"Unerträglicher Zustand" Spendensammlung für "Rammstein-Anwalts-Opfer"
Ein Twitterer aus Berlin ist von einer Followerin angeschrieben worden: Angeblich hat sie juristischen Ärger. Er startete eine Sammlung – und wird nun angefeindet.
Der Twitter-User DennisKBerlin hat 20.000 Follower, nennt sich in seinem Profil Antifa-Jurist, liebt Fußball, guten Wein und Techno. Da sich der Berliner immer wieder auf der Social-Media-Plattform engagiert, wenn ihm Dinge ungerecht erscheinen, hat er einerseits eine recht ansehnliche Fan-Gemeinde gesammelt – wird andererseits aber auch wegen seiner Haltung zu kontroversen Themen regelmäßig angefeindet.
Jetzt steht er mal wieder im Hagel der Kritik. Grund ist eine jüngst von ihm gestartete Spendenkampagne auf der Seite "GoFundMe". Dabei geht es um Rammstein.*
Twitterer aus Berlin: "...während Täter sich feiern lassen"
Wie DennisKBerlin schreibt, sammelt er dort "Hilfe für Rammstein-Anwalts-Opfer". Leider habe sich eben die erste Followerin bei ihm gemeldet, "die im Zuge der Berichterstattung über Rammstein Post bekommen hat", heißt es in dem am Wochenende veröffentlichten Text.
Und weiter: "Es ist ein unerträglicher Zustand, dass Opfer sexualisierter Gewalt zum Schweigen gebracht werden sollen, während Täter sich feiern lassen."
Spendenziel schon am Sonntag erreicht
Die Spenden sollten dazu beitragen, der Followerin juristisch zu helfen. Sollte mehr Geld als dafür nötig zusammenkommen, werde "die überschüssige Summe verwendet, um weiteren Opfern in diesem Fall zu helfen, die es vermutlich in den nächsten Tagen geben wird".
Sofort fingen die Leute an zu spenden: Bis Montagmorgen zückten mehr als 400 Menschen ihre Kreditkarte, es kamen mehr als 8.000 Euro zusammen. Das ursprüngliche Spendenziel war bereits am Sonntag erreicht worden, DennisKBerlin löschte daraufhin seinen Tweet, der auf die Spendenkampagne hinwies.
Rammstein: DJV kritisiert Till Lindemanns Anwalt
Gleichzeitig wies er darauf hin, dass es offenbar Menschen gebe, denen seine Spendensammlung gar nicht gefalle: "Es gibt da leider gerade eine Kampagne, die gegen mich gefahren wird", schrieb er. Die Methoden seien "ekelhaft": Sowohl per Mail als auch per Direktnachricht hätten ihn Drohungen erreicht, zigfach werde zudem in den Raum gestellt, die Sammlung wäre Fake.
Kritik am juristischen Umgang von Bandmitgliedern mit den Vorwürfen gegen Sänger Till Lindemann hatte es bereits zuvor gegeben. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) sah Einschüchterungsversuche gegenüber recherchierenden Medien.
Die bekannte Kanzlei Schertz Bergmann hatte in einer Presseerklärung rechtliche Schritte gegenüber Medien angedroht. Dass sich der Rammstein-Sänger in Schweigen hülle, verhindere Berichterstattung nicht, so lange weitere glaubwürdige Informationen vorlägen, sagte dazu der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall. Medien sollten sich von der Presseerklärung des Lindemann-Anwalts nicht einschüchtern lassen: "Die Vorwürfe gegen den Frontmann einer der bekanntesten deutschen Bands sind so schwerwiegend, dass sie recherchiert und berichtet werden müssen."
*Die Berliner Staatsanwaltschaft hat das Ermittlungsverfahren gegen Till Lindemann am 29. August eingestellt. Es konnten keine Belege für ein strafbares Verhalten gefunden werden. Hier lesen Sie die Details zu der Entscheidung. Damit handelt es sich bei dem Sänger der Band Rammstein weder offiziell um einen Tatverdächtigen noch um einen Beschuldigten.
- gofundme.com: "Hilfe für Rammstein Anwalts Opfer"
- twitter.com: Account von DennisKBerlin
- djv.de: "Kein Medienmaulkorb"