Corona-Proteste in der Hauptstadt "Querdenker"-Demo nach Familienmord bei Berlin
Devid R. soll in Königs Wusterhausen Frau und Kinder getötet haben. Montag zogen fast 1.000 Menschen durch die Stadt. Organisiert wurde der Protest von jenen "Querdenkern", die Devid R. einen Freund nannten.
Als vor einer Woche die Nachricht von der getöteten Familie in Königs Wusterhausen Deutschland schockierte, schrieb jemand in der Telegram-Gruppe "Freiheitsboten Königs Wusterhausen" unter ein Foto von dem Haus, in dem die Morde geschahen: "Er war ein gewonnener Freund ebenso wie seine Frau."
Devid R. soll seine Frau und seine drei kleinen Töchter erschossen haben. Sein Motiv verriet er in einem Abschiedsbrief: Er tötete demnach aus Angst, dass man ihn ins Gefängnis steckt und die Kinder wegnimmt. Denn Devid R. war als Impfpassfälscher aktiv und drohte, nachdem der Arbeitgeber seiner Frau misstrauisch geworden war, aufzufliegen.
Rund anderthalb Wochen nach den Morden zogen am Montagabend die "Freiheitsboten Königs Wusterhausen" zum Protest gegen die Corona-Maßnahmen auf. Jene Leute, in deren Gruppe Devid R. ein "Freund" genannt wurde.
Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 850 Menschen an dem knapp zweistündigen Protestzug, der mit einer Kundgebung endete. Sie liefen mit Transparenten durch die Straßen der südöstlich von Berlin liegenden Stadt und protestierten gegen staatliche Maßnahmen.
Ein Teilnehmer beklagte auf einem Schild eine angebliche "Pandemie der Lügen". Auf einem Banner stand: "Wann ist deine Rote Linie überschritten."
Der Rechtsextremist und ehemalige AfD-Landeschef Andreas Kalbitz (parteilos) nahm laut "Tagesspiegel" an dem Aufzug teil. In einem Lied sei gegen "Bill Gates und die Banken" gesungen worden. Offenbar weil die "Freiheitsboten" nicht mit so vielen Demo-Teilnehmern gerechnet hätten, sei die Stimmung teils euphorisch gewesen. Die Bluttat von Königs Wusterhausen habe auf der Demo niemand thematisiert.
Corona-Proteste auch in Berlin
Auch in der Hauptstadt zogen am Montagabend mehrere hundert Menschen auf die Straße, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Ihre sogenannten Spaziergänge an verschiedenen Orten waren laut Polizei nicht angemeldet.
Mindestabstände seien nicht eingehalten und die Maskenpflicht missachtet worden, teilte die Polizei mit. Die Personengruppen hätten sich bei Eintreffen der Beamten aufgelöst. Mehrere Personen seien kontrolliert und aufgefordert worden, die Infektionsschutzbestimmungen einzuhalten. "Es wurden entsprechende Anzeigen gefertigt", twitterte die Polizei.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- "Tagesspiegel": "Hunderte demonstrieren gegen Corona-Maßnahmen"
- Twitter-Account der Berliner Polizei