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Güterzugunglück Recklinghausen: Kind tot – zweiter Junge außer Lebensgefahr


Güterzug erfasst Kinder
"Das ist schon fürchterlich, was da passiert ist"

Von dpa, t-online, afp, aj

Aktualisiert am 03.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Polizeieinsatzkräfte sichern den Unfallort: Warum die Kinder auf den Gleisen waren, ist bislang nicht klar. (Quelle: reuters)

Im Ruhrgebiet ist es am Donnerstagabend zu einem schweren Zugunglück gekommen. Ein Kind ist tot. Beim zweiten gibt es nun offenbar Hoffnung.

Nach dem Unfall an einer Bahnstrecke in Recklinghausen mit einem getöteten zehnjährigem und einem schwer verletzten neunjährigem Kind hat die Polizei ihre Ermittlungen zur Unglücksursache fortgesetzt. Mit Drohnen fertigten die Einsatzkräfte am Freitagvormittag Übersichtsbilder von der Unfallstelle an.

Ein Güterzug hatte die zwei Kinder am Donnerstagabend in Recklinghausen erfasst. Hinweise auf weitere betroffene Kinder gebe es bislang nicht, erklärte die Polizei in der Nacht auf Freitag.

Der neunjährige Junge ist "aktuell nicht mehr akut in Lebensgefahr". Das sagte ein Polizeisprecher am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Recklinghausen. Sein Zustand könne sich aber jederzeit wieder verändern, betonte eine Sprecherin unter Verweis auf die schweren Verletzungen. Die Polizei bat weiter um Hinweise von Menschen, die eventuell sachdienliche Angaben zu den Geschehnissen machen konnten.

Der zehnjährige Junge solle voraussichtlich am Montag obduziert werden, sagte der Polizeisprecher weiter. Zu den Kindern und ihren Familien machte er noch keine weiteren Angaben. Zum Thema Trauerfeier oder Beerdigung könne man sich ebenfalls noch nicht äußern.

Genauer Unfallort bislang unklar

Nach dem Unfall hat die Polizei ihre Ermittlungen an der Bahnstrecke am Freitag zur Unglücksursache am fortgesetzt. Die Polizei will nun klären, warum die Kinder an den Gleisen waren und was sie dort gemacht haben. Zeugen wurden aufgerufen, sich zu melden. Insbesondere von Interesse sei, ob sich vor dem Unglück vielleicht noch mehr Kinder auf den Gleisen aufgehalten hätten.

Mehrere Hundert Meter von dem beschrankten Bahnübergang entfernt stand die Lok des Güterzugs bis Freitagmittag zur Untersuchung auf den Gleisen. Die Bahnstrecke zwischen Gladbeck-West und dem Hauptbahnhof von Recklinghausen wurde am Vormittag wieder für den Regionalverkehr freigegeben. Die S-Bahnlinie S9 war seit dem Abend wegen des Unglücks unterbrochen, der Fernverkehr war nach Angaben der Bahn nicht betroffen.

Wo genau sich der Zusammenstoß ereignete, blieb auch am Freitagmittag weiter unklar. Der Lokführer des Güterzugs blieb bei dem Unglück körperlich unversehrt, wie ein Polizeisprecher am Freitag in der Nähe des Unfallorts sagte. Sein seelischer Zustand sei aber "den furchtbaren Vorkommnissen entsprechend". Er stehe unter dem Eindruck des schweren Unfalls und sei schon unmittelbar danach am Donnerstagabend von Notfallseelsorgern betreut worden. Zur Person machte der Sprecher keine Angaben.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte in der Nacht zu Freitag gesagt, dass das neunjährige schwerstverletzte Kind im Krankenhaus ums Überleben kämpfe. Er war an den Unfallort nach Recklinghausen geeilt.

Dutzende Retter im Einsatz

Am Donnerstag war kurz nach 18 Uhr der Notruf gekommen. Die Polizei vermutet, dass der Lokführer des Unglückszuges die Feuerwehr verständigt hatte. Zunächst war die Rede von mehreren Kindern gewesen. Eine Gruppe junger Menschen sei von einem Güterzug erfasst worden, hatte eine Polizeisprecherin gegenüber t-online gesagt. Offenbar wurden die Betroffenen mehrere hundert Meter weit mitgeschleift.

Der Vorfall ereignete sich in Recklinghausen-Ost. Die Unglücksstelle sei in der Nähe eines früheren Güterbahnhofs. Recklinghausen liegt im nördlichen Ruhrgebiet. Das Gebiet war am Donnerstag weiträumig abgesperrt worden. An den Absperrungen der Polizei versammelten sich zahlreiche Menschen.

Nach Angaben der Feuerwehr waren 35 Feuerwehrleute und Rettungskräfte im Einsatz. "Wir haben das Gleisbett abgesucht", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Aufgrund der Dunkelheit und Ausdehnung des Suchgebiets sei eine Drohne eingesetzt worden.

Reul: "Das ist schon fürchterlich"

"Unsere Gedanken sind bei dem Kind, das im Krankenhaus ist, dass das gut geht", sagte Reul bei seinem Besuch am Unfallort. Kurz zuvor hatte ein Rettungswagen die Eltern des Kindes in das Krankenhaus gefahren. "An der Eisenbahn, Kinder im jungen Alter: Das ist schon fürchterlich, was da passiert ist", sagte der Minister. Seelsorger kümmerten sich in der Nacht um die betroffenen Familien.

Ein junger Mann und seine beiden Freunde sprachen nahe dem Unfallort mit einem Reporter der Nachrichtenagentur afp. Er wohne in der Nähe und kenne die Familie des verletzten Kindes, sagte der Mann. Als er gehört habe, was passiert sei, habe er sofort zu Hause angerufen und sich nach seinen jüngeren Geschwistern erkundigt. Zum Glück waren sie zu Hause, sagte der 24-Jährige.

Die drei erzählten auch, dass es dort zwischen den Gleisen am alten Ostbahnhof ein verlassenes, ehemaliges Bahngebäude gebe, in dem sich häufig Jugendliche aufhielten. Als Kinder hätten sie selbst dort gespielt. Man komme dort entweder durch die Büsche oder über die Gleise hin. Doch ob das Unglück dort geschah oder woanders, bleibt zunächst offen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen afp und dpa
  • Reporter vor Ort
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