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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Britischer Passagier berichtet "Wir können Sie nicht einreisen lassen"
Wegen einer Mutation des Coronavirus dürfen Flüge aus Großbritannien nicht mehr in Deutschland landen. Ein Passagier der letzten Maschine aus London nach Berlin schildert seine Erlebnisse.
Eigentlich wollte Tom Nuttall die Feiertage in Großbritannien verbringen. Nuttall ist Chef des Berliner Büros der Zeitung "The Economist". Er wohnt und arbeitet in Berlin. Seine größte Sorge war – bis Sonntagfrüh –, ob er bei einem harten Brexit ohne Probleme wieder nach Deutschland einreisen kann. Dann haben die ersten Länder Einreisen aus Großbritannien verboten, weil sich dort eine Mutation des Coronavirus verbreitet.
Als sich am Sonntag die Informationen verdichteten, dass auch Deutschland ähnlich strenge Restriktionen verhängen könnte, bucht er noch für den gleichen Tag einen Flug von London nach Berlin. Es wird der letzte Flug von der Insel in die deutsche Hauptstadt sein. t-online hat mit dem Journalisten über seine Erlebnisse gesprochen.
Schon die Atmosphäre am Flughafen in London ist angespannt gewesen, sagt Tom Nuttall. "Kurz zuvor war ein Flug nach Italien kurzfristig abgesagt worden." Beim Boarding der Ryanair-Maschine nach Berlin war er "erleichtert". Er dachte aber schon, dass es zu Problemen bei der Einreise nach Deutschland kommen könne. Und so war es dann auch.
Darf er einreisen – oder nicht?
"Die Ankommenden wurden am Flughafen BER in drei Gruppen aufgeteilt": Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit, Personen, die einen frischen negativen Corona-Test vorweisen konnten und den Rest. "Economist"-Journalist Nuttall gehörte zu diesem Rest. "Vor der Passkontrolle wurden wir ohne weitere Informationen und sehr eng gedrängt warten gelassen."
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Als er schließlich mit der Polizei sprechen konnte, wurde es noch beunruhigender: "Wenn Sie keine deutsche Staatsangehörigkeit haben, dann können wir Sie nicht einreisen lassen und Sie müssen zurück nach Großbritannien", sollen die Beamten gesagt haben. Die Staatsbediensteten schienen aber auch verwirrt aufgrund der Informationslage. Er mache ihnen aber keine Vorwürfe.
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Weil er einen deutschen Wohnsitz vorweisen konnte, durfte schließlich auch Tom Nuttall den Flughafen BER verlassen und zu seiner Berliner Wohnung fahren. "Ich werde die Feiertage in Selbstisolation verbringen und bemühe mich um einen Corona-Test." Am Flughafen wurde ihm gesagt, er solle sich beim zuständigen Gesundheitsamt melden.
Dutzende Reisende aus Großbritannien wurden am Flughafen BER festgehalten, durften mittlerweile aber einreisen. Sie mussten zuvor einen Corona-Test machen und auf das Ergebnis warten. Alle negativ, bestätigte eine Sprecherin der Bundespolizei Berlin auf Nachfrage von t-online.
- Telefonat mit Tom Nuttall, "The Economist"
- Telefonat mit der Pressestelle der Bundespolizei Berlin
- Mit Material der dpa