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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Kaufhaus-Erpresser Dagobert Das wird es nie wieder geben
Am kommenden Montag jährt sich die Festnahme des Kaufhaus-Erpressers Dagobert zum 30. Mal. Seine Taten dürfen nicht verharmlost werden. Und doch zeigt sein Werdegang vor allem eines.
Am 22. April 1994 endete im Berliner Ortsteil Johannisthal die spektakulärste Erpressungsserie der deutschen Kriminalgeschichte. Sechs Jahre lang lieferte sich Arno Funke ein wahres Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei.
Unter dem Pseudonym Dagobert erpresste er das bekannte Kaufhaus des Westens und den Karstadt-Konzern. Funke war ein Schwerkrimineller, verursachte Schäden in zweistelliger Millionenhöhe. Und dennoch ist er für viele Bürger auch noch 30 Jahre später der Verbrecher der Herzen.
Superhirn oder Comic-Romantik?
Doch woher stammt der Dagobert-Kult? Ist es die Raffinesse, mit der er seine Verbrechen beging? Der Fakt, dass das Superhirn die Polizei in Serie an der Nase herumführte? Oder wurden seine kriminellen Handlungen durch den Comic-Onkel aus Entenhausen verniedlicht? Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus diesen Punkten.
Er hatte Charme und Humor, wurde von den Medien gehypt, präsentierte sich als jemand, der schlauer ist als die Polizei. Als ein armer Mann, der den Reichen nur ein bisschen was wegnehmen möchte. Ein moderner Robin Hood in eigener Sache.
Seine Verbrechen waren dabei alles andere als Kavaliersdelikte. Er ließ eine Bombe im KaDeWe detonieren und verübte darüber hinaus fünf Bombenanschläge und einen Brandanschlag gegen Karstadt-Kaufhäuser. Eine Person wurde dabei verletzt. Das darf nicht verharmlost werden. Funke war ein Schwerverbrecher, der nicht umsonst zu neun Jahren Haft verurteilt wurde.
Resozialisierung kann funktionieren
Ein wenig Schelm ist er immer noch, wenn er über seine Zeit als Dagobert spricht. Doch so ist Funke. Den Schalk hat er im Nacken. Und so philosophiert er auch weiterhin gerne über seine Zeit als "Erpresser der Nation", durch die er bundesweite Bekanntheit erlangte.
- Lesen Sie hier das komplette Interview mit Arno Funke
Dennoch zeigt sein anschließender Werdegang, dass es mit der Resozialisierung klappen kann. Funke wurde wegen guter Führung bereits im August 2000 aus der JVA Plötzensee entlassen und betätigte sich anschließend als Karikaturist und Autor. Strafrechtlich auffällig wurde er nicht mehr.
Ein Platz in den Geschichtsbüchern
Am kommenden Montag jährt sich seine Festnahme zum 30. Mal. Funke ist mittlerweile 74 Jahre alt. Er genießt sein Rentnerleben in vollen Zügen. Unter der Woche verweilt er in Tangermünde an der Elbe. Seine Zeit als Dagobert hat er hinter sich gelassen.
Und trotzdem wird er immer in den Geschichtsbüchern Berlins einen Platz finden. Als Schwerverbrecher, dem die Herzen der deutschen Bevölkerung zuflogen. So etwas wird es und soll es nie wieder geben.
- Gespräch mit Arno Funke
- Eigene Beobachtungen