Berlin Berliner Staatsoper will Gespräch mit Netrebko abwarten
Nach der Absage von Auftritten der russischen Sopranistin Anna Netrebko möchte die Berliner Staatsoper Unter den Linden zunächst direkte Gespräche mit der Sängerin abwarten. "Im Moment ist es so, dass sie von sich aus darauf verzichtet hat, die "Turandot" in dieser Phase bei uns zu machen, darüber haben wir uns gemeinsam mit ihr geeinigt", sagte Intendant Matthias Schulz am Donnerstag nach Angaben der Staatsoper. Die 50-Jährige sollte im Juni in der Oper von Giacomo Puccini singen.
"Über zukünftige Projekte kann ich mich noch nicht äußern, grundsätzlich haben wir gesagt, dass russische Künstler natürlich weiter bei uns auftreten", sagte Schulz. "Mir wäre es wichtig, mit Anna Netrebko erst einmal direkt zu sprechen, das möchte ich gern abwarten."
Netrebko hatte ihren Auftritt im März abgesagt. Zuvor hatte die Staatsoper nach eigenen Angaben Netrebko aufgefordert, sich vom völkerrechtswidrigen Vorgehen der russischen Regierung in der Ukraine zu distanzieren.
Auch die New Yorker Metropolitan Oper will die Zusammenarbeit mit Netrebko vorerst nicht wieder aufnehmen. "Nach dem Lesen von Annas Mitteilung sind wir nicht darauf vorbereitet, unsere Position zu ändern", sagte der Direktor der Metropolitan Oper, Peter Gelb, der Deutschen Presse-Agentur in New York. "Wenn Anna zeigt, dass sie sich ernsthaft, komplett und langfristig von Putin distanziert hat, dann wäre ich für eine Unterhaltung bereit."
Am Mittwoch hatte sich Netrebko erneut geäußert. "Meine Position ist klar. Ich bin weder Mitglied einer politischen Partei noch bin ich mit irgendeinem Führer Russlands verbunden", hatte sie über ihren deutschen Anwalt mitgeteilt. "Ich erkenne und bedauere, dass meine Handlungen oder Aussagen in der Vergangenheit zum Teil falsch interpretiert werden konnten. Tatsächlich habe ich Präsident Putin in meinem ganzen Leben nur eine Handvoll Mal getroffen, vor allem im Rahmen von Verleihungen von Auszeichnungen für meine Kunst oder bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele." Sie habe ansonsten nie finanzielle Unterstützung von der russischen Regierung erhalten.