Todestag von Mouhamed Dramé Ein Jahr nach Schüssen: Experte fordert Bodycam-Einschaltpflicht

Als Konsequenz aus den tödlichen Polizeischüssen auf einen 16-Jährigen in Dortmund vor einem Jahr fordert ein Polizei-Experte eine Einschaltpflicht für die Bodycams.
Der Polizei-Experte Rafael Behr spricht sich für eine Einschaltpflicht für die Bodycams der Beamten aus. "Immer noch bleibt es den Beamten überlassen, das ist mangelhaft, das muss geändert werden", sagte Behr am Dienstagmorgen im WDR. "Denn wir haben Grund, den Erzählungen der Polizei zu misstrauen, gerade nach solchen Fällen." Da brauche es objektive Beweismittel. Behr ist Professor für Polizeiwissenschaften mit den Schwerpunkten Kriminologie und Soziologie am Hochschulbereich der Akademie der Polizei Hamburg.
NRW hat zwar Ende April eine Tragepflicht für die sogenannten Bodycams bei der Polizei vorgeschrieben. Eine Einschaltpflicht für die an der Uniform befestigten Kameras gibt es aber bisher nicht. Bei dem tödlichen Polizeieinsatz in Dortmund waren die Bodycams der beteiligten Beamten nicht eingeschaltet.
- Tragepflicht von Bodycams: Polizeigewerkschaft fordert Klarheit
Fünf Polizisten müssen sich vor Gericht verantworten
Die Dortmunder Polizei war am 8. August 2022 zu einer Jugendhilfeeinrichtung gerufen worden, wo der 16-Jährige zunächst gedroht haben soll, sich mit einem Messer zu töten. Er wurde von der Polizei erst mit Pfefferspray und zwei Tasern beschossen. Schließlich schoss ein Polizist mit einer Maschinenpistole, der Jugendliche starb im Krankenhaus.
Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Schützen Anklage wegen des Vorwurfs des Totschlags erhoben. Die vier anderen Polizisten müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung beziehungsweise Anstiftung dazu verantworten. Zum Jahrestag hat ein Solidaritätskreis zu einer Mahnwache in der Nähe des Einsatzortes in Dortmund aufgerufen.
- Material der dpa