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Polizeigewalt in Brandenburg? Mann erstickt nach Festnahme offenbar an Erde


Hatte er Erde in der Lunge?
Mann erstickt offenbar nach Polizeieinsatz

Von t-online, stk

Aktualisiert am 15.04.2023Lesedauer: 2 Min.
Sanitäter im Einsatz (Symbolfoto): Der Mann wurde noch während der Festnahme bewusstlos und kam dann ins Krankenhaus.Vergrößern des Bildes
Sanitäter im Einsatz (Symbolfoto): Der Mann wurde noch während der Festnahme bewusstlos und kam dann ins Krankenhaus. (Quelle: IMAGO / Rolf Kremming)

Schwere Vorwürfe gegen die Polizei in Brandenburg: Nach einem Einsatz der Beamten kommt ein Mann bewusstlos in eine Klinik. Kurz darauf ist er tot.

Ein 45-jähriger Mann ist am Dienstagabend in einem Berliner Krankenhaus gestorben. Zuvor war er Beamten in Niederlehme (Dahme-Spreewald) durch "aggressives Verhalten" aufgefallen. Zudem soll er auf einem Grundstück des Ortes randaliert haben.

Als ihn die Beamten festgenommen hatten, kollabierte der Mann, teilte ein Sprecher der Polizei in einer Mitteilung mit. Wie der "Tagesspiegel" nun berichtet, stellten Mediziner im behandelnden Krankenhaus offenbar Erde in Mund und Lunge des Bulgaren fest. Erstickte der 45-Jährige aufgrund zu harten Eingreifens der Polizei?

"Er verhielt sich aggressiv, biss und war psychisch auffällig"

Am Dienstagabend gegen 21.15 Uhr wurden Einsatzkräfte an die Karl-Marx-Straße in Niederlehme gerufen. Vor Ort stellten sie nach eigenen Angaben einen Mann fest, der gegen Gegenstände trat und auf einen Pkw eingeschlagen haben soll. Trotz mehrfacher Aufforderung, sein Handeln zu unterlassen, habe der Mann sein Vorgehen fortgesetzt.

"Er verhielt sich aggressiv, biss und war psychisch auffällig", so ein Sprecher. Durch die Polizisten sei dann Pfefferspray zum Einsatz gekommen. Der 45-Jährige sei mit Unterstützung von Anwohnern fixiert und gefesselt worden, "unmittelbar danach wurde er ohnmächtig, die Handfesseln wurden gelöst, Erste Hilfe geleistet und ein Notarzt hinzugerufen", hieß es weiter.

Die Beamten schreiben, der Mann kam zur weiteren Behandlung in eine Klinik. Nach "Tagesspiegel"-Informationen sei der Mann zu diesem Zeitpunkt bereits hirntot gewesen, die Ärzte hätten einen hypoxischen Hirnschaden festgestellt. Zu diesem komme es bei massivem und länger anhaltendem Sauerstoffmangel des Gehirns.

Gesicht "gewaltsam" in Erde gedrückt?

Wie der Bericht weiter ausführt, hätten die Mediziner Erde sowohl im Mund als auch in der Lunge des 45-Jährigen festgestellt. Es sei denkbar, dass der Mann "gewaltsam" und für mehrere Minuten mit dem Gesicht in matschige Erde gedrückt wurde und so die Erde eingeatmet haben könnte. Im Polizeibericht verlieren die Beamten darüber jedoch kein Wort.

Laut Bericht starb der 45-Jährige am Mittwochabend eines "unnatürlichen Todes". Ein Sprecher der Brandenburger Polizei bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Samstag, dass der Tote zur Ermittlung der Todesursache in der kommenden Woche obduziert werden soll.

Linke-Fraktion fordert Aufklärung

In der Zwischenzeit fordert die Linke-Fraktion Aufklärung zu dem Polizeieinsatz im Innenausschuss des Brandenburger Landtags. "Es ist tragisch und bestürzend, dass es in kurzer Zeit wohl wieder zu einem Todesfall nach einem Einsatz der Polizei Brandenburg gekommen ist", sagte deren innenpolitische Sprecherin Marlen Block. "Es ist auffällig, dass es wieder ein Mensch war, der sich offenbar in einer psychischen Ausnahmesituation befand."

Damit verwies Block auf den Fall eines 34-Jährigen, der im März durch Schüsse aus einer Dienstwaffe der Polizei getötet worden war. Der Mann war nach Angaben der Polizei mit einem axtähnlichen Gegenstand auf Beamte losgegangen, die in einem Mehrfamilienhaus wegen Ruhestörung im Einsatz waren. Daher hätten sich die Beamten gezwungen gesehen, von der Dienstwaffe Gebrauch zu machen. Block forderte, Polizisten müssten auf solche Einsätze deutlich besser vorbereitet werden.

Verwendete Quellen
  • polizei.brandenburg.de: Mitteilung vom 12.04.23
  • tagesspiegel.de: "Polizeigewalt in Brandenburg?: An Erde erstickt, hirntot, wiederbelebt und in Berlin gestorben" (kostenpflichtig)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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