Nach bundesweiter Empörung Neonazi in jüdischem Grab beerdigt – Grabstein wird verlegt
Der Vorfall hatte deutschlandweite Kritik nach sich gezogen: Nachdem ein Rechtsextremist im früheren Grab eines jüdischstämmigen Wissenschaftlers beerdigt wurde, reagiert die Kirche nun.
Nach dem Eklat um die Beisetzung des Neonazis und Holocaust-Leugners Henry Hafenmayer auf der früheren Grabstätte des jüdischstämmigen Wissenschaftlers Max Friedlaender in Stahnsdorf will die Evangelische Kirche den Grabstein verlegen.
"Mit der Neuaufstellung des Grabsteins an zentraler Stelle auf dem Kirchhof wollen wir ein ehrendes Gedenken für Max Friedlaender bewahren", teilte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Christian Stäblein, am Freitag in Berlin mit.
Grab von Max Friedländer verlegt: "Gute Lösung"
Ein Gedenkort mit Stele solle das Leben und das Werk Friedlaenders würdigen. Das sei mit den Nachfahren abgestimmt. Ein Datum für die Neuaufstellung war zunächst offen.
Der Brandenburger Antisemitismusbeauftragte Peter Schüler sprach von einer guten Lösung. "Ich hatte mir allerdings vorgestellt, dass man die Urne umbettet", sagte der Leiter der Fachstelle Antisemitismus der Deutschen Presse-Agentur. Wichtig sei, dass die Erinnerung an Friedlaender nicht in Verbindung gebracht werden könne mit dem Grab des Holocaust-Leugners.
Stahnsdorf/Berlin: Vorfall löste Empörung aus
Die Fachstelle Antisemitismus ist am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (MMZ) in Potsdam angesiedelt, das das Leben Friedlaenders historisch aufarbeiten soll.
Der Holocaust-Leugner war am 8. Oktober auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf (Landkreis Potsdam-Mittelmark) in Brandenburg auf der ehemaligen Grabstätte des jüdischstämmigen Protestanten Friedlaenders beigesetzt worden. Die Kirche war dem Wunsch des Holocaust-Leugners nach einer letzten Ruhestätte nachgekommen.
Die Friedhofsverwaltung wies den Wunsch einer zentralen Grabstätte zwar zurück, weil dort viele Gräber jüdischer Verstorbener lägen. Sie wählte aber das Grab Friedlaenders aus, der im Bestattungsregister mit evangelischer Konfession steht.
Das löste bundesweit Empörung aus. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hatte die Bestattung als unerträglich bezeichnet. Der Landesbischof hatte sich entschuldigt und eine Prüfung angekündigt, ob die Urne des Holocaust-Leugners umgebettet oder der Grabstein Friedlaenders versetzt werden kann.
Das Grab des jüdischstämmigen Protestanten, der von 1852 bis 1934 lebte, stand 1980 laut Kirche zur Wiederbelegung frei. Sein denkmalgeschützter Grabstein steht dort noch.
Der Südwestkirchhof in Stahnsdorf ist nach eigener Darstellung Deutschlands größter Waldfriedhof. Dort ruhen zum Beispiel Manfred Krug und Heinrich Zille. Der Friedhof liegt kirchenrechtlich in Berlin.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherchen