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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Social-Media-Star Blocki im Interview "Plötzlich stand Leonardo DiCaprio vor mir"
Er hat Koch gelernt, dann war er jahrelang Tätowierer. Mittlerweile ist Daniel Kallweit alias Blocki einer der bekanntesten Food-Influencer Berlins. Wie ist das passiert?
Wer auf Instagram oder TikTok unterwegs ist, wird um dieses Gesicht kaum herumkommen. Und das Gesicht prägt sich ein, denn es hebt sich von denen anderer Food-Blogger ab. Daniel Kallweit, besser bekannt als Blocki, ist voll tätowiert, groß und spricht Berlinerisch.
In seinen Videos testet Blocki Berliner Restaurants, meist mit Judda, seinem sächselnden Sidekick. Neben Food-Content machen die beiden jetzt auch Musik, haben unter anderem den Song "Döner Döner" veröffentlicht. Im Interview spricht Blocki über seinen Weg vom Koch zum Food-Blogger, über seine Geheimtipps in Berlin und darüber, wie kritisch er in seinen Videos sein kann.
t-online: Wenn Sie jemand fragt, was Sie beruflich machen, was antworten Sie?
Daniel "Blocki" Kallweit: Dass ich Restaurants unterstütze. Den Begriff Influencer mag ich nicht so gerne, aber ja, ich beeinflusse Leute. Ich beeinflusse Leute, in gute Restaurants zu gehen. Ich bin kein Kritiker, dafür sind andere Leute da. Ahnung habe ich schon von dem, was ich erzähle. Ich bin gelernter Koch und hab jahrelang in Restaurants gearbeitet. Aber ich mache das nicht, um Sachen schlechtzureden.
Es geht also nicht darum zu sagen, was gut ist und was schlecht?
Ich will den Leuten eher zeigen, was es in einem Restaurant gibt, und das in kreative Videos verpacken. Wenn ich kleinere Verbesserungsmöglichkeiten sehe, sage ich das lieber hinter der Kamera. Ich finde, dass jeder Gastronom, der sich Mühe gibt, seine Daseinsberechtigung hat. Da will ich nicht wegen eines vertrockneten Salatblatts öffentlich rummeckern, sodass dann keiner mehr kommt. Wenn mir etwas gar nicht gefällt, sage ich das aber schon.
Wie entscheiden Sie, in welchen Restaurants Sie Videos drehen?
Heute läuft es so gut, dass ich meistens von den Restaurants gebucht werde. Manchmal habe ich aber auch einfach eine Idee, was für eine Küche ich mal ausprobieren möchte, über die noch nicht so viel gesprochen wird. Es ist eine Mischung.
Ich hatte keine Lust mehr, jemandem einen Kussmund auf den Arsch zu stechen.
Daniel "Blocki" Kallweit
Wenn Sie gebucht werden, können Sie wahrscheinlich weniger kritisch sein, oder?
Das kann man schon so sagen. Aber ich bin trotzdem ehrlich. Wenn es nicht stimmt, sage ich nicht, dass irgendetwas das Beste der Welt ist. Ich drücke Kritik vielleicht etwas diplomatischer aus, wenn ich gebucht werde.
Wieso haben Sie angefangen, Videos über Restaurants zu machen?
Ich wollte helfen. Und ich hatte Langeweile. Als Corona losging, war ich noch Tätowierer. Da konnte ich erst mal nicht mehr arbeiten. Restaurants durften zwar noch öffnen, aber hatten natürlich auch massive Probleme. Ich hatte damals schon eine gewisse Reichweite, weil ich schon ewig Content auf Instagram und YouTube gemacht habe. Dann habe ich mich entschlossen, meine Reichweite dafür einzusetzen, ein paar Läden zu helfen, damit sie nicht aussterben.
Zur Person
Daniel Kallweit alias Blocki ist 42 Jahre alt. Er ist in Spandau geboren und hat später unter anderem in Charlottenburg, Wedding, Schöneberg und auch mal draußen in Falkensee gelebt. Nachdem er jahrelang in der Gastronomie und als Tätowierer gearbeitet hat, lebt er mittlerweile von seinen Videos.
Seit wann können Sie davon leben?
