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Berlin: Tausende legen sich für Ukraine vor Reichstag – "hat mein Herz gebrochen"


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Protest gegen Russland
Tausende legen sich vor Reichstag: "Es hat mein Herz gebrochen"


Aktualisiert am 07.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein Menschenteppich vor dem Reichstag: So soll den Toten von Putins Angriffskrieg gedacht werden.Vergrößern des Bildes
Ein Menschenteppich vor dem Reichstag: So soll den Toten von Putins Angriffskrieg gedacht werden. (Quelle: Jannik Läkamp)

"Keine Geschäfte mit Russland": Tausende haben sich zu diesem Motto auf der Wiese vor dem Berliner Reichstag versammelt, darunter viele Ukrainer. Am Ende flossen Tränen.

Ein vielstimmiges "EM-BAR-GO" schallt lautstark dem Reichstag entgegen. Aus Protest gegen den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und das Ausbleiben eines Gas-Embargos haben sich hier am Mittwoch einige Tausend Menschen versammelt. Mit einem sogenannten Menschenteppich sollte an die getöteten Menschen erinnert werden, hieß es in einer Ankündigung der Demonstration am Reichstagsgebäude. Zu dem Protest der "Allianz Ukrainischer Organisationen" waren 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer angemeldet.

Eine von ihnen ist Marina Dovgal. Die 18-Jährige stammt aus Charkiv, sie konnte mit einem Teil ihrer Familie nach Deutschland fliehen. "Es ist mir wichtig, mein Land weiterhin zu beschützen, auch wenn ich im Ausland bin", erklärt sie. "Deshalb bin ich heute hier." Ihre Eltern seien immer noch in der Ukraine, um sie mache sie sich Sorgen. Es ist Dovgal wichtig, ein Zeichen gegen den Krieg zu setzen, gegen Putin.

Demo in Berlin: "Russland muss diesen Krieg verlieren, koste es was es wolle"

Auch Dietmar K. hat sich den Demonstranten angeschlossen. Mit dabei eine große Flagge der Ukraine. "Ich bin heute hier, weil spätestens seit Butscha klar ist, dass der Faschismus durch Russland nach Europa kommt. Russland muss diesen Krieg verlieren, koste es was es wolle", so der 56-Jährige. "Putins Argumentation für den Krieg ähnelt der Hitlers. Russland ist eine Nation, die anderen Ländern ihr Lebensrecht abspricht." Es sei Zeit, dass sowohl Bürger als auch Politik den vollen Ernst der Lage erkennen. Das sei noch immer nicht geschehen. Seine Forderung: Die ukrainische Armee wesentlich stärker unterstützen als jetzt. "Die Russen bestimmen die Eskalationsstufe. Die Ukrainer müssen da mithalten können."

Bilder aus der Kleinstadt Butscha, wo nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden wurden, sorgen seit dem Wochenende weltweit für Entsetzen. Die Ukraine ist überzeugt, dass russische Soldaten in der Stadt schwere Kriegsverbrechen begangen haben. Moskau bestreitet das.

"Als der Krieg begann, wurden wir mit Bomben geweckt." Anna Tymoschuk stammt aus Butscha. Irgendwie konnte sie nach Deutschland fliehen. Einer ihrer Nachbarn wurde in dem Massaker, für das die Stadt traurige Berühmtheit erlangte, ermordet. "Es ist ein Desaster, es hat mein Herz gebrochen", erzählt sie. "Butscha war so eine schöne Stadt. Ich hatte ein gutes Leben dort. Jetzt weiß ich nicht, ob ich jemals wieder dahin zurückkann." Als sie das sagt, stocken ihr die Worte, sie kann kaum weitersprechen. "Deshalb protestiere ich heute. Es ist das Mindeste, was ich für mein Land tun kann."

"Millionen von Euro finanzieren die russische Kriegsmaschine"

Oleksandra Keudel ist eine der Mitorganisatoren der Protestaktion. "Wir können nicht tatenlos den Kriegsverbrechen zuschauen, die Russland begeht", erklärt die Politikwissenschaftlerin. "Sie zielen auf Zivilisten und machen unaussprechliche Sachen mit ihnen. Als wären wir keine Menschen." Deshalb habe sie zu dieser Aktion aufgerufen. Aber auch deshalb, weil immer noch deutsches Geld Richtung Russland fließt. "Wir stehen hier, weil Deutschland und die EU für diese Kriegsverbrechen zahlen. Weil Millionen von Euro für Gas die russische Kriegsmaschine finanzieren."

Kurz nach Start der Kundgebung war die Reichstagswiese mit Tausenden Menschen gefüllt. Sie skandierten: "Embargo für russisches Gas und Öl". Auch Berichte von Menschen aus dem Kriegsgebiet wurden vorgelesen. Viele waren in den Nationalfarben der Ukraine gekleidet und hatten sich rote Tränen unter die Augen geschminkt.

Doch während der Reden gab es auch echte Tränen, sowohl auf der Bühne als auch unter den Zuhörern. Schließlich legten sich die Demonstranten für zehn Minuten auf den Boden, wobei sie die Augen schlossen oder die Hände auf den Rücken legten, als seien sie gefesselt – genauso wie einige der Opfer in Butscha.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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