Bremen Ausstellung über Opfer medizinischer Einrichtungen in Bremen
Das Leid von Kindern und Jugendlichen in stationären Einrichtungen der Nachkriegszeit ist Thema einer Ausstellung, die von Mittwoch an in Bremen zu sehen ist. Unter dem Namen "Kein Platz - Nirgendwo" werden Bilder und Texte gezeigt, die Gräueltaten dokumentieren. Wie die Ausstellungsstücke bezeugen, wurden zwischen 1949 und 1975 junge Menschen in Einrichtungen der Behindertenhilfe sowie in Kinder- und Jugendpsychiatrien in Niedersachsen teilweise schwerst misshandelt. Archivunterlagen und Opfer berichten von Zwangsmedikation, Zwangsfütterungen, Hirnoperationen, Misshandlungen und sexuellem Missbrauch.
Kuratorin der Ausstellung im evangelischen Informationszentrum Kapitel 8 ist die Kulturwissenschaftlerin Gerda Engelbracht, die drei Jahre lang zu dem Thema forschte. Sie durchforstete Archive und sprach mit Opfern und Zeitzeugen. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichte sie im vergangenen Jahr in einem Buch.
Michael Martin hat 40 Jahre nicht darüber gesprochen, was ihm als Kind und Jugendlicher in psychiatrischen Einrichtungen in Niedersachsen widerfahren ist. Erst als Engelbracht über das Thema berichtete, brach er sein Schweigen. "Mir hätte das davor niemand geglaubt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Bis zu seinem 15. Lebensjahr lebte er in verschiedenen Kliniken, in denen man ihn sexuell missbraucht und medizinische Versuche an ihm unternommen habe. Einer der Peiniger habe ihm damit gedroht, ihn "zum Schweigen zu bringen", wenn er es wage, mit jemandem über den Missbrauch zu sprechen. "Die traumatischen Erlebnisse sind immer noch gegenwärtig, die verfallen nicht."
Für ihre Aufklärungsarbeit sei er der Kulturwissenschaftlerin Engelbracht sehr dankbar. Ohne sie wäre die Geschichte nie ans Licht gekommen, so Martin. "Ich möchte den lebenden Opfern Mut machen, an die Öffentlichkeit zu gehen." Deswegen sei es ihm wichtig, bei der Ausstellungseröffnung dabei zu sein.