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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Pro-Palästina-Protest Gewalt zwischen Polizei und Demonstranten eskaliert
Schläge, Flaschenwürfe und brennende Mülltonnen in Neukölln: Im Rahmen einer Pro-Palästina-Demonstration ist es Dienstagnacht zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen.
Gegen 22 Uhr hat die Berliner Polizei eine pro-palästinensische Demonstration am Hermannplatz mit rund 850 Teilnehmern für beendet erklärt. Anschließend lösten die Einsatzkräfte die Versammlung auf. Dabei kam es zu Gewalt gegen Polizisten und Demonstranten.
Zahlreiche Protestierende bewegten sich auf der Sonnenallee und der Karl-Marx-Straße vom Hermannplatz weg. Die Demonstranten skandierten pro-palästinensische Sprechchöre, wie etwa den in Berlin verbotenen Ausruf "From the river to the sea". Und sie zündeten mehrfach Pyrotechnik, berichtete ein Reporter. Außerdem wurden zwei Mülltonnen angezündet.
Die Polizei versuchte, das Gebiet zu räumen. In der aufgeheizten Stimmung kam es zu mehreren Stein- und Flaschenwürfen gegen Polizisten. Doch auch die Beamten reagierten mitunter heftig. Immer wieder drängten und schubsten sie Personen von der Straße – und machten dabei auch nicht vor Pressevertretern halt.
Polizist schlägt Mann mehrfach
Gegen Mitternacht ereignete sich auf der Sonnenallee diese Szene: Mehrere Polizisten in Schutzmontur standen zwei jungen Männern in einem Hauseingang gegenüber. Auf eine hitzige Diskussion folgte Gewalt: Ein Beamter fasste einem der Männer an den Hals, dann stieß er ihn mit der flachen Hand im Gesicht in den Hauseingang. Als der zweite junge Mann Distanz zwischen die beiden Akteure bringen wollte, wurde auch er rabiat weggestoßen. Daraufhin griff ein Beamter dem ersten Mann erneut an den Hals und schlug und trat mehrfach auf ihn ein.
Der Neuköllner Linken-Politiker Ferat Koçak teilte ein Video des Vorfalls auf Instagram. Er zeigt sich erschüttert, "vor allem über die Gewalt an dem Jugendlichen, der nur dazwischen gehen wollte". Koçak weiter: "Das ist ein Niveau, das nicht mehr akzeptabel ist." Für ihn zeige das Video ganz klar einen Fall von Polizeigewalt.
Die Polizei äußerte sich bislang nicht zu dem Geschehen, man könne den Vorfall keiner Festnahme genau zuordnen. Man wolle ihn jedoch prüfen. "Es gab insgesamt 19 Festnahmen, bei mehreren musste Gewalt angewendet werden", so eine Sprecherin der Polizei. Das konnte auch ein Reporter bestätigen.
Polizei: "Bislang keine Erkenntnisse" zu Maßnahme gegen jungen Mann
Bereits gegen 21 Uhr hatte es einen Zwischenfall auf der zu diesem Zeitpunkt noch angemeldeten Demonstration gegeben. Ein junger Mann war von der Polizei zu Boden gebracht worden. Rettungswagen mussten gerufen werden, da der Mann bewusstlos wurde. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die Polizei bestätigte, dass "eine bewusstlose Person von einem Rettungswagen angenommen wurde".
Inwieweit die Einsatzkräfte an dem Zustand des Mannes beteiligt waren, dazu äußerte sich die Pressestelle der Polizei bislang nicht. Auch nicht, ob der Mann festgenommen werden sollte oder womöglich eine Straftat begangen hatte. "Hierzu liegen bislang keine Erkenntnisse vor", so eine Sprecherin.
Insgesamt gab es am Dienstag bei drei pro-palästinensischen Kundgebungen 19 Festnahmen, unter anderem wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, schwerer Körperverletzung sowie Sachbeschädigung. Es wurden drei Polizisten verletzt, allerdings konnten sie ihren Dienst fortsetzen. Informationen über die Zahl verletzter Demonstranten liegen bislang nicht vor.
- Reporter vor Ort
- Anfragen bei der Berliner Polizei
- Telefoninterview mit Ferat Koçak