650.000 Lichter bald Geschichte? Größtes Weihnachtshaus Deutschlands steht vor dem Aus
Es gilt als das größte Weihnachtshaus Deutschlands, doch das festlich geschmückte Anwesen in Calle erstrahlt in diesem Jahr wohl zum letzten Mal.
Die Besucher kommen von nah und fern, weit über die Grenzen des kleinen Ortes Calle (Bücken) im Landkreis Nienburg/Weser ist das Weihnachtshaus der Vogts bekannt. Mit seinen 650.000 Lichtern gilt es als das größte seiner Art in Deutschland, Betreiber Rolf Vogt sagt sogar, es wäre das Größte in ganz Europa. Doch dem 76-Jährigen geht es schlecht, wie er im Gespräch mit t-online verriet. So schlecht, dass das Aus des Weihnachtshauses bevorsteht. 2023 könnte das letzte Mal gewesen sein, dass Gäste das liebevoll geschmückte Anwesen besuchen können.
"Es tut mir furchtbar leid", sagt Rolf Vogt am Telefon. Gerne hätte er das Weihnachtshaus noch viele weitere Jahre betrieben, doch die Gesundheit spiele nicht mehr mit. Am Neujahrstag 2023 erlitt er einen Schlaganfall, ist seitdem auf Medikamente angewiesen. "Zehn Tabletten muss ich täglich nehmen, insgesamt 30 Tage war ich im Krankenhaus. Fünf Kliniken habe ich in dieser Zeit von innen gesehen." Trotz mehrerer Operationen habe er sich dafür entschieden, in diesem Jahr nochmal alles herzurichten – aus Liebe zu seiner Frau Nermin (71).
"Da sind schon einige Löcher entstanden"
"Meine Frau wollte das so gerne nochmal machen, diesen Wunsch konnte ich ihr nicht abschlagen", sagte Rolf Vogt. Doch 650.000 Lichter sind es in diesem Jahr nicht geworden. "Ich schätze", sagt Vogt, "es sind etwa 300.000. Da sind schon einige große Löcher entstanden." 23 Jahre lang habe er jedes Jahr im Herbst mit den Vorbereitungen begonnen, zuletzt sieben Kilometer Kabel verlegt und alles dekoriert.
2022 lud Rolf Vogt auch t-online auf sein Grundstück ein und führte übers Gelände. Damals standen die Vorbereitungen ganz im Zeichen der Energiekrise, heute im Schatten seiner Erkrankung. Mehr dazu lesen Sie hier. "Heute kann ich nicht mal mehr auf eine Leiter steigen, ohne dass mit schwindelig wird", sagt er.
Auch wenn Vogt wisse, dass seine Genesung vorgehe, bedaure er die Entwicklung – und blickt zurück: "Viele Besucher, die heute 16, 18 Jahre alt sind, kamen damals, als wir anfingen, als kleine Kinder schon zu uns. Es ist sehr schade, wenn es vorbei sein wird." Auch die Gäste, die sich immer wieder nach ihm erkundigen würden, "sind natürlich geknickt".
2023 womöglich die letzte Chance auf einen Besuch
Der 76-Jährige sagt zwar, es gebe noch eine kleine Hoffnung für das Jahr 2024, doch die Chancen auf eine abermalige Öffnung des Weihnachtshauses seien gering. "Nur meine Frau kommt als Nachfolger in Betracht. Wenn sie es weitermachen möchte, dann kann sie das tun. Ich unterstütze sie, wo es möglich ist."
Täglich von 18 bis 20 Uhr habe das Weihnachtshaus geöffnet. Bis zum 31. Dezember können Besucher das Lichtermeer mit dem dazugehörigen Verkaufsmarkt besuchen. Eine Ausnahme bilde Heiligabend, da mache Vogt das Haus für Besucher zu.
Vogt: "Wir können es nicht ändern"
Auch Rolf Vogt werde, soweit es seine Gesundheit zulasse, die Besucher begrüßen. "Ab und an sitze ich auch mal unten und sage 'Hallo'. Aber das alles ist sehr anstrengend", gibt er zu. Die hohen Energiepreise würden ihn und seine Frau obendrein zu schaffen machen. "Finanziell ist das schon ein Aderlass."
Der Schnee der letzten Tage habe zwar eine tolle Atmosphäre auf dem Grundstück geschaffen, "doch bei Tauwetter kriege ich hier wieder überall Kurzschlüsse." Das komme noch dazu und mache alles noch schwerer. "Doch irgendwann muss es vorbei sein. Wir können es nicht ändern", sagt Vogt.
- Gespräch mit Rolf Vogt, Betreiber des Weihnachtshauses in Calle
- Artikel von t-online
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