Delmenhorst im DFB-Pokal Rechtsextreme in Fanblock und VIP-Bereich: "Im Vorfeld nicht bekannt"
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach der wenig überraschenden Niederlage im DFB-Pokal gegen St. Pauli muss Atlas Delmenhorst unangenehme Fragen ertragen: Es geht um bekannte Rechte im Stadion.
Die Fans vom Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli hatten schon während des Spiels den Finger in die Wunde gelegt: "Euer einziger Kult sind eure Nazis – Atlas abschaffen", war auf einem Banner der linken Ultras aus Hamburg zu lesen. Dem Regionalligisten war die harte Kritik sauer aufgestoßen: Unangemessen, widerwärtig und nicht zu rechtfertigen sei das. Von rechtsextremen Fans im Stadion habe man "keine Kenntnis". Mittlerweile klingt das aber anders.
Schon am Tag des Spieles selbst, Delmenhorst war mit 0:5 aus dem DFB-Pokal ausgeschieden, waren auf der Plattform X (vormals Twitter) Bilder aufgetaucht, die zumindest zwei in der rechten Szene bekannte Personen im Stadion des SV Atlas zeigen: Stefan Ahrlich saß im VIP-Bereich und Hannes Ostendorf stand im Fanblock.
Hooligan-Sänger im Fanblock
Wer sind diese Männer? Stefan Ahrlich kommt aus dem Rotlicht-Rocker-Milieu und soll mehreren Berichten zufolge Rechtsextremen und Hooligans zumindest nahe stehen. Ex-Torwart Tim Wiese (Werder Bremen) ist wegen seiner Freundschaft zu Ahrlich bei seinem langjährigen Klub nicht mehr erwünscht. Bei Hannes Ostendorf ist der Fall noch klarer: Er ist der Frontsänger der rechtsextremen Hooligan-Band Kategorie C.
Auf Anfrage von t-online erklärt der SV Atlas Delmenhorst: "Die von Ihnen genannten Personen sind keine Sponsoren, haben keine Dauerkarte und sind keine Vereinsmitglieder. Die Anwesenheit war im Vorfeld nicht bekannt." Mittlerweile dürfte sie den Vereinsverantwortlichen also bekannt sein. Warum einer von den beiden sogar in einer "Verlängerung des VIP-Bereichs" saß, kann man sich jedoch nicht erklären. "Wie oder durch wen er dort hingelangte, ist uns nicht bekannt."
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Auf den Fotos des Accounts "AfD Watch Bremen" ist auch noch etwas anderes zu sehen: Ein Mann mit freiem Oberkörper trägt auf dem rechten Unterarm eine Lebensrune als Tattoo. Zwar ist das kein grundsätzlich verbotenes Symbol, allerdings wurde die ursprünglich germanische Rune vielfach von den Nationalsozialisten verwendet. In Kombinationen mit gewissen NS-Organisationen ist die Verwendung durchaus strafbar.
Delmenhorst: Kein rechtsradikales Verhalten
Die Fans aus St. Pauli hatten schon während des Spiels mit mehreren "Nazischweine"-Rufen für Aufmerksamkeit gesorgt, hinzu kam das Banner. Nach der Kritik an den Hamburger Ultras stellte Delmenhorst in der ersten Stellungnahme auch klar, dass man sich "ausdrücklich gegen jede Form von Rassismus und Extremismus stellt". Während des Spiels habe sich jedoch niemand "auffällig oder in einer Tendenz rechtsradikal verhalten".
Beim Hamburger Verein reagiert man irritiert auf die Kritik aus Delmenhorst an den St.-Pauli-Ultras: "Was die Pressemitteilung betrifft, stellen wir fest, dass aus unserer Sicht nicht ein Plakat in einer Fankurve das Problem ist, sondern die Anwesenheit von Rechtsextremen", sagte Vereinssprecher Patrick Gensing der "Mopo".
Andere Vereine, nicht nur bekennend linke Klubs wie der FC St. Pauli, lassen bekannte Rechtsextreme jedoch gar nicht mehr rein. Fragen von t-online, wie der SV Atlas Delmenhorst in Zukunft mit diesen oder anderen als Rechtsextremisten bekannten Personen umgehen will, blieben bislang unbeantwortet.
- Anfragen an den SV Atlas Delmenhorst
- taz.de: "Der Rocker-Freund des Fußball-Stars"
- sz.de: "Zu viele Fotos mit Personen aus rechten Kreisen"
- discogs.com: Hannes Ostendorf
- bige.bayern.de: Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus
- mopo.de: "Kritik aus Delmenhorst: St. Pauli bezieht Stellung"
- Eigene Recherche