"Letzte Generation" Aktivistin kündigt nach Verurteilung riesige Blockaden in Berlin an
Eine Aktivistin der "Letzten Generation" ist in Berlin verurteilt worden. Für sie kein Grund aufzuhören. Ab dem Herbst soll es in der Hauptstadt weitergehen.
Wegen des Festklebens am Rahmen eines Gemäldes von Lucas Cranach dem Älteren und der Teilnahme an mehreren Straßenblockaden hat das Amtsgericht Berlin-Tiergarten die 20-jährige Klimaaktivistin Lina E. zu einer Geldstrafe in Höhe von 130 Tagessätzen zu je 10 Euro verurteilt. Das Gericht sprach sie am Dienstag der gemeinschädlichen Sachbeschädigung, des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte sowie der Nötigung schuldig. Die Aktivistin der Gruppe "Letzte Generation" kündigte bereits an, weiter protestieren zu wollen.
Die 20-Jährige hatte sich am 25. August 2022 in der Berliner Gemäldegalerie mit einer Mitstreiterin an dem Rahmen des Cranach-Gemäldes "Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" festgeklebt. Dabei entstand ein Schaden von rund 2.300 Euro. Richterin Corinna Sassenroth sprach von einem "historischen Rahmen" aus dem 15. Jahrhundert. Dieser habe aufwendig wiederhergestellt werden müssen. Es handle sich deshalb um gemeinschädliche Sachbeschädigung.
"Letzte Generation": Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte
Das Festkleben sei zudem als Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte zu werten, weil es die polizeiliche Maßnahme erschwert habe. Verurteilt wurde E. darüber hinaus für sechs weitere Klebeaktionen vom vergangenen Jahr – in der Kantine des Pharma- und Chemiekonzerns Bayer auf dem Firmengelände im Stadtteil Wedding sowie bei fünf Straßenblockaden.
Auch hierbei kam es laut Urteil zum Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Drei Straßenblockaden wertete das Gericht zudem als versuchte Nötigung und zwei als vollendete. Zeugen hatten über lange Staus berichtet.
Richterin: "Habe Verständnis"
Sie habe "Verständnis für einige Aktionen", sagte Richterin Sassenroth. Es könnten jedoch einzelne oder auch eine größere Gruppe das Recht nicht selbst in die Hand nehmen. Die Richterin appellierte an die Aktivistin, sich auf anderem Weg zu engagieren – sich auf irgendetwas festzukleben, sei "destruktives Verhalten". Das Urteil lag unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die eine Geldstrafe in Höhe von 200 Tagessätzen zu jeweils 15 Euro gefordert hatte. Der Verteidiger beantragte hingegen einen Freispruch.
Die Aktivistin kündigte an, gegen das Urteil vorgehen zu wollen – und weiter zu protestieren. "Für mich ist klar, dass ich weitermachen werde", sagte sie. "Es macht mich total wütend. Der politische Apparat funktioniert viel zu langsam, dann ist es zu spät, wir brauchen Sofortmaßnahmen", so die Aktivistin laut der "B.Z.". Ab September solle es daher wieder größere Aktionen in der Hauptstadt geben, mit Teilnehmerzahlen "im vierstelligen Bereich".
- Nachrichtenagentur afp
- bz-berlin.de: "Klima-Chaotin kündigt mehr als 100 Kleber in Berlin an"