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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Längst überfällig" Messerverbot am Leopoldplatz: Das hat sich verändert

Im Gebiet rund um den Leopoldplatz im Wedding gilt seit Kurzem eine Waffen- und Messerverbotszone. Doch was bringt sie? t-online hat mit Gewerbetreibenden gesprochen.
Der Leopoldplatz im Berliner Ortsteil Wedding gilt seit Jahren als Kriminalitäts- und Drogenhotspot. Deshalb soll mit der Einrichtung einer Waffenverbotszone die Sicherheit erhöht und mögliche Straftaten im Vorhinein verhindert werden.
"Die regelmäßigen Kontrollen waren längst überfällig", sagt Harun Dilek. Er steht seit neun Jahren mit seinem Kaffeestand vor dem Ausgang des U-Bahnhofs. "Mich kann man hier nicht mehr wegdenken", sagt der 36-Jährige. Er schätze den Platz, man kenne sich hier. Seit der Einrichtung der Verbotszone Mitte Februar rücken öfter Einsatzhundertschaften der Polizei zum Leopoldplatz aus. Erst gestern sollen Polizisten am Bahnsteig des U-Bahnhofs Menschen kontrolliert haben.
"Manchmal frage ich mich, warum ich immer noch hier bin"
Trotzdem komme es immer wieder zu Zwischenfällen, sagt Dilek. Erst am vergangenen Freitag soll ein Mann mit einer Bierflasche den Standbetreiber angegriffen haben, auch seine Nase sei ihm gebrochen worden. "Manchmal frage ich mich, warum ich immer noch hier bin", erzählt Dilek weiter.
Es ist das Umfeld, das ihn dort hält, sagt er, während eine Kindergartengruppe an ihm vorbeiläuft. "Hallo, Harun", rufen einige. An den zwei kleinen Tischen vor dem Kaffeestand sammelt sich die Stammkundschaft. Eine davon ist Rosi, die seit rund 20 Jahren einen Obst- und Gemüsestand am Wochenmarkt auf dem Leopoldplatz betreibt.
"Leopoldplatz ist mein zweites Wohnzimmer"
Die 63-Jährige kennt alle ihre Kunden mit Namen. Zweimal pro Woche steht sie an dem Platz: "Der Leopoldplatz ist mein zweites Wohnzimmer", sagt sie. Von den Kontrollen habe sie bislang nicht viel mitbekommen. Sinnvoller fände sie sowieso mehr Sozialarbeit rund um den Platz.
Da stimmt Harun Dilek zu. Die Sozialarbeiter, beispielsweise vom Fixpunkt e. V., seien gerade für drogenabhängige Menschen nahbarer als Polizisten, sagt er. In den Anlaufstellen erhalten die Menschen eine warme Mahlzeit und saubere Spritzen. Wichtig sei Rosi bei all den Maßnahmen, dass solche Menschen durch eine höhere Polizeipräsenz nicht einfach verdrängt werden.
Positive Auswirkungen durch Bezirksmaßnahmen
Dennoch habe die hohe Polizeipräsenz auch positive Auswirkungen. "Es kommen dadurch mehr Menschen auf den Platz", sagt Rosi. Sie glaube, dass das Gefühl von Sicherheit mit Polizisten vor Ort höher ist. Wirkungen zeigen laut Rosi und Dilek auch die Bemühungen des Bezirks, etwa in Form der Lichtinstallation, die für rund einen Monat am Leopoldplatz aufgebaut wurde. Rosi nimmt oft am "Runden Tisch Leopoldplatz" teil. Dort treffen sich Anwohner, Gewerbetreibende, Vertreter der Bezirksverwaltung und andere Akteure, um über die Zukunft des Platzes zu diskutieren.
Die hohe Beschaffungskriminalität habe aber auch schon Gewerbetreibende von dort vertrieben. Die Inhaberin eines Cafés in der Nähe soll zugemacht haben, weil bei ihr immer wieder eingebrochen wurde. Auf der Terrasse des Cafés seien auch Kellnerinnen bestohlen worden, erzählen Dilek und Rosi.
Anlasslose Kontrollen – Bußgeld von bis zu 10.000 Euro
Die Waffen- und Messerverbotszone gilt neben dem Leopoldplatz noch an zwei weiteren Orten: rund um den U-Bahnhof Kottbusser Tor und den Görlitzer Park. Im Vorfeld übten mehrere Seiten Kritik an den Verbotszonen. Unter anderem wird die Effektivität der Verordnung infrage gestellt.
In den ersten zehn Tagen nach Inkrafttreten der Verordnung hat die Polizei am Leopoldplatz 23 Waffen und Messer konfisziert, davon 14 an einem Tag. Das teilte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) im Innenausschuss mit. Ein Verstoß kann mit einer Geldbuße von bis zu 10.000 Euro geahndet werden.
- Reporter vor Ort
- berlin.de: Mitteilung der Berliner Polizei vom 14. Februar 2025