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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Goldstaub statt Currypulver So schmeckt Berlins luxuriöseste Currywurst
Currywurst gehört einfach zu Berlin. Den Snack gibt es hier an jeder Ecke. Eine ganz besondere Version gibt es jedoch im Hotel Adlon. Aber kann die was?
Es ist die erste Adresse in Berlin: das Nobelhotel Adlon-Kempinski. Hier steigen Promis und Royals ab. Das Hotel verspricht tollen Service, Luxus – und exquisites Berliner Fastfood. Denn nebst Kaviar, Tatar und Austern gibt es in der noblen Lobby-Bar auch die bekannte Adlon-Currywurst. Der edle Schnellimbiss-Klassiker ist beliebt. Volle 6.136 Mal wurde die Wurst vergangenes Jahr bestellt und verspeist. Stolze 23 Euro kostet hier die Berliner Spezialität. Aber ist sie ihren Preis auch wert? Ich habe für t-online den Selbstversuch gewagt. Das Ergebnis hat selbst mich, einen bekennenden Currywurst-Liebhaber, überrascht.
Schon am Eingang des Nobelhotels werde ich zuvorkommend in Empfang genommen, eine Kellnerin geleitet mich zu meinem Wunschplatz. Anders als in einem Restaurant gibt es in der Lobby des Adlon bequeme Polstersessel und niedrige Lounge-Tische. Kaum gesetzt, kann ich auch schon bestellen. Die Currywurst soll es sein. Denn es gilt herauszufinden: Kann sich ihr Geschmack wirklich vom typischen Imbiss abheben und ist sie ihr Geld wert?
Nur wenige Minuten nach der Bestellung kommt sie auch schon: die wohl teuerste Currywurst Berlins. Schön sieht sie aus. Die Pommes wirken knusprig, die hausgemachte, leuchtend rot-gelbe Sauce schmeckt schon beim Hinschauen. Ein geröstetes Milchbrötchen liegt daneben. Und dann natürlich das i-Tüpfelchen, das Sahnehäubchen Luxus auf dem Imbiss-Klassiker: Statt Currypulver glänzt 23-karätiger Goldstaub auf der Nobel-Wurst.
Guten Appetit: So schmeckt die Adlon-Currywurst
Und wie schmeckt sie nun? Der erste Test-Happen ist: wirklich lecker. Die Wurst, die ohne Darm zubereitet wird, ist schmackhaft-würzig, ohne dabei überladen zu schmecken. Auch die Sauce ist ein Gedicht. Fruchtig-süß mit einem angenehmen Curryaroma. Für meinen Geschmack fehlt allerdings die currywursttypische Schärfe.
Ein weiteres Manko: Vom Goldstaub bekommt man geschmacklich erst mal gar nichts mit. Auch eine zweite Probe aufs Exempel, diesmal mit dem Brötchen, direkt in Sauce und Goldstaub gedippt, zeigt: An den Geschmacksknospen kommt nichts an, das an Gold erinnern könnte. Das Brötchen hingegen ist lecker buttrig, höchstens ein wenig trocken.
Kommen wir zu den Pommes, ein Muss bei jeder guten Currywurst. Und die sind wirklich hervorragend. Knusprig-knackig, jeder einzelne Kartoffelstreifen ist perfekt gewürzt. Das Herz aller Pommesliebhaber würde bei den Adlon-Fritten schneller schlagen.
Fazit: Ist die Adlon-Currywurst ihren Preis wert?
Also, wird die Adlon-Currywurst ihrem stolzen Preis von 23 Euro gerecht? Ich finde: Im Adlon gibt es eine sehr, sehr gute Currywurst. Die hausgemachte Sauce ist lecker, besticht mit fruchtigen Noten, auch wenn hier ein wenig mehr "Biss", also Schärfe, gutgetan hätte.
Die Pommes sind herrlich, an jeder Straßenecke bekommt man solche Fritten definitiv nicht.
Das Goldpulver obendrauf ist allerdings – zumindest für mich – unnötig. Es verfälscht zwar nicht den Geschmack, trägt aber auch nichts dazu bei. Nur um dafür den immerhin sehr happigen Preis von 23 Euro zu rechtfertigen, ist das aber zu wenig. Das braucht es auch eigentlich nicht. Für einen angemesseneren Preis könnte man die dekadente "Show of Force" aus Gold auch weglassen.
Denn die Adlon-Currywurst ist lecker und hebt sich definitiv vom 08/15-Imbiss ab. Dennoch sind 23 Euro dafür schlicht überteuert. Kein Wunder also, dass der berühmte Adlon-Döner inzwischen die Nobelcurrywurst als beliebtestes Gericht abgelöst hat, wie mir eine Mitarbeiterin des Hotels berichtet.
- Reporter vor Ort
- Website des Hotel Adlon-Kempinski