Frisch in sächsischen Vorstand gewählt Linken-Politikerin offenbart Neonazi-Vergangenheit
Ein bekannter Rechtsextremist wollte sie bloßstellen, da ging die sächsische Politikerin selbst an die Öffentlichkeit. Rechts zu sein, sei leider normal gewesen.
Die vor zwei Wochen frisch in den Vorstand der sächsischen Linkspartei gewählte Lisa Thea Steiner war früher in der Neonaziszene aktiv. Auf der Plattform X (vormals Twitter) offenbarte sie am Donnerstag in einem als "Klarstellung" bezeichneten Beitrag: "Im Alter zwischen 15 und 18 Jahren hatte ich Kontakte in die rechte Szene und habe einen Teil dieser Zeit mit ihr verbracht und auch teilweise ihre Sichtweisen, die durch Hass und Hetze geprägt waren, mitgetragen."
Zuvor hatte Max Schreiber von der rechtsextremistischen Kleinstpartei "Freie Sachsen" die Linken-Politikerin auf Telegram "geoutet". "Frau Steiner war früher im Umfeld der verbotenen Skinheads-Sächsische-Schweiz zu verorten", schrieb der ehemalige NPD-Funktionär dort. "Mehr noch, pflegt sie bis heute freundschaftliche Kontakte zu ehemaligen Führungskadern und Mitgliedern der ehemaligen Kameradschaft." Er gehe davon aus, dass ihre Partei davon keine Ahnung habe.
Lisa Thea Steiner: "Heute bin ich schlauer"
Dem widersprach die 33-jährige Bankkauffrau nun in einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" ("LVZ") vehement. Sie habe gegenüber Parteifreunden nie ein Geheimnis daraus gemacht und immer offen zugegeben: "Ich habe früher mit Neonazis abgehangen, heute bin ich schlauer."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Steiner stammt aus Struppen, wohnt im ländlichen Raum bei Königstein. In ihrer Jugend sei die Gegend bei Dresden eine Nazihochburg gewesen. "Wir waren jung, wir bewunderten die Jungs mit den Mopeds", sagt Steiner im "LVZ"-Interview. Und: "Linke existierten nicht, rechts sein galt als stark."
"Mir folgen zahlreiche Faschos, die liken auch meine Bikini-Fotos"
Mehrere Ereignisse hätten sie dann allerdings der rechten Szene entfremdet, auch die Trennung von ihrem damaligen Neonazi-Freund und eine neue Liebe spielten wohl eine Rolle. Das alles liege schon lange zurück. Die Frage, ob sie ihre Neonazi-Vergangenheit nicht längst nur vor Parteifreunden der Linken, sondern auch komplett öffentlich hätte kundtun sollen, habe sie sich nie gestellt. Vielleicht seien Geschichten wie ihre im ländlichen Raum in Sachsen einfach zu alltäglich.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Heute habe sie, anders als von Schreiber unterstellt, keine Kontakte mehr nach Rechtsaußen. Der Rechtsextremist hatte in seinem Telegram-Beitrag drei Männer genannt, mit denen Steiner angeblich immer noch befreundet sei.
Zwei davon bezeichnete die Linken-Politikerin nun als "knallharte Faschos, fünf, sechs Jahre älter, auf jedem Nazi-Konzert und als Ordner auf Demos". Die habe sie in ihrer jugendlichen Naivität damals zwar bewundert, aber eher aus der Ferne. Wirklich zu tun habe sie nie etwas mit den beiden gehabt. Der dritte folge ihr zwar auf Instagram. Aber, so Steiner zur "LVZ": "Mir folgen ja zahlreiche Faschos auf Instagram, die liken auch meine Bikini-Fotos."
Direkt an Max Schreiber gewandt hielt Steiner fest: Früher sei sie im Dunstkreis "übler Typen wie dir" unterwegs gewesen. "Heute setze ich mich für Menschen ein, die aus ihren Ländern flüchten, die ihre Miete oder ihre Nahrung nicht bezahlen können."
- twitter.com: Beitrag von Lisa Thea Steiner vom 17. November 2023
- lvz.de: "Neue im Linken-Landesvorstand hat Neonazi-Vergangenheit"
- dielinke-sachsen.de: "1. Tagung des 17. Landesparteitages"
- verfassungsschutz.sachsen.de: Freie Sachsen