Friedensgebet geplant Berliner Imam verurteilt Anschlag von Solingen
Ein mutmaßlicher Islamist hat auf einem Stadtfest in Solingen drei Menschen getötet und weitere zum Teil schwer verletzt. Ein Berliner Imam ist entsetzt über die Messerattacke.
Kadir Sanci ist Imam der Stiftung House of One in Berlin. In einer Pressemitteilung von House of One mit dem Titel "Wenn Verblendung zu Mord führt" äußert sich der Geistliche zum Anschlag von Solingen. "Die Nachricht aus Solingen hat mich sehr getroffen", so Sanci. Er denke vor allem an den Schmerz und das Leid der Betroffenen, der Angehörigen und der Augenzeugen.
Der Geschichte Solingens wurde mit diesem erneuten Terrorakt ein weiteres tragisches Kapitel hinzugefügt. 1993 starben fünf türkischstämmige Frauen und Mädchen bei einem von Rechtsextremisten gelegten Brand. "In Deutschland darf es weder für religionsbezogenen noch rechten Terrorismus Raum geben", fordert Kadir Sanci. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
House of One lädt zum Friedensgebet ein
Andreas Nachama, Rabbiner der Stiftung House of One, ergänzt die Worte seines muslimischen Kollegen: "Hass, Verblendung und radikale Einflüsse bereiten den Weg zu solchen Gewalttaten." Nachama mahnt, nicht der Versuchung vermeintlich einfacher Lösungen nachzugeben. "Wir dürfen uns nicht spalten lassen", so der Geistliche.
Mit einem interreligiösen Friedensgebet gedenkt das House of One am 29. August um 18 Uhr auf dem Petriplatz/Ecke Scharrenstraße in Berlin-Mitte der Opfer von Solingen. Als besonderer Gast wird die ehemalige Landesbischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirchen in Deutschland (EKD), Pfarrerin Margot Käßmann, an dem Gebet teilnehmen.
"House of One"
Das "House of One" ist ein interreligiöses Dialog- und Bauprojekt, das von Gregor Hohberg (Pfarrer), Kadir Sancı (Imam) und Tovia BenChorin (Rabbiner) ins Leben gerufen wurde. 2028 soll das Gebäude fertig gebaut sein.
Drei Tote und acht Verletzte bei Stadtfest
Bei einem Stadtfest im nordrhein-westfälischen Solingen sind am Freitagabend drei Menschen durch Messerstiche getötet worden. Acht Personen wurden verletzt, vier davon schwer. Mutmaßlicher Täter ist ein 26-jähriger Syrer, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt. Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen Mordes und wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Nach einer Übersicht des Verfassungsschutzes wäre die Tat von Solingen der folgenschwerste mutmaßlich islamistisch motivierte Anschlag in Deutschland seit dem Attentat auf einen Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016, bei dem 13 Menschen getötet und 64 verletzt wurden.
- Pressemitteilung des House of One vom 28. August 2024 (per E-Mail)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa