Tausende Liter Chemikalien ausgetreten Havarie in Tesla-Werk: Kritik an Behörden wächst
Nach einem Zwischenfall im Tesla-Werk in Grünheide sind Tausende Liter Chemikalien ausgetreten. Nun regt sich Kritik an den Behörden. Eventuelle Folgen für Berlin werden geprüft.
Nach dem Austritt von Flüssigkeit aus der Lackiererei des neuen Tesla-Autowerks in Grünheide bei Berlin wächst die Kritik an den Umweltbehörden. Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der auch Tesla beliefert, forderte am Donnerstag mehr Transparenz. Der Verband sei nur auf Nachfrage von der Wasserbehörde des Landkreises Oder-Spree informiert worden, sagte Sprecherin Sandra Ponesky. "Da sehen wir schwarz für den Schutz der Trinkwasserversorgung in Zukunft."
Während die WSE unter Berufung auf ein ihr vorliegendes Foto der Ansicht ist, dass auch Flüssigkeit in die Kanalisation gelangt sei, verneint das Brandenburger Landesamt für Umwelt dies.
Grünheide bei Berlin: Wasserverband sieht Störfall
Die Linke im Brandenburger Landtag fordert Aufklärung. Umweltminister Axel Vogel (Grüne) solle im nächsten Umweltausschuss über den Vorfall berichten, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Thomas Domres. Er kritisierte die Informationspolitik. "Die Meldekette muss so gestaltet werden, dass alle Akteure informiert werden."
Am 11. April waren nach Angaben des Landesumweltamtes in der Tesla-Fabrik 15 Kubikmeter (15.000 Liter) Behandlungsbad aus der Elektrotauchlackierung ausgetreten. Die Behörde spricht von einer Betriebsstörung, der verwendete Lack habe keine gefahrstoffrechtliche Einstufung. Ein Entsorgungsunternehmen pumpte laut Umweltamt die in einer Wanne aufgefangene Flüssigkeit ab. Bei der Verladung liefen demnach am 12. April zwei bis drei Liter Flüssigkeit auf die Zufahrt der Lackiererei. Es (...) "bestand zu keinem Zeitpunkt die Gefahr eines Eintrages in das Grundwasser oder die Kanalisation".
Der Wasserverband sieht in dem Vorgang einen Störfall. Laut Bundesimmissionsschutzgesetz handelt es sich um einen Störfall, wenn ein Ereignis innerhalb oder außerhalb des Betriebsbereichs zu einer ernsten Gefahr oder zu bestimmten Sachschäden führt.
Die Grüne Liga Brandenburg und die Bürgerinitiative Grünheide verweisen zudem auf ein Drohnenvideo vom 10. April, das einen Flüssigkeitsfleck auf dem Tesla-Gelände zeigt. Das Landesumweltamt sieht aber keinen Zusammenhang mit dem Vorfall aus der Lackiererei: Der Flüssigkeitsfleck im Video werde von Tesla auf einen täglich mit Frischwasser durchgeführten Funktionstest einer Löschwasserpumpe zurückgeführt.
Für Berlin soll der Störfall jedoch noch keine Konsequenzen haben. "Aktuell besteht keine Berliner Betroffenheit", erklärte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt auf Nachfrage von t-online. "Wir stehen mit den brandenburgischen Behörden in Kontakt, um gegebenenfalls Folgen für Berlin abschätzen zu können."
- Anfrage bei der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz
- Nachrichtenagentur dpa