Pankower Polit-Krimi Überraschende Wende im Fall Gelbhaar: Zweifel an Zeugin
Ein Direktkandidat der Berliner Grünen für die Bundestagswahl soll Frauen belästigt haben. Jetzt gibt es laut eines Medienberichts Zweifel an den Vorwürfen.
Eine Frau, die dem RBB von Belästigungen durch den Berliner Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar aus Pankow berichtet hatte, scheint nicht zu existieren. Das zumindest berichtet der Sender nun selbst – und gibt dabei Einblick in die Recherche in einem Fall, der vor der Bundestagswahl im Februar in der Hauptstadtpolitik immer noch für Wirbel sorgt.
Der RBB berichtete im Dezember erstmalig über den Fall Gelbhaar. Grundlage von detaillierteren Berichten seien die Aussagen mehrerer Frauen gewesen, die ihre Vorwürfe gegen Gelbhaar an Eides statt versichert hätten.
Nun stellt sich laut RBB offenbar heraus: Zumindest eine der Frauen soll gar nicht existieren. Der Sender nennt die angeblich durch Gelbhaar belästigte Frau in seiner Erklärung am Freitagabend Anne K. Der Redaktion seien Zweifel an K. gekommen, nachdem diese für den RBB tagelang nicht erreichbar gewesen sei.
Zweifel an Zeugin: Entlastung für Gelbhaar?
Für den RBB steht nach eigenen Angaben mittlerweile fest: "Anne K. war nicht diejenige, für die sie sich ausgab. Mit hoher Wahrscheinlichkeit existiert diese Frau gar nicht." Weitere Recherchen hätten zu einer grünen Bezirkspolitikerin geführt, die sich in Gesprächen mit dem Sender als Anne K. ausgegeben und unter diesem Namen auch eine eidesstattliche Versicherung abgegeben habe.
Offen bleibt am Abend, wie es im Fall Stefan Gelbhaar weitergeht. Der RBB jedenfalls habe die Ombudsstelle der Grünen "über den Betrugsfall informiert", heißt es in dem Bericht. Denn es gebe Anhaltspunkte dafür, "dass die dort eingegangenen uns bekannten anonymen Meldungen ebenfalls von der Person stammen könnten, die sich gegenüber dem RBB als Anne K. ausgegeben hat".
Frau angeblich nicht an angegebener Adresse gemeldet
Zuvor hatte bereits der "Tagesspiegel" über eine Urheberin einer eidesstattlichen Versicherung gegenüber dem RBB berichtet. An der darin angegebenen Adresse sei die Urheberin jedoch "offenbar" nicht gemeldet. Das habe eine Abfrage im Einwohnermelderegister gezeigt, so das Blatt weiter. "Auch vor Ort ist der Name an Klingel oder Briefkästen nach Tagesspiegel-Recherchen nicht zu finden." Ob es sich dabei um Anne K. handelt, ist unklar.
Wegen der Belästigungsvorwürfe hatte Stefan Gelbhaar seinen Listenplatz als Direktkandidat seines Kreisverbands für die Bundestagswahl verloren. Trotzdem bestritt er stets alle Vorwürfe, die er als "frei erfunden" bezeichnete.
- rbb24.de: "Grünen-Bezirkspolitikerin gibt sich offenbar als Frau aus, die nicht existiert"
- tagesspiegel.de: "Mögliche Intrige um Berliner Grünen-Politiker"