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Nach Aus für Kohfeldt: Werder-Legende Schaaf soll es richten


Bremen
Nach Aus für Kohfeldt: Werder-Legende Schaaf soll es richten

Von dpa
16.05.2021Lesedauer: 3 Min.
SV Werder Bremen - Bayer 04 LeverkusenVergrößern des Bildes
Werders Trainer Florian Kohfeldt. (Quelle: Carmen Jaspersen/dpa/Archivbild/dpa-bilder)

Fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem Ende seiner Double-Ära bei Werder Bremen soll Thomas Schaaf den sportlich und finanziell taumelnden Fußball-Bundesligisten vor dem ersten Abstieg seit 1980 bewahren. In grauer Strickjacke und die FFP-2-Maske tief ins Gesicht gezogen traf Schaaf am Sonntagmittag im Sporthotel Fuchsbachtal in Barsinghausen ein, wo die Grün-Weißen derzeit ihr Quarantäne-Trainingslager absolvieren. Im Schlepptau hatte die 60 Jahre alte Werder-Legende Wolfgang Rolff, der schon von 2004 bis 2013 sein Assistent an der Weser gewesen war.

Florian Kohfeldt war zu diesem Zeitpunkt schon lange zurück in Bremen. Nachdem ihn Sport-Geschäftsführer Frank Baumann am späten Samstagabend um kurz vor Mitternacht von seiner Freistellung informiert hatte, verließ der langjährige Hoffnungsträger sofort das Team-Quartier. Eine erneute Rettung auf den letzten Drücker trauten ihm die Werder-Bosse dieses Mal nicht zu. Last-Minute-Trennung statt Last-Minute-Rettung hieß es dieses Mal für Kohfeldt.

Einen Tag nach der bitteren 0:2-Niederlage im Kellerduell beim FC Augsburg beendeten die Grün-Weißen doch noch die Zusammenarbeit mit dem 38-Jährigen. Vor allem die Art und Weise der Niederlage in langer Überzahl erschreckte die Werder-Bosse - weshalb sie sich trotz des ungewöhnlichen Zeitpunkts einen Spieltag vor Saisonende für einen Trainerwechsel entschieden.

"Leider hatten wir nach dem Spiel in Augsburg nicht mehr die Überzeugung, mit Florian Kohfeldt den Klassenerhalt schaffen zu können", sagte Baumann. Man habe den Eindruck gewonnen, "dass der Mannschaft der Glaube an diese Konstellation verloren gegangen ist", sagte Baumann im "Doppelpass" bei Sport1.

Vergangene Saison, als die Rettung in der Relegation gelang, habe es den Glauben an die Konstellation noch zu hundert Prozent gegeben. Nun sei das nicht mehr der Fall gewesen, sagte der Sportchef, der trotz der sportlichen Talfahrt lange an Kohfeldt festgehalten hatte. Anders als der FC Augsburg, der sich früher von Heiko Herrlich trennte und nun mit Markus Weinzierl vorzeitig den Klassenerhalt feierte.

Im letzten Saisonspiel gegen Gladbach und in einer möglichen Relegation soll nun Schaaf Werder vor dem Abstieg bewahren. "Thomas kann mit seiner Erfahrung und seiner Art und Weise für Begeisterung sorgen und den Spielern Selbstvertrauen vermitteln", sagte Baumann über Schaaf, der bereits 14 Jahre Trainer in Bremen war und 2004 mit den Grün-Weißen das Double gewann. "Es ist wichtig, dass wir einen Trainer haben, der keine lange Eingewöhnung braucht", sagte Baumann.

Schaaf war zuletzt bereits als Technischer Direktor bei Werder tätig. "Das ist natürlich eine riesige Herausforderung, aber wir haben noch alle Möglichkeiten, um in der Liga zu bleiben", sagte Schaaf, der nach seiner Zeit an der Weser zwei erfolglose Engagements in Frankfurt und Hannover hatte. "Wir haben nur wenig Zeit, werden aber alles tun, um mit Leidenschaft, Zuversicht und dem Glauben an unsere eigene Stärke in die Partie zu gehen und am Ende erfolgreich zu sein", sagte der Coach mit Blick auf das Gladbach-Spiel.

Werder steht nach der Pleite in Augsburg, der achten Niederlage in den vergangenen neun Spielen, auf dem Relegationsplatz 16. Der Vorsprung auf den 1. FC Köln, der am Samstag gegen das bereite abgestiegene FC Schalke 04 spielt, auf dem ersten direkten Abstiegsplatz beträgt nur noch einen Punkt.

Das Engagement des Trainer-Routiniers ist aber bis zum Saisonende begrenzt, dann soll ein neuer Chefcoach kommen - anders als zuletzt aber nicht aus den eigenen Reihen. "Im eigenen Stall haben wir dieses Mal niemanden, von daher werden wir uns intensiv mit dem externen Trainermarkt beschäftigen", sagte Baumann. Zuletzt hatte Werder oft einen Assistenten oder Jugend-Trainer zum Chefcoach gemacht. So auch bei Kohfeldt, der Ende Oktober 2017 die Nachfolge von Alexander Nouri angetreten hatte.

Lange Zeit galt Kohfeldt als unantastbar an der Weser. Vom Bund Deutscher Fußball-Lehrer wurde er zum Trainer des Jahres 2018 ernannt, Werder verlängerte den Vertrag mit dem in Bremen sehr populären Coach bis zum 30. Juni 2023. Doch schon in der vergangenen Saison rettete sich Werder nur mit viel Glück in der Relegation, die Talfahrt setzte sich nun fort, auch weil Werder von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie hart getroffen wurde und der Kader nicht verstärkt, sondern durch Verkäufe weiter geschwächt wurde.

Die finanzielle Lage in Bremen bleibt prekär. Der Club hat in der Corona-Zeit rund 35 Millionen Euro Verlust gemacht. "Wir werden bis Herbst noch einige Bedingungen erfüllen müssen für die Lizenz", räumte Baumann am Sonntag ein. Zwar könne er eine Insolvenz nicht hundertprozentig ausschließen. Man sei aber "absolut davon überzeugt, dass wir sowohl die sportlichen als auch die wirtschaftlichen Herausforderungen meistern werden", sagte Baumann. "Kein Werder-Fan muss sich Sorgen um den Fortbestand von Werder Bremen machen", sagte Baumann. "Das Insolvenzrisiko ist sehr, sehr minimal."

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