Borkums Suche nach Erdwärme Urlaubsinsel hofft auf "unendliche Energiequelle"
Der erste, wichtige Schritt ist getan: Die Nordseeinsel Borkum darf nach Erdwärme suchen und hofft auf fast eine "unendliche Energiequelle".
Die Ostfriesische Insel Borkum hat sich für die kommenden Jahre einiges vorgenommen. Das Eiland an der Nordseeküste will das Vorhaben "Borkum 2030 – emissionslose Insel" in die Realität umsetzen und ist seinem Ziel nun einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Wie das Niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) am Donnerstag mitteilte, liege jetzt die "Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme" vor.
Konkret geht es um das Gebiet "Borkum I" mit einer Fläche von rund 130 Quadratkilometern, in dem nach Erdwärmequellen gesucht werden kann. Das sogenannte Erlaubnisfeld umfasst nach Angaben des zuständigen LBEG die Nordseeinsel Borkum selbst und zudem "im Wesentlichen südöstlich angrenzende Bereiche des Wattenmeeres im Deutschen Küstenmeer innerhalb der 12-Seemeilen-Zone". Die Genehmigung gilt ab dem 15. Oktober und ist für zwei Jahre gültig.
Bohrung braucht separate Genehmigung
Sollte in diesem Areal tatsächlich Erdwärme nachgewiesen werden können, dann brauche es weitere Genehmigungen. Die Erlaubnis zur Suche bedeute nicht, dass die Verantwortlichen der Insel einfach drauflos bohren könnten.
Konkret heißt es dazu vom LBEG: "Die Erteilung einer Erlaubnis berechtigt den Antragsteller noch nicht zu tatsächlichen Erkundungs- bzw. Abbauarbeiten. Für technische Maßnahmen sind zugelassene bergrechtliche Betriebspläne notwendig." Über diese entscheide das Landesamt als Bergbehörde "unter Beteiligung der betroffenen Gemeinden als Planungsträger sowie der in ihrem Aufgabenbereich berührten Behörden". Dabei rücken dann auch Umweltbelange, wie zum Beispiel Wasserrecht, Naturschutzrecht und Immissionsschutzrecht in den Fokus.
Insel will 2030 emissionsfrei sein
Die Nordseeheilbad Borkum GmbH (NBG), Tochtergesellschaft der Stadt, hatte im Februar dieses Jahres einen entsprechenden Antrag beim Landesamt gestellt und verfolgt damit ein ambitioniertes Ziel: Bis 2030 will die Insel emissionsfrei werden. Die Pläne für dieses Vorhaben reiften über viele Jahre, 2020 wurde das Projekt sogar mit dem Zukunftspreis des Niedersächsischen Umweltministeriums ausgezeichnet.
In einer Mitteilung heißt es über das Vorhaben: Borkum beabsichtige bis zum Jahr 2030 "dem Klimawandel ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich nachhaltig durch vollständige Vermeidung anthropogener Emissionen zu begegnen". Dadurch, dass die Insel eine "geografisch exponierte Lage in der Nordsee" aufweise, sei sie den Auswirkungen des Klimawandels "existenzbedrohend ausgesetzt". Leben und Tourismus attraktiv und zugleich klimaneutral zu gestalten, sei deshalb für die Insel existenziell.
Wie Borkum geht es auch anderen Ostfriesischen Inseln: Sie drohen durch den steigenden Meeresspiegel unterzugehen. Welches Eiland zuerst betroffen wäre, lesen Sie hier.
Insel plant noch weitere Vorhaben
Ein LBEG-Sprecher sagte der "Nordwest-Zeitung" (NWZ), mit der Genehmigung sei sozusagen ein erster Claim abgesteckt. Sollte die Inselverwaltung nun beispielsweise seismologische Untersuchungen oder Probebohrungen durchführen wolle, brauche es ein gesondertes Verfahren.
Sollten Erdwärmequellen vorhanden sein und auch weitere Genehmigungen zur Bohrung vorliegen, dann könnte die Insel künftig auf "eine nach menschlichen Maßstäben praktisch unendliche Energiequelle"zurückgreifen, konkretisierte die Sprecherin gegenüber der "NWZ".
In bis zu 3.000 Metern würden Warmwasserquellen vermutet. Pumpe man das Wasser hoch und entziehe ihm Wärme, entstehe so Energie. Das erkaltete Wasser fließe dann wiederum zur Quelle zurück und erwärme sich wieder – ein Kreislauf für stete Energieversorgung könnte so entstehen. Daneben plant die Insel unter anderem die Stromerzeugung durch einen Elektrolyseur. Diesem soll Strom zugefügt werden, damit im Anschluss Wasserstoff entstehe. Damit wiederum sollen zum Beispiel Brennstoffzellen zur Wärmeerzeugung in Haushalten genutzt und Wasserstofffahrzeuge betrieben werden.
- lbeg.niedersachsen.de: "Nordseeheilbad Borkum GmbH bekommt Feld "Borkum I" zugeteilt: LBEG erteilt Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme"
- nwzonline.de: "In den Tiefen unter Borkum darf grundsätzlich nach Erdwärme gesucht werden" (kostenpflichtig)
- nordseeheilbad-borkum.de: Mitteilung von November 2020 (PDF)
- lbeg.info: Bergrechtliche Erlaubnisse / Bewilligungen