Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online."Denkmal von nationaler Bedeutung" Besuch auf der Baustelle: So sieht es im Kino International aus

Seit Mai 2024 wird an dem Lichtspielhaus in der Karl-Marx-Allee gebaut. Mitte 2026 soll das ehemalige DDR-Prestigekino wiedereröffnet werden. Wie läuft es auf der Baustelle?
Im Kino International gehen an diesem Morgen viele Menschen in Arbeitskleidung ein und aus. Bis zu 50 Bauarbeiter sind es an manchen Tagen. Dort, wo Mitarbeiter normalerweise Tickets und Getränke verkaufen oder sich Kinofans in die Sitze fläzen, stehen nun Gerüste, Paletten und Scheinwerfer. Auch von außen sieht das eingehüllte Gebäude der klassischen Nachkriegsmoderne, das den Titel "Denkmal von nationaler Bedeutung" trägt, ganz anders aus.
Seit dem 13. Mai 2024 ist das ehemalige Prestigekino der DDR an der Karl-Marx-Allee in Berlin geschlossen. Die Bauarbeiter erneuern 80 Prozent der technischen Anlagen. Jedes Kabel, jeder Heizkörper und fast alle Rohre im Gebäude müssen ausgetauscht werden. Bis auf die Betonarbeiten gleicht es einem Neubau. Warum dieser Schritt notwendig war und mehr zu der Grundsanierung lesen Sie hier.
"Zeitlich und finanziell sind wir im Plan"
Die Verantwortlichen beabsichtigen, das Kino International im zweiten Quartal 2026 wiederzueröffnen. Eventleiter Thore Horch sagt: "Zeitlich und finanziell sind wir im Plan."
Dass bis zum kommenden Jahr noch eine Menge zu tun ist, sieht man bereits im Eingangsbereich. Hier erstrahlen normalerweise Hunderte Lichter. Doch von dem Glanz ist derzeit wenig zu spüren: Die Oberflächen sowie der Boden sind eingepackt, die Goldelemente der Decke fehlen – nur die 242 Lampenfassungen sind zu sehen. Diese können laut Horch weiterverwendet werden. Man habe die Decke und das Treppenhaus bereits komplett neu verkabelt. An den Toiletten werde es nur kleine Änderungen geben. Diese wurden bereits 2013 zum 50-jährigen Jubiläum grundsaniert.
Der Eingangsbereich ist einer der drei Kinobereiche, die erneuert werden. Zudem steht die Panorama-Bar im Fokus der Bauarbeiten, der Saal ohnehin. Auch am Dach und im Keller werkeln Bauarbeiter. Im Untergeschoss musste dem Eventleiter zufolge sogar der Grundriss umgestaltet werden, weil die neuen Lüftungsgeräte größer und anders miteinander verbunden sind.
In der Panorama-Bar haben die Handwerker unter anderem den Parkettboden herausgenommen, die Theke abgebaut und die Holzlamellen von den Wänden entfernt. Bald wird laut Horch die Decke beschichtet. Sobald diese wieder weiß ist, sollen die einzelnen Holzlamellen wieder exakt an ihre alte Position gesetzt werden. Die durchnummerierten Stücke wurden in den vergangenen Monaten von einem Holzrestaurator in Weißensee ausgebessert. Ab Mai komme dann der neue Boden herein, anschließend die Heizkörper und die neue Theke.

Kino International
Das geschichtsträchtige Kino International gehört zu den bekanntesten Kinodenkmälern der Welt. Erbaut wurde die Ikone der DDR-Architektur im Jahr 1963 an der Karl-Marx-Allee. Als einer der wenigen Bauten der Nachkriegsmoderne im Ostteil Berlins wird es noch heute im ursprünglichen Sinne genutzt. Seit 1992 gehört das Haus zur Yorck-Kinogruppe.
Der Eventplaner sagt, dass so viele originale Bauteile wie möglich nach der Grundsanierung wiederverwendet werden sollen. Die Arbeiten laufen demnach gemäß einem genauen Plan, es gebe viele Auflagen. Den jetzigen Maßnahmen gingen jahrelange Planungen, Gutachten und Treffen mit Restauratoren oder dem Landesdenkmalamt voraus, so Horch. Das Kino International bekomme viele Förderungen. Das sei wichtig, denn die Kosten belaufen sich auf einen Betrag im unteren achtstelligen Bereich.
Im Kinosaal nebenan seien die Arbeiten am weitesten fortgeschritten – auch wenn es nicht danach aussieht. Mehrere Tischler laufen hier umher, überall stehen Boxen mit eingelagerten Materialien. Auch von den blauen Kinosesseln fehlt noch jede Spur. Diese seien abmontiert und würden an einem geheimen Ort gelagert – ähnlich wie die roten Sessel der Panorama-Bar. Insbesondere Letztere seien sehr beliebt, sie sind Horch zufolge Teil des Denkmalbestandes.
"Wir vermissen das International sehr"
Doch im Saal habe sich dennoch einiges getan: an den Lautsprecherboxen, bei der Decke, bei den Holzlamellen oder beim neuen Lüftungssystem. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten sei auch der eine oder andere Schatz gefunden worden, etwa DDR-Zigarettenschachteln oder ein Gästebucheintrag aus der Nacht des Mauerfalls, als der Film "Coming Out" gezeigt wurde.
Diesen Gästebucheintrag habe man nun aufwendig rahmen lassen, so Horch. Vielleicht finde er ab 2026 im wiedereröffneten Haus einen besonderen Platz. "Bis dahin dauert es aber noch etwas", so der Eventleiter, und weiter: "Wir vermissen das International sehr. Viele Menschen fragen danach." Deshalb werde es zum Tag der Städtebauförderung am 10. Mai 2025 auch Führungen über die Baustelle geben.
- Besuch im Kino International
- Gespräch mit Thore Horch vom Kino International