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Berliner Mieter fast zwei Wochen ohne Heizung und Warmwasser


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Zehn Grad Raumtemperatur
Berliner Mieter fast zwei Wochen ohne Heizung und Warmwasser


Aktualisiert am 14.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Karin Dierke frierend auf ihrem Sofa: Die Rentnerin leidet unter der Situation.Vergrößern des Bildes
Karin Dierke frierend auf ihrem Sofa: Die Rentnerin leidet unter der Situation.
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Seit fast zwei Wochen gibt es in einem Berliner Mietshaus weder Heizung noch Warmwasser. Die Situation bringt die Mieter an ihre Grenzen.

Dick eingepackt sitzt Karin Dierke auf ihrer Couch im Wohnzimmer. Die Rentnerin trägt Jacke und Schal und hat sich eine Wolldecke übergeworfen. Warum sie das tut, verdeutlicht ein Blick auf das Thermometer in einer Ecke des Raumes: 10,3 Grad zeigt es an. "Es ist furchtbar, ich friere", sagt Dierke.

Das geht nun schon seit knapp zwei Wochen so. Am 1. Dezember ist in dem Mietshaus in Berlin-Spandau, in dem Dierke wohnt, die Heizung ausgefallen. Auch Warmwasser gibt es seitdem keines mehr. Betroffen sind nach t-online-Informationen 36 Mietparteien.

Duschen bei einer Bekannten

Zweimal in der Woche geht Dierke zu einer Bekannten, um dort zu duschen. Eigentlich sei ihr das unangenehm, sagt sie. Aber es gehe momentan nicht anders. Und wenn sie sich mal kurz aufwärmen will, besucht sie ihre Nachbarn, die Familie Kühne. Die sind zwar auch von dem Heizungsausfall betroffen, haben sich aber nach ein paar Tagen in der Kälte drei elektrische Heizgebläse angeschafft.

Bevor Matthias Kühne die Wohnungstür öffnen kann, muss er erst einmal die Decke entfernen, die er davor genagelt hat. "Unter der Türe zieht kalte Luft rein. Wir versuchen alles, um irgendwie klarzukommen", erzählt er. Bei den Kühnes ist es deutlich wärmer als bei Dierke. In der Küche und im Wohnzimmer surrt je ein Heizgebläse. "Ich bin gespannt auf die Stromrechnung", sagt Kühne. Den ganzen Tag könne man die Gebläse allerdings nicht anlassen. Und nachts kühle die Wohnung ebenfalls auf etwa 10 Grad herunter.

Abwasch und Körperhygiene aus dem Wasserkocher

Ehefrau Liane Kühne bemerkte als Erste, dass etwas nicht stimmt. Beim Abwasch sei das Wasser plötzlich nicht mehr warm geworden. "Dann hab ich an die Heizung gefasst, die war auch kalt", berichtet sie.

Die Kühnes, die gemeinsam mit dem Sohn und der Schwiegertochter in der kleinen Wohnung leben, haben seither alles versucht, um wieder Heizung und Warmwasser zu bekommen. Etwa 100 Mal hätten sie bei der Mängelhotline und bei der Hausverwaltung direkt angerufen. Dort seien sie nur vertröstet worden. Mittlerweile reagiere niemand mehr auf E-Mails. Abwasch und Körperhygiene erledigen die Kühnes derweil mit Wasser, das sie im Wasserkocher und in Töpfen erwärmen. Teilweise sei sie stundenlang damit beschäftigt, die Badewanne zu füllen, damit alle notdürftig duschen könnten, sagt Liane Kühne.

An 9. Dezember, also acht Tage nach dem Ausfall, habe die Hausverwaltung zum ersten Mal offiziell über den Defekt und die geplante Instandsetzung informiert. Seitdem hängt ein Schreiben an der Eingangstür des Hauses. "Die zentrale Heizungsanlage ist defekt", steht darin. "Hätten wir jar nich mitbekommen sonst, wa", sagt Matthias Kühne und schnaubt verächtlich.

"Alles ist klamm, sogar die Klamotten in der Kommode"

Weiter heißt es in dem Schreiben, dass es Lieferschwierigkeiten beim defekten Brenner gegeben habe. Dieser solle aber nun am Montag ankommen und am Dienstag, den 13. Dezember, verbaut werden. Der Geschäftsführer teilte auf t-online-Anfrage zunächst das Gleiche mit. An diesem Dienstag gegen 13 Uhr ist von Handwerkern jedoch noch nichts zu sehen.

Die Kühnes haben neben der Kälte ein weiteres großes Problem. Kalte Luft kann nämlich weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Das zeigt sich in der Wohnung überall: Auf den Fenstern ist deutlich Kondenswasser zu sehen, auch die Wände sind feucht. "Alles ist klamm, sogar die Klamotten in der Kommode und meine Medikamente im Schrank", berichtet Matthias Kühne. Er deutet auf mehrere Ecken, an denen sich schwarzer Schimmel gebildet hat. Der sei nicht da gewesen, als die Heizung noch funktioniert habe. "Wir husten immer öfter, wahrscheinlich liegt das am Schimmel", sagt seine Frau Liane.

Matthias Kühne will wegen der erlittenen Unannehmlichkeiten im Januar keine Miete überweisen. Das habe er der Hausverwaltung auch angekündigt, darauf aber keine Reaktion erhalten, sagt er. Der Geschäftsführer der Hausverwaltung antwortet t-online auf die Frage, ob den Bewohnern Mietminderungen zustünden: "Rechtliche Fragen kann ich Ihnen nicht beantworten. Wir wissen aber, dass die Mieter gut beraten sind."

Gegen 18 Uhr läuft die Heizung noch immer nicht. Mittlerweile stehe aber das Auto eines Technikers vor dem Haus, berichtet Liane Kühne. Die Hausverwaltung teilt auf erneute t-online-Anfrage mit, dass der neue Brenner um 14 Uhr am Haus angekommen sei und die Montage noch andauere. Die Mieter haben laut Liane Kühne eine Mail erhalten, wonach ab etwa 22 Uhr wieder alles funktionieren soll. "Ich glaub das erst, wenn das warme Wasser aus der Leitung kommt", sagt Liane Kühne.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Mehrere Anfragen an die Hausverwaltung
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