"Das hat mich sehr gerührt" Beliebter Fairfashion-Laden wendet Aus ab

Diese Nachricht stimmte viele Braunschweiger traurig: Der Fairfashion-Laden "Amelie" an der Gliesmaroder Straße kündigte das baldige Aus an. Jetzt gibt es eine erfreuliche Wendung.
Seit 18 Jahren betreibt Ulrike Bogner den kleinen Fairfashion-Laden "Amelie" an der Ecke von der Gliesmaroder zur Wilhelm-Bode-Straße im Östlichen Ringgebiet von Braunschweig. Jüngst bahnte sich jedoch das Ende einer Ära an. Denn dass sie mit ihrem Geschäft noch ihr 20-jähriges Jubiläum feiern wird, schien ausgeschlossen. Erst in der vergangenen Woche verkündete sie die traurige Nachricht über Instagram: "Wir werden Ende März schließen."
Allein in den Sozialen Medien häuften sich daraufhin die Nachrichten betroffener Kunden. "Das ist so schade! Wieder ein tolles kleines Geschäft weniger", schreibt eine Nutzerin. Eine andere klagt: "Du würdest in "unserem Kiez" so schmerzlich fehlen!" und ergänzt: "Ich wünsche Dir, dass Du vielleicht doch eine Idee entwickelst oder einen Weg findest, die Schließung abzuwenden."
Kundenansturm rettet Geschäft
Und tatsächlich. Nur eine Woche, nachdem sie zum Schlussverkauf aufrief, hat sich das Blatt gewendet. "Der Laden bleibt", sagt Bogner zu t-online bei einem Besuch vor Ort. Der Grund für den Sinneswandel: Nach der Verkündung der anstehenden Ladenschließung hätten die Kunden plötzlich Schlange gestanden.
"Die Leute sind langsam aufgewacht", sagt Bogner und erzählt von zahlreichen positiven Rückmeldungen und mutmachenden Worten, die sie auf den verschiedensten Wegen erreichten. Worte, die sie letztlich zum Umdenken bewegten. "Das hat mich sehr gerührt", erklärt sie.
Finanzielle Probleme machten "Amelie" zu schaffen
Und: Auch dass sie mit ihren 56 Jahren nach langer Zeit noch einmal in einem anderen Job Fuß fassen müsste, bereitete der gelernten Physiotherapeutin Sorge. Am Ende sei sie zu dem Schluss gekommen, dass man sie "mit den Füßen zuerst raustragen" müsse, bevor sie den Laden schließt, sagt sie augenzwinkernd.
Dass sie überhaupt erst das Ende ihres Herzensprojekts in Erwägung gezogen hatte, habe finanzielle Gründe gehabt. Besonders seit der Corona-Zeit hätte sich das Kaufverhalten der Kunden stark verändert. Viele kauften online ein – die Besucher in dem kleinen Eckladen wurden immer weniger, so schildert es Bogner. Probleme, mit denen sie nicht alleine dasteht.
Gerade in der Modebranche würde man dann oftmals auf der Ware sitzen bleiben. Und vor allem auf den Kosten. Wenn man keine finanzielle Unterstützung habe, sei es für kleine Läden fast unmöglich, sich zu halten, erklärt Bogner. Sie selbst habe sich in der Vergangenheit einige Male Geld leihen müssen.
Fairfashion-Laden bleibt – mit angepasstem Konzept
Nun wolle sie das Sortiment etwas umstellen, um nicht nur während der Sales-Aktionen, sondern auch nachhaltig wieder mehr Kunden in den Laden zu ziehen. Kleidung und Wohnungsdekoration wird bleiben. Ergänzend soll es künftig kleine Dinge geben, die im Einkauf günstiger sind. "Dinge, die nicht mega-teuer sind, sondern einfach etwas Schönes, damit die Schwelle nicht so riesig ist, es zu kaufen."
Wichtig sei ihr nämlich vor allem, dass die Leute das Geschäft überhaupt erstmal betreten. Danach setze sie weiter auf gezielte Beratung – individuell angepasst an die Kunden. "Vielleicht biete ich auch wieder Kaffee an", ergänzt sie.
Besuchen können Interessierte den Fairfashion-Laden in der Gliesmaroder Straße 95 dienstags bis freitags von 10 bis 13 sowie von 15 bis 18 Uhr. Samstags ist ebenfalls von 10 bis 13 Uhr geöffnet.
- Gespräch mit Amelie-Inhaberin Ulrike Bogner
- Besuch vor Ort
- instagram.com: Beitrag von @amelie_fairfashion