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Kinderbuch über Prostitution in Berlin: Bezirk Mitte rudert zurück


"Meistens ist es doch so..."
Kinderbuch über Prostitution: Stadt Berlin reagiert auf Kritik

Von t-online, pb

Aktualisiert am 27.09.2023Lesedauer: 2 Min.
Szene aus "Rosi sucht Geld": Das Buch stand rund zehn Jahre auf der Website des Landes Berlin.Vergrößern des Bildes
Szene aus "Rosi sucht Geld": Das Buch stand rund zehn Jahre auf der Website des Landes Berlin.

Wie sollte man Berliner Kindern den Straßenstrich erklären? Offenbar doch nicht mit dem umstrittenen Buch, das der Bezirk Mitte von seiner Website entfernt.

Nach einer Welle der Kritik hat das Bezirksamt Mitte die Werbung für ein Kinderbuch, das das Leben von Prostituierten auf dem Straßenstrich darstellt, von der Website der Stadt Berlin genommen. Das teilte die grüne Bezirksbürgermeisterin von Mitte, Stefanie Remlinger, am Dienstag mit.

Das Buch war dort demnach rund zehn Jahre lang zum kostenlosen Download angeboten worden. Ein feministischer Podcast hatte vor Kurzem das Buch kritisiert, danach kam es in den Sozialen Medien zu zahlreichen kritischen Äußerungen.

Den Autoren des Buches und dem Land Berlin war dabei vorgeworfen worden, die harte Realität auf dem Berliner Straßenstrich, bei dem die Frauen teils ausgebeutet und körperlich attackiert werden, zu verharmlosen.

Zu den Kritikern gehört auch die CDU-Bezirksverordnete Daniela Fritz, die der "Bild" sagte: "Diese Themen muss man kleinen Kindern in diesem Alter so noch nicht näher bringen. Sie können das gar nicht begreifen, sind nur verunsichert."

Worum geht es in dem Buch – und was wird gezeigt?

Das 72-seitige Buch zeigt zahlreiche Zeichnungen von Frauen, die sich auf dem Straßenstrich in Berlin anbieten. In dem Buch wird die Prostitution so erklärt: "Es ist anders als bei Mama und Papa. Mama macht Liebe mit Papa, aber die Männer bei Rosi machen nicht Liebe, sondern Sex wie im Fernsehen."

Als die Kinder im Buch sich daraufhin fragen, wie Sex ohne Liebe funktionieren soll, entgegnet die Protagonistin Rosi, die seit Jahren im Kurfürstenkiez auf dem Strich arbeitet: "Meistens ist es doch so: Die Männer wollen ihren Penis in meine Vagina stecken. Ein paar Mal rein und ein paar Mal raus – und fertig. Mehr ist da gar nicht dran." Andere würden nur reden wollen.

Das Buch endet damit, dass Rosi in ihre bulgarische Heimat und zu ihren Kindern zurückkehrt und dort einen Job als Kellnerin findet. Die Brutalität auf dem Straßenstrich, ausgeübt durch Freier und Zuhälter, wird nicht erwähnt.

Scharfe Kritik an Kinderbuch: Bezirk reagiert

Das Bezirksamt Mitte erklärte am Dienstag, dass es zehn Jahre lange keine Reaktionen auf das Buch gegeben habe – obwohl es aktiv beworben worden sei. Das Buch sei ausschließlich an Erwachsene herausgegeben worden, die selbst entschieden hätten, wie man es verwendet.

Der Bezirk hatte das Buch mit einer Künstlerin entwickelt, nachdem Familien im Kurfürstenkiez, wo die Straßenprostitution in Berlin besonders auffällig ist, sich gefragt hatten, wie sie ihren Kindern die Frauen, Freier und Zuhälter im Straßenbild erklären sollen.

Nach dem Druck aus den Sozialen Netzwerken sei man jetzt aber zu dem Schluss gekommen, dass "diese Handreichung keine der erwarteten Ergebnisse erzielt hat und Erwachsene das Buch nicht genutzt haben."

Daher wolle man das Buch von der Website entfernen und den Bereich der Seite, der sich mit der Straßenprostitution beschäftigt, überarbeiten und an "heutigen Bedarf" anpassen.

Verwendete Quellen
  • berlin.de: Pressemitteilung des Bezirksamts Mitte, 26.09.2023
  • bild.de: Berlin klärt Sechsjährige über Straßenstrich auf
  • berlin.de: Rosi sucht Geld (PDF)
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