Es lief ziemlich schnell ziemlich gut, da es so was damals noch nicht gab in Berlin. Ein bis zwei Jahre habe ich noch nebenher tätowiert, aber das war für mich nie so eine richtige Leidenschaft, sondern ein Job. Deshalb bin ich froh, dass ich damit aufhören konnte. Ich hatte keine Lust mehr, jemandem einen Kussmund auf den Arsch zu stechen. (lacht)
Warum haben Sie nicht mehr in der Gastronomie gearbeitet?
Nach all den Jahren hatte ich irgendwann keine Lust mehr, um drei Uhr nachts in irgendeiner Küche zu stehen und zu ackern, wenn alle anderen Spaß haben. 1997 habe ich mit 16 meine Lehre im Hotel Palace im Europa-Center angefangen, damals einer der schicksten Läden der Stadt. Ich war gerade 16, und plötzlich stand Leonardo DiCaprio vor mir am Frühstücksbuffet. Ich habe für Antonio Banderas, Bruce Willis, Demi Moore oder Rudi Völler gekocht. Ich habe die Welt nicht mehr verstanden, das war schon was. Danach bin ich viel herumgekommen in verschiedenen Läden. Das muss man auch, um ein guter Koch zu werden. Aber irgendwann hat es mir gereicht.
Ich kriege es bei befreundeten Gastronomen tagtäglich mit, wie schwer es allein schon ist, gutes Personal zu finden.
Daniel "Blocki" Kallweit
Würden Sie 16-Jährigen heute noch raten, Koch zu werden?
Sehr schwierige Frage. (Überlegt kurz). Ich würde es nicht noch mal machen. Man kann natürlich sein Leben lang als Angestellter in irgendwelchen Restaurants arbeiten und wird da auch immer einen Job finden. Aber mein Anspruch wäre immer, etwas Eigenes zu machen, mich selbstständig zu machen. Und das ist wahnsinnig schwer heutzutage. Ich kriege es bei befreundeten Gastronomen tagtäglich mit, wie schwer es allein schon ist, gutes Personal zu finden.
Kochen Sie privat noch gerne?
Ich würde gerne. Aber zu meinem aktuellen Job gehört es dazu, sehr viel zu essen. Deshalb komme ich leider meistens sehr satt nach Hause (lacht). Für mich ist es schon ein absolutes Highlight, wenn ich mir abends eine schöne Leberwurststulle machen kann, Gewürzgurke drauf, Tube Senf daneben, perfekt.
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Sie sind in Berlin geboren und aufgewachsen. Wie hat sich die Gastronomielandschaft in den letzten Jahrzehnten hier verändert?
Die Berliner Gastronomie macht hauptsächlich aus, wie international sie ist. Erst haben viele arabische Restaurants das Bild geprägt, dann in den letzten Jahren auch immer mehr vietnamesische und japanische. Was in den letzten Jahren leider ein bisschen verschwindet, ist die deutsche Küche. Die alte Berliner Dreckige-Gardinen-Gastronomie findet man immer seltener, auch Imbissbuden tun sich schwer. Mein Opa ist früher im Wedding um sechs Uhr morgens ein Eisbein frühstücken gegangen. Das dürfte heute schwer werden. Deshalb zeige ich in meinen Videos besonders gerne die paar Läden, die heute noch gute deutsche Hausmannskost machen.
Welches Berliner Restaurant ist ihr Geheimtipp?
Für mich ist das Vinh Loc in Spandau etwas ganz Besonderes. Mit denen hatte ich noch nie eine Kooperation, die haben mir nichts gezahlt, damit ich das sage. Von außen sieht der Laden aus wie eine Straßenküche in Vietnam. Ziemlich unattraktiv, es mufft auch ein bisschen. Aber die ganze Familie arbeitet da mit so viel Herzblut, dass das Essen einfach immer auf hohem Niveau bleibt. Mein Opa war da früher schon essen, mein Vater auch, und ich jetzt seit meiner Kindheit. Aber einen wirklichen Geheimtipp für einen Snack habe ich noch …
Und der wäre?
Neulich waren Judda und ich bei Feinkost Lindner. Wir haben gefragt, ob man eine Scheibe Brot mit ihrer gesalzenen Butter einzeln bestellen kann. Sie haben das Brot geschnitten, abgewogen, Butter abgewogen, schön Butterbrotpapier drum, fertig. Hat 13 Cent gekostet, glaube ich. Und schmeckt manchmal besser als jeder Döner.
Danke für das Gespräch.
- Persönliches Interview mit Daniel Kallweit