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Größtes Weihnachtshaus Deutschlands: 650.000 Lichter trotz Energiekrise


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Größtes Weihnachtshaus Deutschlands
Diese 650.000 Lichter werden trotz Energiekrise leuchten


Aktualisiert am 01.10.2022Lesedauer: 4 Min.
Das Weihnachtshaus in Calle (Archivbild): Seit Juni arbeitet Rolf Vogt an der Beleuchtung.Vergrößern des Bildes
Das Weihnachtshaus in Calle (Archivbild): Seit Juni arbeitet Rolf Vogt an der Beleuchtung. (Quelle: Björn Hake/IMAGO)

Hunderttausende Lichter waren in der Corona-Zeit am größten Weihnachtshaus Deutschlands aus geblieben. Die Krise kann sie aber dieses Jahr nicht stoppen.

Lange Zeit mussten Besucher auf das Weihnachtshaus in Bücken-Calle verzichten – wegen Corona. Nun herrscht die Energiekrise. Das Lichtermeer sollen dennoch leuchten. Wie viele Arbeitsstunden Rolf Vogt in sein Weihnachtshaus in Calle, im Südosten von Bremen, bislang gesteckt hat, kann er nicht sagen.

Was er weiß: Es macht eine Heidenarbeit, die rund 650.000 Lichter jedes Jahr aufs Neue zu installieren. Grob überschlagen gehen täglich etwa drei Stunden für die Vorbereitungen drauf – und das seit Juni.

Rolf Vogt, 75 Jahre alt, betreibt zusammen mit seiner Frau Nermin mit dem Weihnachtshaus in Calle bei Bücken in der Grafschaft Hoya das wohl größte seiner Art in Europa. So sagt es Rentner Vogt – und ein gewisser Stolz schwingt mit. Eine Million Lichter sollten es eigentlich mal werden, doch das Alter gehe nicht spurlos an ihm vorbei, sagt er. Die täglich drei Stunden Arbeit am Haus seien genug. Mehr gebe die Gesundheit nicht mehr her.

Doch bevor das Haus am 26. November ganz offiziell in allen erdenklichen Farben leuchten wird, stehen Vorbereitungen an. Und die sind umfangreich. Etwa sieben Kilometer Kabel habe Vogt in den vergangenen Wochen verlegt und alle mit den zwei Starkstromkreisen in seinem Schuppen hinterm Haus verbunden. Rund 50 Sicherungen schützen die Birnen davor, durchzubrennen. Alles muss sitzen. Einen Kurzschluss möchte sich der Rentner nicht erlauben.

Ein Elektriker macht den finalen Check

Vogt habe über die Jahre ein eigenes System entwickelt, damit einzelne Steckdosenleisten nicht überlasten und der Strom gleichmäßig auf alle Kabel verteilt werde. Dazu hat sich der 75-Jährige extra ein Buch angelegt, in dem er Schaltkreise und Verbindungen notiert hat. Kurz bevor alles hell erleuchtet, checke ein Elektriker alles gegen. "Sicher ist sicher", sagt Vogt.

Dabei fing alles ganz klein an: 1999 besuchten Vogt und seine Frau Nermin den gemeinsamen Sohn in den USA, der dort beim Militär diente. Eines Nachts, es war nach Vogts Erinnerungen gegen 2 Uhr, fuhr das Paar durch die Straßen und war fasziniert von den opulent geschmückten Weihnachtshäusern der Nachbarschaft. "Wir sind dann sofort in den Walmart, haben zwei große Tüten mit Deko eingepackt und sind zurück nach Deutschland." So begann alles – und wurde Jahr für Jahr immer größer.

Im Jahr 2000 schmückten Rolf und Nermin das erste Mal ihr Haus. Da waren es noch etwa 1.500 Lichter, ein Jahr später bereits 15.000 Birnen. "Eigentlich", sagt Vogt, "haben wir das nur für uns gemacht. Mir gefiel das." Doch eines Nachts, der 75-Jährige habe sich bereits bettfertig gemacht, ruft ihn seine Frau und berichtet: "Rolf, guck mal nach draußen, da stehen Leute vor der Tür und bewundern unseren Weihnachtsschmuck."

Glühwein und Deko sollen Kosten kompensieren

Es war der Startschuss für eine außergewöhnliche Geschichte, die trotz der aktuellen Energiekrise vorerst kein Ende finden wird.

Das Paar habe lange überlegt, ob sie das Weihnachtshaus auch 2022 aufbauen wollen. Da sei zum einen die Gesundheit, zum anderen die Energiekrise samt rasant steigenden Kosten für Strom und Gas, die sie zunächst zweifeln ließen. Doch die beiden entschieden sich für ihr Haus – und somit auch für die Tausenden Gäste, die sie nun zu erwarten haben.

Der Betrieb der rund 650.000 Lichter habe das Paar sonst etwa 3.000 Euro gekostet, für dieses Jahr rechnen beide mit rund 9.000 Euro. "Das macht uns schon Sorgen", gibt Vogt zu. "Doch wir wollten das so. Uns gefällt das alles so sehr – die Besucher, das ganze Drumherum."

Kürzer, effizienter – auch die Vogts müssen auf den Strom achten

Etwas kompensieren könnten sie die Kosten über den Verkauf von Glühwein, Kinderpunsch und heißem Kakao. Außerdem hatte sich aus den Corona-Jahren, in denen das Haus nicht öffnen durfte, kistenweise Weihnachtsdeko angehäuft. Mehrere Räume füllen die Sachen. Vogt hofft, dass vieles davon verkauft werden könne.

Und das Paar hat sich dazu entschieden, die Lichter kürzer leuchten zu lassen. In der Woche würden sie die Birnen, die mittlerweile zu 80 Prozent aus LED-Lampen bestünden, von 18 bis 20 Uhr anschalten, am Wochenende, wenn wesentlich mehr Besucher kommen, auch etwas länger. Wer dann zu spät komme, hat Pech, sagt Vogt. "Ich mach dann aus, anders geht es nicht."

Früher holte der 75-Jährige die Lichterketten und Birnen noch aus der Nähe von Sarstedt bei Hannover ab. Da die Preise dort jedoch massiv zugelegt hätten, fährt Vogt mittlerweile zu einem großen Gartencenter in die Niederlande. Jedes Mal, wenn dort Ausverkauf sei, hole er sich tütenweise neues Zubehör.

Ist nach 2022 Schluss? "Darüber will ich gar nicht nachdenken"

30 Jahre lange war Vogt Fenster- und Fassadenbauer, bis zur Rente fuhr er dann noch 16 Jahre lang Lkw. Und "nebenbei" entstand das Weihnachtshaus, das in den vergangenen Jahren bereits Besucher aus den USA, Indien und Russland begrüßen konnte.

Ob nach 2022 Schluss sein wird, stehe noch nicht fest, sagt Vogt. "Da will ich ehrlich gesagt nicht drüber nachdenken." Zu viele Erinnerungen steckten in jeder einzelnen Birne, zu sehr identifiziere sich das Paar mit seinem Weihnachtshaus. "Doch es muss sich rentieren."

Sollten die Vogts tatsächlich aufhören – genug zu tun gebe es weiterhin. Das Paar besitzt zwei Hunde, einen Garten und eine große Wiese. Zusammengenommen sind das rund 13.000 Quadratmeter.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Rolf Vogt, Betreiber des Weihnachtshauses
  • Eigene Recherchen
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