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Nordsee: Gefräßiger Riesenseeadler verirrt sich – Experten ratlos


Experten stehen vor Rätsel
Gefräßiger Riesenseeadler an deutscher Nordsee gesichtet

Von t-online, stk

Aktualisiert am 22.06.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0243941479Vergrößern des Bildes
Nahaufnahme eines Riesenseeadlers (Symbolfoto): Die Tiere leben eigentlich an der Ostküste Russlands und in Japan. (Quelle: IMAGO/E. Iliopoulou)
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Austernfischer, Möwen, Gänse: All diese Vögel trifft man an der Nordsee. Jetzt wurde ein Riesenseeadler gesichtet. Das Tier lässt Experten ratlos zurück.

Absolute Rarität an der Nordsee: Im Cuxland bei Cuxhaven ist ein Riesenseeadler gesichtet worden. Das bestätigte der dortig zuständige Naturschutzbund (Nabu) t-online auf Nachfrage. Der Greifvogel muss sich verirrt haben, vermuten die Experten. Anders könne man sich die Sache nicht erklären. Das Tier lebt sonst nämlich mehr als 7.000 Kilometer Luftlinie weiter im Osten.

Zunächst hatte die "Nordsee-Zeitung" über den ungewöhnlichen Fund berichtet. Demnach sei das Tier am vergangenen Mittwoch zum ersten Mal entdeckt worden. In Neuenkirchen stieß der dortige Gastwirt Sebastian Rautenberg auf den riesigen Greifvogel und dachte zunächst, es handele sich um einen Storch.

Greifvogel reißt mehrere Hühner im Ort

Doch dieser Verdacht zerstreute sich schnell. Denn wie der Betreiber von "Tamm´s Gasthaus" der Zeitung berichtete, hob das Tier plötzlich ab und hielt in seinem Schnabel ein Huhn, das er sich zuvor vom Grundstück gekrallt hatte. Das Geflügel laufe auf dem dortigen Gelände frei herum.

Der Riesenseeadler sei später bei einem Nachbarn entdeckt worden. Auch hätte dort das tote Huhn gelegen – mit deutlichen Fressspuren, wie der Wirt der Zeitung erzählte.

Martin Behrmann, Vorsitzender des Hadler Naturschutzbundes (Nabu), bezeichnete den Fund des Adlers als "außerordentlich selten". Wie der Greifvogel in eine für ihn so entlegene Gegend gekommen sein könnte, "darüber grübeln wir alle", sagte er t-online.

Experten rätseln über Herkunft des Tieres

Seit der ersten Sichtung am vergangenen Mittwoch hätten er und andere Ornithologen der Region alle möglichen Szenarien durchgespielt. Ist das Tier womöglich aus einer Falknerei entwischt? "Eher nicht", sagt Behrmann. In keinem der dortigen Betriebe sei eine Vermisstenanzeige aufgenommen worden. Man sei gut vernetzt mit anderen Tier- und Umweltschützer der Gegend. Aus keiner habe er etwas von einem vermissten Riesenseeadler gehört.

Da das Tier auch nicht beringt sei, könne diese Variante eigentlich ausgeschlossen werden. Am wahrscheinlichsten sei der Seeweg, vermutet Behrmann. Die Greifvögel leben ursprünglich an der Ostküste Russlands und in Teilen Japans. Luftlinien sind das etwa 7.000 Kilometer.

Behrmann meint, das Tier sei vermutlich an der Nordküste Russlands über eisfreie Regionen der Arktis geflogen und "hat dann einfach nicht mehr aufgehört zu fliegen". Sein Weg könnte ihn dann weiter über Norwegen bis an die Nordsee geführt haben. Das sei die naheliegendste Erklärung, so der Ornithologe.

Ornithologin gelingt Schnappschuss

Trotz der ungewöhnlichen Wahl seiner temporären Heimat sei der Greifvogel nicht in Gefahr, ist sich Behrmann sicher. Das Tier ernähre sich von Fischen und Vögeln. "Davon gibt es genug in der Region. An Nahrung soll es nicht scheitern." Zwar war der Vogel laut "Nordsee-Zeitung" zwischendurch auch in anderen Ortschaften wie Wanna, Cappel und Spieka unterwegs. Doch ihn ziehe es offensichtlich immer wieder nach Neuenkirchen. Dort hatte sich der Greifvogel am Montag wieder ein Huhn geschnappt und flog davon.

Riesenseeadler gelten als größte Seeadler der Welt und sind insbesondere durch ihr schwarz-weißen Federkleid und den markant orangefarbenen Schnabel gekennzeichnet. Sie können ein Gewicht von bis zu 9,5 Kilo erreichen. Ihre Flügelspannweite ist ebenfalls beachtlich: Bis zu 2,8 Meter misst diese. Laut Weltnaturschutzunion (IUCN) gilt das Tier als vom Aussterben bedroht. Weltweit, so die Schätzungen, wird von rund 5.000 geschlechtsreifen Exemplaren ausgegangen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Martin Behrmann, Vorsitzender des Hadler Naturschutzbundes (Nabu)
  • nordsee-zeitung.de: "Riesenseeadler klaut im Cuxland die Hühner und sorgt für Aufsehen" (kostenpflichtig)
  • Eigene Recherchen
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