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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Aquadom" in Hotel geplatzt "Um 6 Uhr gab es einen extrem lauten Knall"
Alarm in einem Berliner Hotel: Ein riesiges Aquarium ist geplatzt, Polizei und Feuerwehr sind im Großeinsatz. Hotelgäste berichten von der massiven Zerstörung.
Andreas Schmidt hält den Griff seines kleinen Rollkoffers in der einen, zwei Plastiktüten in der anderen Hand. Um ihn herum reihen sich Dutzende Feuerwehr- und Rettungswagen mit Blaulicht aneinander. Immer wieder schrillen im Hintergrund Alarmanlagen: "Ich bin gerade erst aufgestanden und habe die ganze Verwüstung gesehen", sagt er mit ruhiger Stimme.
Schmidt ist Gast im "Hotel Dom Aquarée", er steht auf der Karl-Liebknecht-Straße in Berlin-Mitte, dort, wo wenige Meter weiter die Zerstörung kaum zu übersehen ist: Das weltgrößte zylindrische Aquarium, das im Foyer des Hotels stand, ist zerborsten. Bis auf die Karl-Liebknecht-Straße hinaus spülten Hunderttausende Liter Wasser den Schutt aus dem Hotel.
Seine Sachen musste Schmidt schnell zusammensuchen, als die Feuerwehr das Hotel am Morgen evakuierte. Dabei machte er sich zunächst keine großen Sorgen. "Ich habe tief geschlafen, dann gab es gegen 6 Uhr einen extrem lauten Knall". Er habe anschließend das Licht angemacht, erzählt er. Weil der Strom noch funktionierte, war er beruhigt und legte sich wieder schlafen. "Das ganze Ausmaß der Verwüstung habe ich erst gesehen, als ich um halb acht aufgestanden bin. Tatsächlich habe ich erst durch das Internet herausgefunden, dass es mit dem Aquarium zusammenhängt."
Hier können Sie von einer Bundestagsabgeordneten im Video hören, wie sie den Morgen im Hotel erlebt hat.
"Die Wassermassen müssen eine irre Kraft gehabt haben"
Laut Schmidt sei im Inneren des Hotels nichts mehr vom Bar- und Lobbybereich zu erkennen. "Da steht kein Tisch mehr, der Lobbytresen ist komplett zerstört. Die Wassermassen müssen eine irre Kraft gehabt haben." Gestern Abend saß er noch an der Bar, die zu dem Zeitpunkt gut gefüllt gewesen sei. "Wäre das zur üblichen Barzeit passiert, wäre das verheerend gewesen."
Ein weiterer Hotelgast, der anonym bleiben möchte, schlief in einem Zimmer, das zum Foyer hinausging. "Ich habe gemerkt, wie die Erde gebebt hat. Ich bin zum Fenster gegangen und habe gesehen: Das Ding ist explodiert." Überall hätten Trümmerteile und Fische am Boden gelegen. "Ich habe im ersten Moment überlegt, ob das ein Traum ist. Kurz darauf habe ich es dann realisiert und mich gefragt, ob ich in Gefahr bin." Eine größere Gefahr bestand für die Hotelgäste nach ersten Informationen nicht – zwei Personen wurden aber verletzt.
Bundestagsabgeordnete schlief ebenfalls im Hotel
Das zerstörte Aquarium war nach Angaben des Gastes mit großen Scheinwerfern beleuchtet, irgendwann seien diese aber ausgegangen. "Dann habe ich im Foyer nur noch die Taschenlampen der zehn bis 15 Feuerwehrleute gesehen, die sich durch die Trümmer bewegten."
Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Weeser schlief ebenfalls in dem Hotel nahe des Alexanderplatzes: "Ich habe gedacht, es ist ein kurzes Erdbeben", sagt sie zu t-online, als sie durch die Polizeiabsperrung in Richtung der bereitgestellten BVG-Busse geht. "Es ist schon ein Drama. Im Hotel herrscht ein Bild der Verwüstung."
Auch sie legte sich nach dem lauten Knall zunächst wieder schlafen. Erst als sie aus dem Fenster schaute und die gesperrte Straße sah, wurde ihr klar, dass etwas nicht stimmte: "Sehr tragisch", sei das alles.
Insgesamt sei es in dem Hotel ruhig zugegangen, sagen die Gäste übereinstimmend. Alarmiert wurden sie von Hotelmitarbeitern aber offenbar nicht. Erst als die Feuerwehr von Zimmer zu Zimmer ging und die Menschen evakuierte, realisierten viele das Ausmaß des Vorfalls.
- Reporter vor Ort