Zu wenig Personal Polizeieinsatz in Seniorenstift: Heimaufsicht prüft Vorfall
In einem Altenheim fehlte Personal für die Verpflegung älterer Menschen – ein Polizeieinsatz war die Folge. Die Heimaufsicht untersucht den Fall jetzt.
Nach dem Polizeieinsatz wegen Personalmangels in einem Seniorenpflegeheim am Montagabend in Berlin-Lichtenberg prüft die Heimaufsicht den Fall. "Sollte ein Fehlverhalten des Pflegeheims vorliegen, sind aufsichtsrechtliche Maßnahmen zur Beseitigung festgestellter Mängel erforderlich", so ein Sprecher der Pflegeverwaltung zu t-online. Die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner sei sichergestellt. Man befinde sich zudem im intensiven Kontakt mit der Domicil-Gruppe, die das Haus betreibt.
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In der Nacht auf Dienstag rückten Polizei und Feuerwehr samt mehrerer Sanitäter zu dem Haus aus. Eine Pflegekraft hatte gegen 22.30 Uhr die Einsatzkräfte alarmiert. Nach ihrer Schicht hatte sie niemanden, an den sie die Betreuung der rund 140 Bewohner übergeben konnte, teilte die Polizei mit. Neben der Pflegerin waren demnach lediglich zwei Assistenten im Heim anwesend. Diese waren allerdings unter anderem nicht zur Medikamentenabgabe berechtigt. Die Pflegekraft versuchte vergeblich, die Heimleitung und den Bereitschaftsdienst zu erreichen. Daraufhin wählte sie den Notruf.
"Dieser Fehler hätte bemerkt werden müssen"
Am Dienstag äußerte sich die Domicil-Gruppe zu dem Vorfall. Sie betonte, die Pflegerin habe mit dem Notruf richtig gehandelt. Die Planung habe für die Nacht in dem Haus vier Personen vorgesehen: eine Fachkraft und drei Hilfskräfte. Wegen eines EDV-Problems sei die Buchung einer Zeitarbeitskraft mit entsprechender Qualifikation nicht wie üblich per Mail verschickt worden. "Dieser Fehler hätte bemerkt werden müssen, ebenso wie das Ausbleiben einer Rückbestätigung." Außerdem gab die Gruppe zu, dass Notfallketten nicht funktioniert hätten.
Die Senatsverwaltung weist darauf hin, dass die ordnungsgemäße Versorgung in der Einrichtung generell beim Träger liegt. Die Heimaufsicht sei aber dafür verantwortlich, das in dem Haus eingesetzte Personal mit Blick auf die Anzahl und in Zusammenhang mit den Anforderungen an ihre Tätigkeit zu prüfen.
Fachkraftquote bei letzter Prüfung im November erfüllt
Die letzte bei der Domicil-Gruppe angeforderte Personalmeldung im November 2023 ergab eine Fachkraftquote von 54 Prozent und somit die Erfüllung der geltenden Fachkraftquote von 50 Prozent, so der Senat.
Laut dem Statistischen Bundesamt werden wegen der Alterung der Gesellschaft in Deutschland bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Derzeit gebe es 5 Millionen pflegebedürftige Menschen. Dafür stünden rund 16.000 Pflegeheime und etwa ebenso viele Pflegedienste bereit.
- Anfrage bei der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Pflege
- t-online.de: "Personalmangel: Pflegekraft ruft Polizei"
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa