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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Lebensgefährlicher Hungerstreik Klimaaktivisten flehen: "Hör auf"
Ein Klimaaktivist im Hungerstreik schwebt in Lebensgefahr, will aber weitermachen. Aus der Klimabewegung kommt erstmals scharfe Kritik auf.
Seit mehr als 80 Tagen hat Wolfgang Metzeler-Kick nichts mehr gegessen. Der Aktivist, lange an Aktionen der "Letzten Generation" beteiligt, will seiner Verzweiflung über die Klimakatastrophe Ausdruck verleihen. Und er will Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz aufbauen. Die Forderung: Dieser soll eine Regierungserklärung abgeben, in der er klar benennt, dass der Fortbestand der Zivilisation durch die Klimakatastrophe "extrem gefährdet" ist. So steht es auf der Webseite der Hungerstreik-Aktion, die sich "Hungern, bis ihr ehrlich seid" nennt. Neben Metzeler-Kick sind noch drei weitere Aktivisten im Hungerstreik.
Schon früh hat Metzeler-Kick betont, notfalls zum Äußersten gehen zu wollen: bis in den Tod. Die Verantwortung dafür schiebt er Olaf Scholz zu. "Ich weiß nicht, ob Kanzler Scholz mich sterben lassen wird. Ich halte es für möglich", sagte er t-online in einem Interview im April.
"Fridays for Future" stellt sich gegen den Hungerstreik
Nach Angaben der Aktivisten rund um Metzeler-Kick verschlechtert sich sein Zustand immer weiter. Er sei in Lebensgefahr, heißt es immer wieder in Pressekonferenzen und Mitteilungen. Ein ehrenamtliches Ärzteteam hat die Verantwortung für die medizinische Begleitung abgegeben.
Der Hungerstreik wird von manchen Akteuren der Klimabewegung unterstützt, etwa von "Scientist Rebellion". Aktuell mehren sich aber kritische Stimmen innerhalb der Bewegung. Am Dienstag distanzierte sich "Fridays for Future Germany" auf der Plattform X von der Aktion. "Wir bitten Wolli, seinen Hungerstreik zu beenden." Inhaltlich stimmten breite Teile der Gesellschaft mit der Forderung nach konsequenter Klimapolitik überein. Die Klimakrise gefährde das Leben von Menschen weltweit. "Die Antwort darauf darf nicht sein, das eigene Leben zu gefährden."
"Noch durchgeknallter, unsympathischer und endzeitreligiöser"
Noch deutlicher wird der bekannte radikale Klimaaktivist Tadzio Müller in einem langen Thread auf X, wo er unter dem Namen "FaggotsForFuture" unterwegs ist. "Ich will, dass Wolli lebt", schreibt er da. Die von "Hungern, bis ihr ehrlich seid" geforderte Regierungserklärung wäre wertlos, so Müller. "Du gefährdest dein Leben also für nichts."
Müller hält es ohnehin für ausgeschlossen, dass Kanzler Scholz sich dem Druck durch den Hungerstreik beugt. Dann könne ihm die Opposition nämlich vorwerfen, er ließe sich "von ein paar Klimaklebern erpressen", schreibt Müller. Wenn Metzeler-Kick wirklich sterben sollte, würde der Druck nach Ansicht des Aktivisten nicht steigen. Stattdessen, so prophezeit er, werde die Klimabewegung dann von außen "als noch durchgeknallter, unsympathischer und endzeitreligiöser wahrgenommen, als wir es ohnehin schon werden."
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Müller berichtet, dass er Metzeler-Kick kürzlich getroffen habe. Er habe ihn "als wahnsinnig sympathischen, klugen und fürs Gespräch offenen Menschen" erlebt. "Ich schätze und bewundere Mut, auch Mut zum Durchgeknallten", so Müller weiter. Aber der Hungerstreik sei kein Mut, sondern tatsächlich unterbewusst "Verdrängung deiner Angst", schreibt er an Metzeler-Kick gerichtet.
Hungerstreiker reagieren trotzig auf die Kritik
Dann wirft Müller dem Hungernden Eigensinn und Feigheit vor. Die Bewegung brauche ihn noch, für den Kampf für mehr Klimagerechtigkeit. Von den Bedürfnissen von Metzeler-Kicks Partnerin oder seinem Sohn wolle er gar nicht sprechen. "Aber zu wissen, dass diese existieren, hat mich einigermaßen schockiert."
Zum Einlenken bewegt hat die Kritik die Hungerstreiker bisher nicht. Auf den Thread von Müller antwortete die Kampagne auf X nur mit "Danke fürs Scholzen".
- Eigene Berichterstattung zum Thema
- Eigene Interviews mit Wolfgang Metzeler-Kick
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