"Attraktiv für einen Anschlag" Fußball-EM: Polizei warnt vor zugespitzter Sicherheitslage
In zwei Wochen startet die Fußball-EM. Die Vorbereitungen der Polizei laufen auf Hochtouren – die Einsatzkräfte stehen vor einem vier Wochen Großeinsatz.
Am 14. Juni beginnt das sportliche Ereignis, auf das viele schon seit Monaten hinfiebern: die Fußball-Europameisterschaft der Männer. Spätestens seitdem vor dem Brandenburger Tor der Kunstrasen ausgerollt wurde, wissen die Berliner um die Vorbereitungen in der Stadt Bescheid. Und auch die lokalen Polizeikräfte sind mitten in ihrer EM-Planung. Ihnen steht einer der größten Einsätze der letzten Jahre bevor.
Polizeipräsidentin Barbara Slowik sieht die Komplexität: "In meinen sechs Jahren im Amt war die Lage noch nie so zugespitzt wie jetzt." Die Polizei müsse sich auf jegliche Art von Zwischenfällen vorbereiten. Das umfasse sowohl terroristische Anschläge als auch Gewalttaten problematischer Fans oder aus dem Ruder gelaufene Demonstrationen.
Einsatzleiter: Sicherheitslage muss ständig neu bewertet werden
Das EM-Endspiel am 14. Juli findet im Berliner Olympiastadion statt. Allein für diesen Einsatz werden zwischen 3.000 und 4.000 Polizisten eingeplant. Stephan Katte, der Leiter des wochenlangen Großeinsatzes, schätzt die Lage ein. An Spieltagen, an denen die deutsche Mannschaft antrete oder bei den Spielen in Berlin würden zum Teil mehr als 2.000 Polizeikräfte benötigt. Die Sicherheitslage müsse "ständig neu" bewertet werden, so Katte.
Aus diesem Grund hat sich die Polizei mit reichlich neuem Equipment und bewährten Experten ausgestattet. So gibt es für die Fanzonen die Sperrelemente Pitagone (Metallsperren) und Oktablöcke (kiloschwere Poller). Ebenso wurde die Abwehrtechnik gegen mögliche Drohnenangriffe erneuert und es wurden Flugverbote verhängt. Dolmetscher werden herangezogen, um schnell auf Eskalationen angereister Fußballfans reagieren zu können.
Im Olympiastadion ist dann die UEFA für den Einlass der Fans verantwortlich. Doch auch hier steht die Polizei mit Super-Recognizern und Verhaltenskennern bereit (beide menschlicher Art). Sie sollen dabei helfen, bekannte Gefährder anhand ihrer Gesichter oder ihres auffälligen Benehmens schon früh zu erkennen und Aggressionen so rechtzeitig zu unterbinden.
Internationale Lage ebenso zu beachten
Auch sei die internationale Lage in Krisen- und Kriegsgebieten wie in Gaza oder der Ukraine ein entscheidender Faktor, der die Sicherheitslage in der Stadt beeinflussen könnte. Polizeieinsatzleiter während der EM in Berlin, Stephan Katte, sagte: "Die Europameisterschaft ist eine Plattform, die durchaus attraktiv sein kann für einen Anschlag."
Ganz anders hatte sich wenige Wochen zuvor Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) geäußert. Bezüglich einer möglichen Terrorgefahr in Berlin im Zeitraum der EM-Spiele warnte sie vor Panikmache: "Lassen Sie sich nicht verunsichern". Genaueres über die Pressekonferenz der Senatorin lesen Sie hier.
Insgesamt werden sechs Spiele im Olympiastation ausgetragen. Das erste wird direkt an Tag zwei der EM die Partie von Spanien gegen Kroatien sein. Es folgen zwei Spiele in der Gruppenphase am 21. und 25. Juni sowie eins im Achtel- und ein weiteres im Viertelfinale. Zu guter Letzt folgt dann natürlich das große Meisterschaftsfinale.
Doch nicht nur die Sportveranstaltung stellt die Polizei vor Herausforderungen. Das politische Berlin wird nur drei Tage vor dem EM-Anstoß zum Gastgeber der Ukraine-Wiederaufbaukonferenz. Diese findet am 11. und 12. Juni auf dem Messegelände statt und benötigt ein entsprechendes Sicherheitsaufgebot.
- Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- olympiastadion.berlin: UEFA EURO 2024
- bundesregierung.de: Expertenkonferenz zum Wiederaufbau der Ukraine
- Frühere Artikel von t-online
- about.visitberlin.de: Fakten zur Fußball-Europameisterschaft UEFA EURO 2024