Teslas Gigafactory Gesundheitsministerium bestreitet hohe Zahl "schwerer Arbeitsunfälle"
Brandenburgs Gesundheitsministerium hat neue Details zu Arbeitsunfällen in der Tesla-Fabrik mitgeteilt. Es gab demnach nicht viele "schwere Unfälle".
Laut der Gesundheitsministerin von Brandenburg, Ursula Nonnemacher (Grüne), gab es seit 2021 nur "einen schweren Arbeitsunfall" auf dem Gelände von Teslas "Gigafactory" in Grünheide. Zunächst berichtete die "Märkische Oderzeitung" darüber. Die Zahl gehe aus der Antwort des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz auf eine Kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Sebastian Walter und Thomas Domres hervor.
Bei dem einzigen als "schwer" anerkannten Arbeitsunfall handelt es sich laut dem Dokument des Ministeriums um eine offene Fraktur: Es sei auf einer Baustelle passiert. Ein Beschäftigter eines Auftragnehmers habe sich mit seinem Bein zwischen Baggerschaufel und Schiebeschild eines Baggers eingeklemmt.
Im Dokument legte das Gesundheitsministerium eine Liste von weiteren sechs Arbeitsunfällen vor, die zwar für die Betroffenen teils heftige Folgen hatten, aber dennoch vom Ministerium nicht als "schwer" eingeschätzt wurden.
Ein Arbeiter hatte an einer Kreissäge einen Finger verloren, weil er "entgegen der Unterweisung" die nötigen Sicherheitsausrüstung nicht benutzt habe. Eine weitere Person sei auf der Baustelle von einer Scherenbühne gegen ein Schutzgitter gedrückt worden. Sie habe Kopfverletzungen erlitten. Ein anderer Beschäftigter sei mit dem Fuß unter eine Stahlplatte geraten, die zur Befestigung eines Verkehrswegs auf der Baustelle diente. Die Folge seien Verletzungen an Fuß und Unterschenkel gewesen.
Grund für Arbeitsunfälle
Alle aufgelisteten Unfälle wurden vom Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit untersucht. Die Mehrzahl dieser Unfälle stehen laut Brandenburgs Gesundheitsministerium im Zusammenhang mit der Tesla-Baustelle und nicht der Produktion bei Tesla. Das Nichteinhalten von Sicherheitsvorschriften ist der Hauptgrund für die Arbeitsunfälle bei Tesla.
Seit Mai 2021 gibt es nach Angaben des Brandenburger Gesundheitsministeriums grundsätzlich einen mindestens zweiwöchigen Rhythmus von Kontrollen bei Tesla.
Hintergrund der Anfrage von Politikern der Linkspartei, Walter und Domres, beim Brandenburgs Gesundheitsministerium waren kritische Medienberichte, die für viele Reaktionen sorgten.
Recherchen von "Stern"
Das Magazin "Stern" hatte im September unter Berufung auf Behörden und Rettungsdienste in einer investigative Reportage von mindestens 190 Unfällen in Grünheide berichtet.
So habe Tesla diese meldepflichtigen Unfälle zwischen Juni und November 2022 angegeben. Der Rettungsdienst sei im ersten Produktionsjahr 247-mal zu Tesla nach Grünheide ausgerückt. Der Autobauer verwies auf engmaschige Kontrollen der Behörden. Seit der Eröffnung im März 2022 meldete Tesla außerdem 26 Umwelt-Havarien.
Tesla hat bereits eingeräumt, dass es auf dem Fabrikgelände während der Bauarbeiten und seit der Inbetriebnahme mehrere Vorfälle gegeben habe. Bei keinem Vorfall habe es sich aber um einen Störfall nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz gehandelt, bei keinem Vorfall sei es zu Umweltschäden gekommen, heißt es bei dem Unternehmen. Wenn nötig, seien Korrekturmaßnahmen umgesetzt worden.
Inzwischen hat sich auch der Gesundheitsausschuss des Potsdamer Landtags mit dem Thema beschäftigt. Entsprechend gab es auch Kritik an der Rolle der brandenburgischen Landesregierung um Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).
In der Tesla-Fabrik in Grünheide arbeiten nach Angaben des Unternehmens rund 11.000 Mitarbeiter, die hochgerechnet etwa 250.000 Fahrzeuge im Jahr herstellen. Der US-Elektroautohersteller will das Werk ausbauen.
- moz.de: "Bei Tesla hat es bislang nur einen "schweren Arbeitsunfall" gegeben"
- rnd.de: "Mit dem Fuß in den Ofen geraten: Neue Details zu Arbeitsunfällen bei Tesla in Brandenburg"
- stern.de: "Reihenweise Unfälle in Musks Gigafabrik – und die Politik unternimmt nichts"
- Nachrichtenagentur dpa