, während die Trillerpfeifen des Gegenprotests einem entfernten Insektenschwarm gleichen.
So bekommen die Touristen nicht mit, wie der sächsische AfD-Chef Jörg Urban wenige hundert Meter entfernt von "Bevölkerungsaustausch" spricht: "Lieber Viktor Orbán, wie schaffen Sie, dass sie in Ungarn kein Migrantenwetter haben. Bitte sagen Sie es uns: Wir möchten gerne von Ungarn lernen."
Zur Demo hatten Pegida, Querdenker und die rechtsextreme Kleinstpartei Freie Sachsen aufgerufen. Auf die Ansichten des AfD-Chefs können sie sich fast alle einigen, der Applaus für seine Rede ist groß und geht zwischenzeitlich in "Abschieben"-Sprechchören unter. Obwohl Urbans Rede eine halbe Stunde später als geplant stattfand, waren um 21 Uhr noch hunderte Pegida-Anhänger auf dem Schlossplatz versammelt.
Sitzblockade mit 35 Teilnehmern vor Dresdner Synagoge
Parallel zum rechten Schulterschluss gab es mehrere Gegendemonstrationen. Auf der Treppe der Brühlschen Terrasse hatten sich Hunderte lautstarke Protestierende versammelt – darunter auch Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), der am Wochenende über die soziale Plattform X (vormals Twitter) zum Gegenprotest aufgerufen hatte.
Ein weiterer Aufzug folgte der Pegida-Demo. Ein dritter Gegenprotest versammelte sich hinter der Carolabrücke vor der Dresdner Synagoge. "Wir sind hier, weil wir die Synagoge vor den Antisemiten von Pegida schützen müssen." Dort kam es auch um 19.30 Uhr zu einer Sitzblockade von etwa 35 Demonstrierenden. Ein Polizeisprecher sagte t-online, es habe Versuche gegeben, eine Spontandemonstration anzumelden, die jedoch von der Versammlungsbehörde abgelehnt wurde.
Bis sich die Polizeikräfte organisiert hatten, vergingen fast 20 Minuten. Nach einer einzigen Ankündigung, die Blockade aufzulösen, räumte die Polizei die Straße. Die Pegida-Anhänger konnten ihren geplanten Marsch über die Steinstraße zurück zum Schlossplatz fortsetzen.
Bis 22 Uhr kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen: Die Augustbrücke war bereits am Nachmittag für den Pegida-Aufzug gesperrt worden.
Mehrere Initiativen hatten im Vorfeld der Demonstration die Dresdner Versammlungsbehörde dafür kritisiert, benachteiligt zu werden. Während Pegida den Schlossplatz nutzen durfte, sei der Platz für den Gegenprotest in Sicht- und Hörweite begrenzt gewesen.
- Reporter vor Ort
- Telefonat mit Sprecher der Polizeidirektion Dresden