Krankenhaus-Vergleich So lange müssen Notfall-Patienten wirklich warten
In den Notaufnahmen der Hauptstadt sind lange Wartezeiten keine Seltenheit. In einigen Kliniken gelingt der Erstkontakt schnell, andere lassen die Patienten stundenlang warten.
Patienten in Berliner Notaufnahmen müssen oft viel Geduld mitbringen. Eine aktuelle Übersicht zeigt, dass in einigen Kliniken der Erstkontakt mit einem Arzt innerhalb von 30 Minuten erfolgt, während in anderen Krankenhäusern bis zu eineinhalb Stunden vergehen können. Das geht aus einer Antwort des Senats auf eine Anfrage des Berliner Abgeordneten Lars Bocian (CDU) hervor.
Im Klinikum Am Urban in Kreuzberg beispielsweise warten Patienten durchschnittlich 93 Minuten, bis sie einem Arzt vorgestellt werden. 103 Minuten sind es laut den Daten "Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH". In Kreuzberg warten Sie demnach am längsten.
Im Humboldt-Klinikum in Reinickendorf beträgt die Wartezeit dagegen vergleichsweise kurze 33 Minuten. Diese Unterschiede lassen sich häufig auf die hohe Auslastung und die organisatorischen Abläufe in den jeweiligen Einrichtungen zurückführen, heißt es in der Antwort des Berliner Senats weiter.
Berliner Notaufnahmen: Akut-Patienten zuerst
Akute Fälle werden jedoch offenbar überall schnell versorgt: An der Charité kommt dafür das sogenannte Manchester Triage System zum Einsatz, das Patienten in Dringlichkeitsstufen einteilt. Patienten, die in die Kategorien "rot" oder "orange" eingestuft werden, müssen maximal zehn Minuten auf den Arztkontakt warten. In weniger dringlichen Fällen können Patienten jedoch deutlich länger warten.
Die Belastung der Notaufnahmen ist enorm. Allein in den Vivantes-Kliniken Friedrichshain und Neukölln wurden im Jahr 2022 fast 71.000 beziehungsweise 60.000 Notfälle behandelt. Die Rettungsstelle der Charité auf dem Virchow-Campus im Wedding wird sogar auf bis zu 90.000 Patienten pro Jahr geschätzt – und gehört damit zu den am stärksten frequentierten Notaufnahmen Berlins.
Längere Wartezeiten unvermeidlich
Der Berliner Senat will die Wartezeiten weiter verkürzen: So sind die Notaufnahmen an das digitale System der Berliner Feuerwehr angeschlossen, was die Notfalldokumentation beschleunige. Außerdem gibt es Verbindungen zu Bereitschaftspraxen, die Patienten mit weniger akuten Problemen eine Alternative bieten sollen. Trotz dieser Bemühungen seien die Wartezeiten vielerorts noch ein Problem – vor allem in stark frequentierten Krankenhäusern wie dem Klinikum in Friedrichshain oder dem Klinikum Neukölln.
Die Senatsverwaltung erklärt die langen Wartezeiten als Folge der notwendigen Behandlungspriorisierung. Doch für Patienten bedeutet das: Wer nicht dringend behandelt werden muss, sollte sich auf längere Wartezeiten einstellen.
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- Abgeordnetenhaus Berlin: Drucksache 19/19809